Am Sonntag ist eine Gartenhütte den Flammen zum Opfer gefallen. Gibt es einen Zusammenhang mit den Zuständen, die Anlieger monieren?
Nein, zu den besseren Adressen Kulmbachs zählt diese Kleingartenanlage nicht. Nicht mehr. Irgendwann einmal waren auch diese Gärten gepflegt: Gemüsebeete, Obstbäume, Regentonne, eine Schaukel für die Kinder und eine Sonnenliege zum Entspannen. Nur Reste davon sind auf dem Gelände am Nordhang unterhalb der Rehberg-Auffahrt noch zu finden: kaputt, verrottet. Einige wenige Parzellen gibt es, die augenscheinlich gepflegt werden. Die übrigen: Müllhalden mit Zaun drumherum.
Nicht viel besser sieht es ein Stück östlich hangabwärts aus, wo sich eine weitere Kleingartenanlage befindet. Auch hier: wucherndes Unkraut, undurchdringliche Hecken, kaputte Zäune, verfallene Hütten. Solche Ecken, das weiß man, ziehen bisweilen Leute an, die dort erstens nichts verloren und zweitens nichts Gutes im Sinn haben. Auf dem hangabwärts liegenden Grundstück soll, so erzählen es Anlieger, jemand widerrechtlich hausen. Feuer soll geschürt werden, laut soll es sein - und keiner tut was.
"Unsere Sicherheit gefährdet"
So formuliert es ein Anwohner der Trendelstraße gegenüber der Bayerischen Rundschau gestern Vormittag, knapp zwei Tage nach einem Brand, der (wie berichtet) am Sonntagabend eine der weiter oben gelegenen Hütten schwer beschädigt hat.
Schon im Juli 2019 habe er sich auch im Namen mehrerer Nachbarn in dieser Sache an die Stadt Kulmbach gewandt, sagt der Mann. Man habe auf den Lärm hingewiesen und auf die Tatsache, dass in den Gartenlauben genächtigt werde. Insbesondere habe man die Grillfeuer und Lagerfeuer angesprochen. "Wir sahen im letzten Jahr und wir sehen auch diesjährig durch die herrschende Trockenheit und Hitze unsere Sicherheit wegen eines eventuell entstehenden Waldbrandes erheblich gefährdet", hieß es in dem Schreiben an den damaligen Oberbürgermeister Henry Schramm.
Am Sonntagabend nun hat es am Rehberg-Nordhang gebrannt. Zwar nicht unten, in unmittelbarer Nachbarschaft der Trendelstraße, sondern weiter hangaufwärts. Und auch wenn die polizeilichen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind: Auf vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung deutet einer Polizeisprecherin zufolge derzeit nichts hin.
"Wie im Wilden Westen"
Aber der Kulmbacher nimmt den Brand zum Anlass, seine Vorwürfe zu wiederholen. Geändert habe sich an den Zuständen seit dem Schreiben an die Stadt vor knapp zwei Jahren nichts, sagt der Mann, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, weil nicht alle Nachbarn seiner Meinung sind. Immer noch sei es laut. Immer noch werde Feuer gemacht. Kontrolliert wird offensichtlich nicht. "Da oben geht es zu wie im Wilden Westen."
Die Stadt dementiert. Man sei diesen Beschwerden seinerzeit natürlich nachgegangen, heißt es aus dem Rathaus. Der Pächter sei sehr kooperativ gewesen, so Pressesprecher Jonas Gleich, und habe versichert, dass er sich ein entspanntes Verhältnis zu den Nachbarn wünsche. Zudem habe er sich darauf berufen, dass das Grillen laut Bundeskleingartengesetz in Kleingartenanlagen erlaubt sei.
Bei einem Gespräch zwischen allen Beteiligten hätten diese sich darauf verständigt, "gegenseitig verständnisvoller und toleranter auf zutreten und bei Bedarf direkt das Gespräch miteinander zu suchen". Seit jenem Gespräch habe es keine Beschwerden mehr gegeben, so Jonas Gleich. "Fakt ist aber auch, dass unsere Kollegen von der Liegenschaftsabteilung... schon öfters vor Ort waren, dort allerdings nie einen entsprechenden Verstoß feststellen konnten."
Kein Zusammenhang
Fakt ist zudem, dass es keinerlei Zusammenhang gibt zwischen den wie auch immer gearteten Zuständen "unten" und dem Feuer "oben" am Sonntag.
Die Ursache: noch nicht bekannt. Wie berichtet, hatte ein Zeuge am Sonntag den Brand bemerkt und gegen 17.45 Uhr einen Notruf abgesetzt. Die Feuerwehr, die rasch am Brandort war, sah sich vor eine besondere Herausforderung gestellt: Es gibt keine Zufahrt in die Kleingartenanlage. Sowohl von der Rehberg-Auffahrt als auch vom Gelände der Landwirtschaftsschule in der Trendelstraße sind die Parzellen nur über schmale, steile Wege zu Fuß zu erreichen.
So musste von der Trendelvilla aus, wo es einen Hydranten gibt, eine rund 200 Meter lange Schlauchleitung den Hang hinauf gelegt werden. Parallel dazu wurde eine Schlauchleitung vom Rehberg aus über eine Strecke von rund 300 Metern bergab gelegt.
Indessen sind die Pächter der Parzelle mit Aufräumarbeiten beschäftigt, schleppen Kisten aus dem Gebäude mit den angesengten Balken. Entgegen ersten Meldungen waren nicht drei Gartenhütten betroffen, sondern nur eine Hütte mit Anbau. Trotzdem ist der Schaden beträchtlich: Von rund 10 000 Euro spricht die Polizei. Getroffen hat es augenscheinlich eine der Parzellen, die ganz gut in Schuss ist.
Wasserleitung kaputt
Warum es daneben, darüber und darunter stellenweise so wüst ausschaut? Dafür haben wir gestern keine Erklärung bekommen. Wohl aber für den zustand der unteren Anlage: Dort ist die Wasserleitung kaputt, so Jonas Gleich. Bis feststeht, wie sie konstengünstig repariert werden kann, werden frei werdende Parzellen nicht wieder verpachtet. Sieben Gärten sind derzeit unbesetzt. Dort hat die Natur freie Hand.