Der Entwurf für die Umgehung von Rothwind/Fassoldshof ist genehmigt. Doch über die Frage, ob er realisiert werden soll, gehen die Meinungen auseinander.
Das Thema, das am Dienstagabend im Gasthaus Vonbrunn heiß diskutiert wurde, hat durchaus das Potenzial, die Einwohner der beiden Mainleuser Ortsteile zu spalten: Brauchen Rothwind und Fassoldshof eine Umgehung oder nicht?
Bürgermeister Robert Bosch schnitt das Thema in seinem Rechenschaftsbericht an, indem er mitteilte, dass der Vorentwurf aus dem Jahr 2011 vom Bund inzwischen genehmigt ist und das Vorhaben unter "vordringlicher Bedarf" geführt wird. Die geplante Trasse zweige bei Schwarzach von der jetzigen B 289 ab und quere südlich vom Sportplatz die Bahnlinie. Das Staatliche Bauamt erstelle derzeit die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren, wozu auch ein landschaftsplanerischer Begleitplan gehöre. "Die betroffene Fauna und Flora wird kartiert und dazu ab diesem Frühjahr beobachtet", erläuterte er.
Verfahrensdauer nicht absehbar
Nicht beantworten konnte der Bürgermeister freilich die Frage von Christa Konrad nach der Verfahrensdauer: "Das kann sehr aufwendig sein, und es sind ja auch Klagen gegen das Projekt möglich." Konrad forderte daraufhin Sofortmaßnahmen. "Niemand fährt mit Fünfzig durch die Ortschaft, auch die Lastwagen nicht. Wenn die Polizei Radarmessungen durchführt, merkt man sofort, dass es besser ist. Was kann man da noch machen?", fragte sie. Unterstützt wurde sie von Sandra Piskol: "Trotz einer eventuellen Umgehung bleibt doch die Ortsverbindungsstraße bestehen. Wer nach Mainroth und Gärtenroth will, der fährt hier durch."
Bosch verwies auf die Haushaltsberatungen, bei denen die Anschaffung einer Geschwindigkeitsmessanlage mit Smileys diskutiert werden soll.
Marcus Hopfenmüller hatte die Lacher auf seiner Seite, als er seine Befindlichkeiten schilderte, wenn er nachts von Rothwind nach Fassoldshof läuft: "Auf einer Strecke von 300 Metern ist es so dunkel, da hab' ich immer Angst, dass mich a jungs Maadla ins Gebüsch zieht." Seine - ernsthafte - Anregung: "Man müsste den Bereich dort besser beleuchten, dann merken die Lkw-Fahrer vielleicht, dass sie noch in der Ortschaft sind."
Als Sprecherin des Gasthauses und der Metzgerei Vonbrunn lehnte Daniela Weiß die Umgehung ab - nicht nur weil der Betrieb auch vom Durchgangsverkehr lebt: "Ich sehe darin keinen Sinn. Es sind nur wenige Häuser, und die Umgehung soll im Maintal nahe beim Radweg verlaufen. Hier wird doch nur Geld verpulvert." Die Rednerin verwies außerdem darauf, dass wieder mehr junge Leute aufs Land ziehen. Eine weitere Straße würde diesem Trend zuwiderlaufen. Und: "Vielleicht geht's uns ja mit einer Umgehung wie den Mainleusern. Innen ist der Ort doch g'freggd."
Nachts schon belastend
Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, outete sich als Befürworterin der Umgehung. Der Schwerlastverkehr ("Manche Lkw-Fahrer fahren hier durch wie die Bekloppten") sei vor allem nachts schon belastend, zumal auch die Kanaldeckel klappern würden. "Ich habe viel für die Natur übrig, aber irgendwann muss man auch einmal an sich selber denken."
Ralf Oertel wiederum verwies auf das schöne Erholungsgebiet im Maintal. "Wenn die Umgehung kommt, dann läuft hier keiner mehr spazieren", sagte er.
Der Bürgermeister sicherte zu, alle Hinweise aus der Versammlung an das Staatliche Bauamt weiterzugeben. Bevor sich der Marktgemeinderat mit einer offiziellen Stellungnahme zur Umgehung positioniere, werde zu diesem Thema ohnehin noch eine gesonderte Bürgerversammlung durchgeführt. Bosch: "Jeder Einzelne wird die Möglichkeit haben, seine Bedenken vorzutragen."
Das Problem ist, dass durch den Bau einer Ortsumgehung der Schwerlast-Transitverkehr deutlich zunimmt und damit alle Ortschaften, die keine Umgehung haben, entlang dieser Verkehrsader mit höherer Verkehrsbelastung rechnen müssen. Aufgrund dieser erhöhten Belastung werden dann weitere Ortsumgehungen gefordert. Viel besser ist es, den Schwerlast-Transitverkehr generell auf die Autobahnen oder auf die Schiene zu verlagern und den Individualverkehr in den Ortschaften zu lassen. Hierdurch bleibt auch die Einkaufskraft in den Ortschaften erhalten und die natürliche Umgebung dieser Ortschaften wird nicht zerstört.
Man kann nicht um jede ortschaft ne umgehung bauen. Sinnvoller wäre die Untersteinach bzw. Ködnitz die ja nicht zum tragen kommt. Untersteinach schon.