Bürger protestieren gegen modernen Neubau und kritisieren die Stadtratsentscheidung: "So ein Kasten passt nicht in die Dorfmitte."
Schon wieder bringt ein Bauprojekt in Kulmbach die Bürger auf die Barrikaden: erst das eckige Dach in der Oberen Stadt 18, der Abbruch der Backstein-Mälzerei in der Pestalozzistraße oder der "Schwanenhof" im Spiegel - und jetzt Burghaig. Das nasskalte Novemberwetter hielt über 150 Burghaiger nicht davon ab, gegen den Bau eines modernen Wohnhauses zu protestieren. Die Bürger machten ihrem Ärger Luft: "So ein Kasten passt nicht in die Dorfmitte."
Gemeint war damit das Bauvorhaben von Maximilian Fießmann in der Theodor-Heublein-Straße 15: Die Stadtratsmehrheit hatte das viergeschossige Gebäude mit elf Wohnungen - oben ein Penthouse mit Flachdach - auf einer ehemaligen Hofstelle gegenüber der Schule genehmigt. Nach Ansicht der Kritiker zerstört das Gebäude mit seiner städtischen Bauweise den Dorfcharakter.
Ralf Kneitz, der die Versammlung bei der Schule organisiert hatte, freute sich über so viel Zuspruch: "Sie, liebe Burghaiger, sind die Hauptpersonen. Sie zeigen Gesicht für unser Burghaig, wie wir es lieben." Außerdem begrüßte er mehrere Stadträte sowie den Bauherrn, der selbst in Burghaig wohnt.
Grundsätzlich, so Kneitz, sei es zu begrüßen, wenn Lücken bebaut werden. Aber nicht so. Das geplante Bauwerk passe nicht hierher. Burghaig sei dörflich geprägt, die Menschen seien traditionsbewusst, sagte er. Er appellierte an den Bauherrn, die Planung zu überdenken und an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. "Wir wollen, dass das Ortsbild Burghaigs erhalten bleibt", betonte er und bekam Applaus.
"Eine Schande"
"So was gehört nicht nach Alt-Burghaig. Es ist eine Schande", meinte Gabriele Walter. Erika Brose kritisierte den Stadtrat und sagte: "Wir fühlen uns übergangen. Das ist nicht in Ordnung." So eine Planung hätte der Stadtrat nicht genehmigen dürfen, sagte sie und übergab über 200 Unterschriften an Zweiten Bürgermeister Ralf Hartnack (WGK), der gestern den verreisten OB Henry Schramm (CSU) vertrat.
"Ich sehe, dass Sie sich nicht mit dem Gebäude identifizieren können", stellte Hartnack fest und erläuterte die Kriterien, wie man als Genehmigungsbehörde das Bauvorhaben beurteilen müsse. Da es im Innenbereich liegt und es keinen Bebauungsplan gibt, habe man sich daran zu orientieren, ob sich das Projekt nach Art und Maß in die Umgebung einfügt.
Dies hatte die Stadtratsmehrheit in der Oktober-Sitzung bejaht. Die Abstimmung ging damals so aus: Für den Antrag stimmten 7 CSU, 7 WGK, 1 SPD, 1 FDP und OB; dagegen waren: 7 SPD und 1 Grüne.