Bienenstand erwacht zum Leben

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Heinrich Witzgall bei der ersten Frühjahrsdurchsicht des Stocks im Lehrbienenstand. Fotos: Klaus Klaschka
Heinrich Witzgall bei der ersten Frühjahrsdurchsicht des Stocks im Lehrbienenstand. Fotos: Klaus Klaschka
Am Stadtsteinacher Kindergarten vorbei oben auf der Höhe steht der Stadtsteinacher Lehrbienenstand.
Am Stadtsteinacher Kindergarten vorbei oben auf der Höhe steht der Stadtsteinacher Lehrbienenstand.
 
 
 

Die Imker-Saison beginnt, sobald die ersten Frühjahrsblüher aufgehen: Hasel und Weiden.

Ein trauriger einziger Bienenstock ist den Stadtsteinacher Imkern über den Winter geblieben. Auch sie wurden im vergangenen Jahr von der Varoamilbe heimgesucht, die drei der vier Bienenvölker dahingerafft hat. Im verbliebenen Stock herrscht aber jetzt schon Leben. Und ab 12 Grad Außentemperatur fliegen die Bienen dann aus.
Heinrich Witzgall, der sich regelmäßg um den Lehrbienenstand kümmert, zieht vorsichtig ein erstes Rähmchen aus dem Bienenkasten, auf dem sich Bienen über Bienen drängeln. Auf einem zweiten Rähmchen sieht man bereits dunklere Flächen. Für den Imker ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass dort die Königin bereits Eier abgelegt hat. Das Volk ist also bereits am brüten. 60 000 bis 80 000 Bienen befinden sich in der doppelten "Zanderbeute" im Lehrbienenstand, erklärt Witzgall. Also in einem Volumen von weniger als einem Zehntel Kubikmeter.


Ungerecht und rassistisch

In einem Bienenvolk geht es hierarchisch, ungerecht und rassistisch zu. Ganz oben steht die Königin, die Einzige im Volk, die dessen Überleben sichert. Bis 2000 Eier pro Tag legt sie in den Waben ab. Sie kommt nur einmal in ihrem Leben ins Freie: Zum "Hochzeitsflug", wo sie von Drohnen, den männlichen Bienen, begattet wird. Danach kehrt sie ins Dornröschenschloss zurück und wird es - in der Regel die nächsten fünf Jahre, die sie leben wird - nie wieder verlassen. Imker kennzeichnen sie mit feinen Instrumenten mit einem farbigen Punkt.


Drohnen und Königin

Die Drohnen kehren ebenfalls zurück. Ihr Dasein beschränkt sich dann darauf, am Rand des Bienenkastens zu sitzen und mit ihrem Flügelschlag den Stock zu kühlen. Im Gegensatz zur Königin werden sie aber nicht mehr versorgt und sterben in der Regel bis zum Frühherbst. Die Königin dagegen wird geputzt und bekommt nur das allerbeste Futter: Gelee Royal, das Jungbienen in ihren Drüsen am Kiefer produzieren. Und auch nur mit diesem "Weiselfuttersaft" versorgte Eier lassen aus diesen Königinnen heranwachsen. Wie das Bienenvolk weiß, wann eine neue Königin nachgezogen werden muss, ist noch nicht hinreichend erforscht.
Larven, die in ihre Waben-Kammern normalen Honig gekommen haben, werden Arbeiterinnen. Ihre einzige Aufgabe ist, auszuschwärmen und vor allem Blütennektar zu sammeln. Da dieser nur aus Zucker und Wasser besteht, außerdem auch Pollen von Blüten. Dieser liefert Eiweiße, Vitamine und essenzielle Fettsäuren. Aus dem Nektar produzieren Bienen in ihrem Honigmagen in komplizierten chemischen Prozessen mit Fermenten und Enzymen dann Honig. Arbeiterinnen leben nur etwa vier Wochen.


Die Honigernte

Um diesen Honig zu ernten, nehmen die Imker die einzelnen Rähmchen aus dem Kasten, streichen mit einem Besen vorsichtig die Bienen darauf ab, schaben die Wachsschicht ab, mit denen die Waben voller Honig verschlossen sind und schleudern dann den Honig aus. In die dann leeren Waben wird die Königin wieder Eier ablegen, die Arbeiterinnen füllen sie mit Honig und verschließen sie wieder mit Wachs. Als Ersatz für den Honig, den die Bienen ja für den Winter auch als Futtervorrat angelegt haben, füttert der Imker den Bienenstock dann mit einer Zuckerlösung.
Das Volk im Stadtsteinacher Lehrbienenstand ist gesund und brütet. Für einen kurzen Augenblick kommt auch die Königin aus einem Wust von Bienen auf dem zweiten Rähmchen zum Vorschein. "Die Wahrscheinlichkeit, sie zu sehen liegt bei 1:100", sagt Heinrich Witzgall.