Mehr Raum für die Radler
Auch die Radfahrer seien eine wichtig Zielgruppe. "Man muss den Radlern mehr Raum geben. Mit dem Auto kommt man einmal zum Einkaufen, die Radler kaufen fast die gleiche Menge und kommen fünf bis sechs Mal pro Woche in die Stadt. Das belebt die Stadt", erklärte Wölfel. Tatsächlich haben die Städte, die als attraktiv bewertet wurden, ein sehr gut ausgebautes Radwegekonzept.
"Bei den Radwegen gibt es gerade eine große Diskussion. Keiner ist so klug wie alle", sagte Oberbürgermeister Henry Schramm. "Aber nur fordern, nichts machen, bringt auch nichts. Es geht nur Miteinander. Sie haben einen leichten Job, sie reden, aber machen tun Sie nichts", griff der OB den Referenten an. Dieser wehrte sich jedoch, da er ebenfalls in der Lokalpolitik engagiert sei und Stadtmanagement in vielen Städten anbiete.
"Besser sein könnte es immer, aber ich bin jeden Tag darauf aus, etwas nach Kulmbach zu bringen", so Schramm. Schramm setzt vor allem auf den Unistandort. "Natürlich haben wir 13 Prozent Leeerstand, aber es wird immer einen Wandel geben. Und ich will ja keine neue Einzelhandelsfläche", so der Oberbürgermeister. Angesiedelt werden solle der Campus auf dem Güterbahnhof, das Kaufplatzareal sei nur Plan B, betonte der Kulmbacher OB.
Schon im Vorfeld bemühe sich die Stadt, vom "Bier-Burg-Bratwurst"-Image wegzukommen. Man tue etwas für junge Leute, indem man das Spartan-Race nach Kulmbach bringt. Die Feste wie Bierfest, Altstadtfest und die Konzerte auf der Plassenburg brächten Menschen in die Stadt.
Die Einzelkämpfer
Aus dem Publikum allerdings kamen so manche Klagen. "Wir haben eigentlich alles probiert. Aber man kommt an die Kollegen nicht ran. Manche machen einfach nicht mit - wir sind letztlich Einzelkämpfer", klagt Christof Hofmann von der Händlergemeinschaft "Unser Kulmbach". "Man muss die Allianz der Willigen nutzen. Man darf die, die wollen, nicht von denen, die nicht wollen, bremsen lassen", regte Wölfel an.
Peter Alexander Pelz von Esther Pralinen forderte ein Konzept für den Handel - gemeinsam mit der Stadt und der Gastronomie. Er wünscht sich, dass mehr Menschen in die Stadt gelockt werden sollten.
Helmut Völkl vom Tourismusservice betonte, dass die Belebung der Stadt in Kulmbach vonstatten gehe. Durch das Spartan-Race sollen 3000 bis 4000 Sportler nach Kulmbach kommen, zuzüglich Begleitpersonen. Das Streetfoodfestival wurde in die Innenstadt geholt. "Was ich vermisst habe, war das Begleitprogramm des Handels", monierte Völkl. "Wenn die Bereitschaft nicht da ist, dann nützt auch ein Kümmerer nichts"; machte Oberbürgermeister Henry Schramm klar.
Ursula Lauterbach zeigte sich von der Idee, Touristinformationsmaterialien auch in den Geschäften auszulegen, begeistert. Andi Schulze von Katz + Katz forderte gemeinsame Öffnungszeiten, ein Leerstandsmangement, mehr Raum für Radfahrer. "Wir kleinen Einzelhändler sind doch überfordert, solch ein Konzept auszuarbeiten. Wir brauchen jemand, der das professionell macht und der ein Gesamtkonzept ausarbeitet. Wir brauchen einen Kümmerer", sagte Schulze.
"Die Uni ist kein Allheilmittel"
Der Unicampus könne nicht alle Probleme heilen, relativierte Lehrstuhl-Manager Matthias Kaiser die Erwartungen. "Ich habe Respekt vor all den Erwartungen, die mit dem Unicampus verbunden sind, aber wir bringen nur die Arbeitsbedingungen für die Wissenschaftler ein. Die Lebensbedingungen für die Studenten müssen schon selber geschaffen werden." Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Wissenstransfer in Kooperation mit dem beruflichen Schulzentrum und der Medienakademie klappen könne. "Wir wollen uns in die Stadt integrieren, aber die Uni ist kein Alheilmittel", so Kaiser.
Auch Stephan Ertl warnte vor zu viel Euphorie. Sicherlich wird der Trend in Kulmbach hin zu vegetarischen und veganen Gerichten gehen. "Vielleicht haben wir irgendwann in Kulmbach auch einen Kimchi-Laden, aber das muss man auf sich zukommen lassen, planen kann man das nicht", so Ertl.
Als Fazit freute sich Michael Möschel über die gelungene Veranstaltung. "Ich habe selten einen so emotionalen OB erlebt, aber jeder hat gesagt, was er gefühlt hat." Die IHK hat jedenfalls ein Gespräch in Gang gebracht. Moderiert wurde der Abend von Markus Weber.