Christine Betz leitet bald die "besondere Schule" in Hollfeld

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Christine Betz ist die neue Schulleiterin an der Gesamtschule in Hollfeld. Foto: Jürgen Gärtner
Christine Betz ist die neue Schulleiterin an der Gesamtschule in Hollfeld. Foto: Jürgen Gärtner

Christine Betz ist die neue Chefin der Gesamtschule Hollfeld, die auch viele Kinder aus dem Landkreis Kulmbach besuchen. Sie spricht über den Vorteil, drei Schularten unter einem Dach zu haben, und das Angebot der Orientierungsstufe.

Christine Betz ist die Nachfolgerin von Christiana Scharfenberg, die seit dem Schuljahr 2012/13 die Gesamtschule Hollfeld geleitet hat und in den Ruhestand geht. Im Interview spricht die 47-Jährige über den besonderen Reiz, bald eine von nur zwei Gesamtschulen in ganz Bayern zu führen, sowie über die Vorteile der Orientierungsstufe - und sie verrät, ob sie nicht nur im Direktorat, sondern auch im Klassenzimmer anzutreffen sein wird. Frau Betz, Sie sind in Burgkunstadt Mitglied der Schulleitung eines Gymnasiums und betreten jetzt Neuland: Sie leiten eine von nur zwei staatlichen Gesamtschulen in Bayern, in denen Mittel- und Realschule sowie Gymnasium unter einem Dach vereint sind. Was reizt Sie an der Aufgabe?

Die Gesamtschule ist wirklich eine Schule "der besonderen Art", in der die drei Schularten nicht nur räumlich unter einem Dach vereint sind: Sie kooperieren in allen Bereichen sehr eng! So gibt es eine gemeinsame Konferenz aller Lehrkräfte, egal welcher Schulart, die Kollegen tauschen sich in Fachsitzungen über die Grenzen ihrer Schulart hinaus aus, und Entscheidungen, etwa organisatorischer oder pädagogischer Art, trifft das Schulleitungsteam aus Gymnasium, Realschule und Mittelschule zusammen. Das macht den Reiz für mich aus, denn ich halte es für sehr wichtig, den Blick über den Tellerrand hinaus zu öffnen und zu sehen, was andere Schularten leisten. Was ich bislang von Hollfeld gehört und gesehen habe, bestätigt das. Ich denke hier unter anderem an das Hühner-Projekt, die Imkerei oder das Fairtrade-Café mit Reparaturwerkstatt. Von dem, was gerade die Mittelschüler und Realschüler mit ihren Lehrkräften zum Schulleben beitragen, profitieren sicher auch Gymnasiasten und umgekehrt.

An der Gesamtschule gibt es eine Orientierungsstufe, die Schülern und Eltern in den Jahrgangsstufen 5 und 6 aufzeigt, welcher schulische Weg für die Kinder der vermeintlich beste ist. So wird der Druck auf die Grundschüler in der vierten Klasse genommen. Ist das aus Ihrer Sicht das Modell, das in Bayern noch mehr Schule machen sollte?

Grundsätzlich ist auch das herkömmliche Schulsystem durchlässig, das heißt, ein späterer Wechsel von der Mittel- oder Realschule auf ein Gymnasium (oder umgekehrt) ist - bei entsprechendem Notendurchschnitt - prinzipiell immer möglich. In der Realität kommt er allerdings nicht allzu oft vor, da ein Wechsel der Schulart in der Regel mit einem Wechsel des Schulortes verbunden ist. Für die Kinder heißt das: eine neue Schule, ein neuer Schulweg und das Eingewöhnen in eine neue Klassengemeinschaft.

In Hollfeld haben die Schüler nach der Grundschule zwei Jahre länger Zeit, sich zu entwickeln und ihre Begabungen zu entfalten, bevor sie den Weg zum Quali, zur Mittleren Reife oder zum Abitur einschlagen. Unabhängig vom angestrebten Schulabschluss besuchen sie weiterhin dieselbe Schule. Leistungsstarke Realschüler können dort übrigens nach erfolgreicher Mittleren Reife über eine Einführungsklasse in den gymnasialen Zug wechseln und so auch zum Abitur gelangen. Dass dieses Modell im Einzugsbereich um Hollfeld gut funktioniert und stark nachgefragt wird, beweisen die hohen Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr. Ob es als bayernweites Modell taugt, kann ich nicht beurteilen.

In Hollfeld winkt Ihnen eine Großbaustelle, die den Schulalltag wohl in den kommenden Jahren beeinträchtigen wird. Die Gesamtschule wird generalsaniert, von bis zu 40 Millionen Euro Kosten ist die Rede. Sind Sie in die Planungen schon involviert gewesen?

Nein, das bin ich noch nicht. Ich weiß auch erst seit Ende Mai sicher, dass es mit meinem Wechsel nach Hollfeld klappt.

Sie unterrichten in den Fächern Deutsch, Geschichte und Sozialkunde. Werden Sie auch an der Gesamtschule noch Unterrichtsstunden geben oder werden Sie sich voll und ganz auf die Aufgabe der Schulleitung konzentrieren?

Ich gehe davon aus, dass ich noch einige Stunden unterrichten werde, und freue mich sehr darauf. In den letzten fünf Jahren am Gymnasium Burgkunstadt waren die Stunden, die ich nicht am Schreibtisch, sondern in meinen Klassen verbracht habe, stets ein wohltuender Ausgleich zur Verwaltungsarbeit und haben mich auch immer wieder "geerdet".

Vor Ihrer Tätigkeit in Burgkunstadt waren Sie im Bayerischen Landtag tätig. Was hatten Sie dort für ein Aufgabengebiet?

Ich war zwischen 2008 und 2014 an das Landtagsamt als Leiterin der "Pädagogischen Betreuung" abgeordnet. In dieser Funktion habe ich die Besuche von Schulklassen im Bayerischen Landtag organisiert und geleitet, Diskussionsrunden mit Abgeordneten moderiert, Unterrichtsmaterialien über die Arbeit des Landtags erstellt, Lehrerfortbildungen abgehalten und im übergeordneten Referat "Öffentlichkeitsarbeit" als zuletzt stellvertretende Referatsleiterin mitgearbeitet, unter anderem bei der Erstellung von Publikationen, bei Messeauftritten des Landtags und bei der Organisation von Großveranstaltungen.

Eine der Stationen Ihrer bisherigen Laufbahn war Kulmbach. Sie waren Lehrerin am Caspar-Vischer-Gymnasium. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Ich habe in meiner Ausbildungszeit ein Jahr meines Referendariats in Kulmbach verbracht. Das CVG war im Schuljahr 1997/98 meine Einsatzschule, wo ich zum ersten Mal eigenständig unterrichtet habe. Als "Neuling" blickt man ja mit Hochachtung auf die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und vor allem auf die Schulleitung.

Dass ich 20 Jahre später selbst eine Schule leiten würde, das war für mich damals unvorstellbar. Die Fragen stellte Alexander Hartmann