Das Erbe des Kunstkaplans

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Mesner Andreas Dremer bestückt den von Karl Gebert geschaffenen Osterleuchter mit der neuen Kerze. Die Arbeit aus Messing ist mit dem Motiv des auferstandenen Heilands verziert. Fotos: Dagmar Besand
Mesner Andreas Dremer bestückt den von Karl Gebert geschaffenen Osterleuchter mit der neuen Kerze. Die Arbeit aus Messing ist mit dem Motiv des auferstandenen Heilands verziert. Fotos: Dagmar Besand
Der Stadtsteinacher Osterleuchter Foto: Dagmar Besand
Der Stadtsteinacher Osterleuchter  Foto: Dagmar Besand
 
Der Stadtsteinacher Osterleuchter Foto: Dagmar Besand
Der Stadtsteinacher Osterleuchter  Foto: Dagmar Besand
 
Der Stadtsteinacher Osterleuchter Foto: Dagmar Besand
Der Stadtsteinacher Osterleuchter  Foto: Dagmar Besand
 
Der Stadtsteinacher Osterleuchter Foto: Dagmar Besand
Der Stadtsteinacher Osterleuchter  Foto: Dagmar Besand
 
Der Stadtsteinacher Osterleuchter Foto: Dagmar Besand
Der Stadtsteinacher Osterleuchter  Foto: Dagmar Besand
 

Der handgefertigten Osterleuchter der Stadtsteinacher Pfarrkirche hat eine besondere Geschichte.

Er steht meist als Beiwerk unbeachtet neben dem Taufstein, hat aber eine wichtige Funktion: der Osterleuchter der katholischen Stadtpfarrkirche St. Michael. Er trägt die Osterkerze und hat in der Osternacht, mit einem Buchskranz festlich geschmückt und von fleißigen Händen auf Hochglanz poliert, seinen wichtigsten Auftritt.

Von Ostersonntag bis Pfingsten rückt das 1,60 Meter hohe Schmuckstück auch räumlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit in den Altarraum. In dieser Zeit wird zu jedem Gottesdienst oder Andacht die Osterkerze entzündet, im restlichen Jahr nur an Wochenenden, zu Taufen, bei Hochzeiten und beim Rosenkranz für Verstorbene.

Gesehen hat den Osterleuchter schon jeder Kirchenbesucher, aber kaum jemand weiß, wer sein Schöpfer ist. Mesner Andreas Dremer hat sich mit der Geschichte dieses besonderen Accessoires beschäftigt und ist bei seinen Recherchen auf interessante Details gestoßen: "Zu verdanken haben wir den Osterleuchter einem früheren Kaplan, der 1933 nur wenige Wochen in Stadtsteinach wirkte. Es handelt sich dabei um den Priester Karl Gebert, der später den Titel Kunstkaplan verliehen bekam", erzählt Dremer.


Leidenschaft für die Kunst


Nach dem Abitur trat der aus Bamberg stammende Künstler in das 1928 neu eröffnete Bamberger Priesterseminar am Heinrichsdamm ein. In den ersten Semestern seien dort schwerpunktmäßig christliche Kunst, kirchliche Kunstpflege und Kunstgeschichte gelehrt worden, so Andreas Dremer, und diese Vorlesungen habe der junge Karl Gebert weit über das verpflichtende Maß hinaus besucht. Bald begann er selbst, liturgische Gerätschaften zu gestalten. Bis zu seiner Priesterweihe 1933 fertigte er fast die gesamte Ausstattung für die Seminarkapelle an - unter anderem Leuchter und Kelche, den Altar samt Tabernakel, das Ewige Licht und die farbige Fassung der Stuckdecke. Auf mehreren Kunstausstellungen im In- und Ausland fand seine Arbeit große Beachtung.

1933 erhielt der junge Priester seine erste Kaplanstelle in Stadtsteinach, die auf wenige Wochen befristet war. Gebert unterstützte an St. Michael den damaligen Pfarrer Johannes Hart, in dessen Gemeinde 1400 Katholiken lebten. Nur zwei Monate später wurde der Kaplan nach Marktschorgast versetzt.


Messing in Goldoptik


Seiner ersten Gemeinde hinterließ Gebert den Osterleuchter aus Messing, der mit dem Motiv des auferstandenen Heilands in Treibarbeit verziert ist. Mesner Dremer: "Dabei hat er eine besonders hochwertige Sorte von Messing - Tombak, das besonders bei hochwertigen Dekorationsgegenständen Verwendung findet, da es optisch dem Gold sehr nahe kommt. Es hat einen überdurchschnittlichen hohen Kupferanteil von 70 Prozent."

Nicht nur hinsichtlich des Materials, sondern auch stilistisch ist der Leuchter etwas Besonderes. "Gebert überwand das bis dahin streng durchgehaltene künstlerische Konzept der Kirchenausstattung unserer Pfarrkirche, und gab dem Osterleuchter bewusst ein modernes Aussehen. Geschickt passte er ihn der Formensprache der bisherigen Ausstattung an, ohne das Rokoko zu kopieren." Besonders augenfällig sei die Basis des säulenförmigen Leuchters mit einer gestauchten Kugel.

1937 bekam Gebert ein Stipendium für ein Kunststudium in München. Doch ein tragischer Unglücksfall beendete die vielversprechende Karriere des 28-Jährigen. Er stürzte beim Bergsteigen in den Tod.