Corona: Wie ist das Kulmbacher Klinikum gerüstet?

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Das Kulmbacher Klinikum - hier ist der Neubau zu sehen - sieht sich gerüstet. Foto: Alexander Hartmann
Das Kulmbacher Klinikum - hier ist der Neubau zu sehen - sieht sich gerüstet. Foto: Alexander Hartmann
Geschäftsführerin Brigitte Angermann
Geschäftsführerin Brigitte Angermann
 
Thomas Banse ist Leiter der Hygienekommission am Kulmbacher Klinikum.
Thomas Banse ist Leiter der Hygienekommission am Kulmbacher Klinikum.
 

Die Frage ist nicht ob, sondern wann es den ersten Corona-Infizierten im Landkreis Kulmbach gibt. Am Klinikum sieht man aber keinen Grund zur Panik. Es gibt längst einen Notfallplan, sagt der Leiter der Hygienekommission, Thomas Banse.

Gibt es am Klinikum genügend Isolationszimmer und Intensivpflegeplätze, sind ausreichend Beatmungsgeräte vorhanden, um im Fall des Falles auch Patienten, die unter schweren Symptomen leiden, zu behandeln? Fragen über Fragen, die sich im Zuge der Corona-Pandemie stellen, auch wenn es bis dato - soweit bekannt - noch keine infizierte Person im Landkreis Kulmbach gibt.

Tägliche Lagebesprechungen

Arztpraxen, Kliniken oder Altenheime müssten nun mit Covid-19-Patienten umgehen können. "Die Vorbereitungen müssen jetzt abgeschlossen sein", hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Robert Lothar Wieler, erklärt. Eine Aussage, die man auch am Klinikum vernommen hat. Dort, so erläutert der Leitende Arzt der Inneren Medizin, Thomas Banse, sei mit Blick auf die Corona-Pandemie längst ein Notfallplan erarbeitet worden. Schon seit Jahresanfang habe man die Entwicklung im Blick, seit den Faschingsferien treffe sich täglich ein Leitungsgremium. Hygieneleitung, Stationsärzte, Leitende Ärzte, Apotheker und Klinikum-Geschäftsführerin Brigitte Angermann stünden im ständigen Austausch, würden die aktuelle Lage bespreche, etwa die Hygienevorgaben anpassen.

Visiten im kleinen Rahmen

Etliche Maßnahmen wurden schon in die Wege geleitet. So werde bei Visiten darauf geachtet, dass nicht ein ganzer Ärztestab die Zimmer betritt, teilt Banse mit, der Leiter der Hygienekommission ist. Diagnosen könnten nach der Visite auch andernorts besprochen werden. Die Zahl derer, die den Infektionsbereich betreten, wolle man so gering wie möglich halten, ohne die medizinische wie pflegerische Leistung zu reduzieren.

Kontakte einschränken

Wie Banse und Geschäftsführerin Brigitte Angermann erläutern, könnten etwa Pflegeleistungen, Blutdruckmessungen und die Essensausgabe in vielen Fällen von einer Pflegekraft mit einem Gang in ein Zimmer erledigt werden. Ziel sei es, die Zahl der Kontakte zu den Patienten zu minimieren. Angermann bittet auch Angehörige darum, Besuche derzeit zu reduzieren, "denn jeder Gast von außen birgt eine gewisse Gefahr".

Schutzanzüge sind teuer

So würden auch Schutzanzüge gespart, die Angehörige etwa auf der Intensivstation tragen müssten. Die sind in ganz Deutschland knapp, laut Angermann ist das Lager am Klinikum aber noch gut gefüllt. Man sei jedoch immer auf der Suche nach Nachschub, werde da zur Kasse gebeten: "Die Hersteller nutzen den Engpass aus. Wir müssen teilweise den 25-fachen Preis zahlen." Mund- und Nasenschutz seien in den Stützpunkten deponiert. "Die Ausgabe wird von der Apotheke kontrolliert."

In Kulmbach gibt es bisher keinen nachgewiesenen Corona-Fall. Eine Schutzausrüstung mussten Ärzte und Pfleger auch noch nicht anziehen. Es hätten sich zwar einige am Klinikum gemeldet, die befürchtet hatten, infiziert zu sein. "Es hat sich aber schnell herausgestellt, dass es keine Verdachtsfälle waren", sagt Thomas Banse, der deutlich macht, dass das Klinikum ohnehin nicht erste Anlaufstelle ist. Patienten, die medizinischen Rat suchen, sollten sich telefonisch bei ihrem Hausarzt melden. Dieser werde, wenn die Symptome und die Begleitumstände auf eine Viruserkrankung hindeuten, einen Termin für eine Probeentnahme im Gesundheitsamt vereinbaren.

Die zentrale Anlaufstelle

Irgendwann wird, und dessen ist man sich bewusst, aber auch am Klinikum der erste Infizierte landen. Zentrale Anlaufstelle ist hier die Notfallaufnahme. Dort findet, so Banse, in Isolationszimmern die Diagnostik statt, um dann das weitere Vorgehen auch im Zusammenspiel mit dem Gesundheitsamt zu beraten. In den gesonderten Zimmern könne man Betroffene von anderen Patienten fernhalten.

Ausreichende Kapazitäten

Mit Blick auf eine mögliche Ausweitung der Krankheitsfälle hat das Klinikum, was den Platzbedarf betrifft, laut Brigitte Angermann genügend Spielraum. Zwar sei das Interimsgebäude mit 90 Betten geräumt worden, es wirke sich aber positiv aus, dass durch den vor kurzem bezogenen Erweiterungsbau 200 neue Betten zur Verfügung stehen. Sollten mehr Isolationszimmer benötigt werden, könnte man eine Station im Notfall innerhalb weniger Stunden räumen, die dortigen Patienten, wenn es medizinisch vertretbar ist, entlassen oder auf eine andere Station verlegen.

Für Patienten, bei denen die Corona-Infektion einen schweren Verlauf nimmt, stünden Betten auf der Intensivstation oder auch der Intermediate-Care-Station zur Verfügung. Die 25 beziehungsweise zwölf Betten seien natürlich auch für die Patienten gedacht, die schwer erkrankt seien, etwa einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten hätten. Thomas Banse hat bis dato keine Befürchtung, dass die Kapazitäten nicht ausreichen.

"Wir hängen am Tropf"

Dass der Lieferstopp von Arznei aus Asien in wenigen Monaten zu einem weiteren Engpass in der Medikamentenversorgung führen kann, ist laut Banse nicht auszuschließen. "Wir hängen am Tropf. Es rächt sich, dass wir uns in Abhängigkeit von Ländern wie China und Indien begeben haben." Noch seien die Lager aber gut gefüllt. Zudem gebe es in vielen Fällen alternative Wirkstoffe, die eingesetzt werden könnten. "Da gibt es genügend Möglichkeiten."

Klare Vorgaben

Der schlimmste Fall wäre es, wenn unter der Belegschaft ein Coronavirus-Fall auftreten würde. Daran will die Führungsriege nicht denken, die hofft, dass das Mitarbeiterteam, das besonders zur Einhaltung der Hygieneregeln angehalten ist, verschont wird. Wie Thomas Banse mitteilt, richtet man sich nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, das konkrete Vorgaben gemacht habe für den Fall, dass Mitarbeiter aus medizinischen Einrichtungen als Kontaktpersonen identifiziert wurden. "Wenn alle gesunden Beschäftigten unter Quarantäne gestellt würden, dann wäre unser Gesundheitssystem ja nicht mehr handlungsfähig", stellte der Leiter der Hygienekommission am Kulmbacher Klinikum fest.