Das historische Gebäude des Kulmbacher Bauamtes wird von Grund auf saniert

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Mitarbeiter der Firma Hermann sind zur Zeit mit Erdarbeiten bescshäftigt.Foto: Katrin Geyer
Mitarbeiter der Firma Hermann sind zur Zeit mit Erdarbeiten bescshäftigt.Foto: Katrin Geyer
Seit vielen Jahren gestalten die Mitglieder des Kulmbacher Büttnerfachvereins das Altstadtfest-Programm im Bauamtshof - weshalb ein Schild das Gelände auch ganz offiziell als "Büttnerwinkel" ausweist.Foto: Katrin Geyer
Seit vielen Jahren gestalten die Mitglieder des Kulmbacher Büttnerfachvereins das Altstadtfest-Programm im Bauamtshof - weshalb ein Schild das Gelände auch ganz offiziell als "Büttnerwinkel" ausweist.Foto: Katrin Geyer
 
So soll das Bauamt nach der Sanierung aussehen.Grafik: Stadt Kulmbach
So soll das Bauamt nach der Sanierung aussehen.Grafik: Stadt Kulmbach
 
Wo sonst zum Altstadtfest Bierbuden stehen, lagern jetzt Pflastersteine. Im nächsten Jahr soll im Bauamts-Hof wieder gefeiert werden.Foto: Katrin Geyer
Wo sonst zum Altstadtfest Bierbuden stehen, lagern jetzt Pflastersteine. Im nächsten Jahr soll im Bauamts-Hof wieder gefeiert werden.Foto: Katrin Geyer
 

Die Stadt Kulmbach saniert zur Zeit das historische Bauamtsgebäude im Oberhacken.

Wenn morgen Nachmittag das Altstadtfest offiziell eröffnet wird, wird es im so genannten Büttnerwinkel hinter dem Bauamt still bleiben. Der Grund: Es wird gebaut. Was genau dort passiert, haben wir uns von der Stadt Kulmbach erklären lassen.

Worum geht es?
Das Gebäude Oberhacken 8, in dem das städtische Bauamt untergebracht ist, ist das größte Verwaltungsgebäude der Stadt Kulmbach. In seinem Kern stammt es aus dem 16. Jahrhundert. Experten haben festgestellt, dass es sich früher um zwei getrennte Gebäude mit Wohnungen handelte, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Treppenhaus miteinander verbunden wurden. Vermutlich zwischen 1914 und 1920 erfolgten Anbaumaßnahmen und der Umbau zu einem Verwaltungsgebäude.

Warum wird dort jetzt erneut gebaut?
Untersuchungen haben ergeben, dass sich die gesamte Dachkonstruktion in einem bautechnisch schlechten Zustand befindet. Die Statik am Dachstuhl des Hauptgebäudes wurde durch verschiedene Umbaumaßnahmen der letzten Jahrhunderte so geschädigt, dass diese umfassend ertüchtigt werden muss. So hat sich in den letzten Jahrhunderten der gesamte Hauptdachstuhl inklusive des Giebels bis zu 50 Zentimeter nach Westen geneigt, was zu massiven Verformungen der gesamten Konstruktion führte. Vorgesehen sind eine komplette statische Ertüchtigung des historischen Dachstuhles sowie eine Neudeckung mittels Schiefermaterial.
Das kleinere Gebäude weist im obersten Stockwerk eine zu geringe Raumhöhe auf, so dass diese Räume für die Verwaltung nicht als Büroräume genutzt werden können. Der Dachstuhl ist zum Teil eine neuzeitliche Konstruktion und denkmalpflegerisch nicht schützenswert. Der Dachstuhl soll deshalb angenommen und durch eine mit Schiefer verkleidete Stahlrahmenkonstruktion ersetzt werden. Die zwei Dachstuhlkonstruktionen des Ost- und Westbaues werden auch sichtbar getrennt, um wieder zu zeigen, dass es sich eigentlich um zwei getrennte Gebäude handelt.

Was genau geschieht im Zuge der Bauarbeiten?
Im Rahmen der energetischen Sanierung wird eine neue Heizungsanlage eingebaut. Der Dachboden wird gedämmt, der alte Putz durch einen mineralischen Wärmedämmputz ersetzt, sämtliche Fenster werden erneuert. Der alte Sandsteinsockel des Gebäudes wird wieder freigelegt. Der geneigte Giebel in Richtung Oberhacken soll mittels einer Schieferverkleidung geschützt werden, da sich hinter dem Putz ein Fachwerk befindet, das aufgrund seiner Neigung ständig feucht ist. Somit dient die Giebelverkleidung als Schutz vor weiteren Schäden an der Fachwerkkonstruktion.

Wie wird die Barrierefreiheit erreicht?
Im Bereich des Parkplatzes ("Büttnerwinkel") wird ein zweites Treppenhaus gebaut. Außerdem wird ein Aufzug eingebaut und die Sanitäranlagen werden erneuert und behindertengerecht gestaltet.

Was soll das Ganze kosten?
Die aktuelle Kostenberechnung, die der Kulmbacher Stadtrat auch einstimmig genehmigt hat, liegt bei 2,7 Millionen Euro. Ursprünglich waren nur 1,95 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Summe war aber aufgrund der allgemeinen Kostensteigerungen am Bau noch vor Baubeginn obsolet.

Muss die Stadt Kulmbach das alles selbst bezahlen?
Die Stadt Kulmbach hat sich schon im Februar 2016 um die Aufnahme der Baumaßnahme in das Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung für Investitionen finanzschwacher Kommunen in die örtliche Infrastruktur, kurz "KIP". Im Mai 2016 wurde die Maßnahme in das Förderprogramm aufgenommen. Derzeit laufen die Gespräche mit den Förderstellen. Es gibt für die Bauarbeiten finanzielle Unterstützung vom Freistaat Bayern im Rahmen der Städtebauförderung, sowie von Seiten des Bundes durch das "kommunale Investitionsprogramm". Weiterhin hofft die Stadt auf Mittel von der Oberfrankenstiftung sowie der Bayerischen Landesstiftung.

Wann soll das alles fertig sein?
Ende Mai 2018 war mit den Bauarbeiten begonnen worden. Diese sollen im Laufe des Jahres 2019 abgeschlossen werden. Da es sich jedoch unter anderem um Eingriffe in eine historische Bausubstanz handelt, sind Verzögerungen nicht auszuschließen.

Was sagt Oberbürgermeister Henry Schramm dazu?

"Als Stadt möchten wir Dienstleister für unsere Bürgerinnen und Bürger sein - und dazu gehört ein barrierefreier Zugang zu allen Amtsgebäuden. Das ist auch unser Anspruch als Modellkommune für das Projekt Bayern barrierefrei 2023. Mit der energetischen Sanierung des Bauamtes und dem Abbau von Barrieren schaffen wir Verbesserungen für Senioren, Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen und natürlich auch für unsere Mitarbeiter, die zeitgemäß arbeiten können.