Auf der Plassenburg hatte Helmut Zink eine Eingebung. Aber es gibt noch viel zu tun, damit sein Lied im Bierstadel gespielt werden kann.
Helmut Zink streift oft schon in den Morgenstunden durch die Gegend. Dann sucht der Kulmbacher Architekt für gewöhnlich ein Fotomotiv. Auch an jenem Tag, als er früh um sechs hinauf zur Plassenburg fuhr. Droben auf dem Rondell konnte er bis Steinenhausen, bis zum Mainzusammenfluss schauen und ließ den Genius loci auf sich wirken.
Heimat inspiriert
"Ich habe mich inspirieren lassen von unserer schönen Heimat", sagt der bekennende Lokalpatriot. Und wieder zu Hause habe er - "spontan" - den Text seines Kulmbacher Bierfestliedes (siehe unten) geschrieben.
Dazu muss man wissen, dass Zink das Musikprogramm beim Bierfest mitunter missfällt. "Immer nur das Kufsteinlied: Kennst du die Perle im schönen Tirol? Das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl." Oder: "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" - Zink möchte auch etwas hören, das zur Bierstadt passt.
Also greift er selbst zur Feder. Er schreibt von Kulmbach, der Stadt am Weißen Main. "Jedes Jahr kehr ich wieder zum Bierfest bei dir ein."
"Ist keine Beerdigung"
Der 60-Jährige hat nur ein Problem: Er spielt zwar Gitarre, aber seinen Text zu vertonen - das traut er sich nicht zu. Hier kommt ihm Marcela Bittruf aus Danndorf zu Hilfe. Die Erzieherin und Lehrerin, die auch Klavier-, Keyboard- und Gitarrenunterricht gibt, schreibt eine Melodie, die zu Zinks Zeilen passt. Er will etwas in Moll. "Aber das ist keine Beerdigung, das ist ein Bierfest", sagt die Musikerin. "Zum Schunkeln ist eine Dur-Tonart besser. Wichtig ist, dass es einen Rhythmus hat."
Die Melodie ist da, aber kein Bierfestlied, das von einer heimischen Blaskapelle gespielt werden kann. Was noch fehlt, weiß Thomas Besand, Dirigent der Kulmbacher Stadtkapelle und langjähriger Bierfestmatador. "Eine einfache Melodiestimme kannst du mit Blasorchester vergessen", sagt er. Das Lied sei für kleine Instrumentierung geeignet, für Akkordeon oder Gitarre. Die Grundmelodie müsse für Blasorchester arrangiert werden.
Aufwand beträchtlich
Der Aufwand, so Besand, sei beträchtlich. "Es muss ein mehrstimmiger Notensatz erstellt werden." Für Klarinetten, Trompeten, Posaunen, Bariton - insgesamt fast 30 separate Stimmen, die zusammenpassen müssen. Das sei nicht billig, aber: "Grundsätzlich kann man was draus machen."
Er meint, dass ein Arrangeur einige Zeit zu tun haben werde, um einen mehrstimmigen Klang hinzukriegen.
Also wird's zum Bierfest heuer sicher nichts mehr. So sieht man es auch bei der Kulmbacher Brauerei, mit der Zink bereits Kontakt aufgenommen hat. "Leider gibt es zu dem Lied nach unserem Kenntnisstand noch keine niedergeschriebenen Noten für Musikkapellen", erklärt Brauereisprecherin Natalia Balacka. "Deshalb konnte das Lied bislang auch nicht einstudiert werden."
OB will nicht singen
Aufmunterung kommt aus dem Kulmbacher Rathaus. "Die Initiative von Helmut Zink ist eine gute Sache, die seine große Heimatverbundenheit zeigt. Er hat sich eine Menge Arbeit und Mühe gemacht und viel Leidenschaft hineingesteckt. Es wäre sicherlich schön, wenn sich jemand findet, der das Lied in sein Repertoire aufnimmt", so OB Henry Schramm. Aber selbst singen will der Oberbürgermeister beim Bierfestanstich nicht: "Das überlasse ich lieber denen, die es können, und bleibe beim Gedicht."
Das heißt: Der Kulmbacher Architekt hat noch einiges zu tun bis zur Bierwoche 2019. Er hat Herzblut investiert und muss nun auch eigenes Geld in die Hand nehmen. Vor allem: Er muss einen Arrangeur finden. Zink: "Ich würde mich freuen, wenn aus dem Lied was wird und wenn es nächstes Jahr im Bierfest gespielt wird."
Kulmbacher Bierfestlied
Wo am Berge hoch oben die Plassenburg thront,
wo der Sage nach eine weiße Frau wohnt,
wo jedes Jahr wieder ein Zelt wird erbaut,
in dem man genießt, was man hier hat gebraut,
wo Menschen sich treffen aus nah und aus fern,
das ist mein Kulmbach, da bin ich gern.
Kulmbach, Kulmbach, du Stadt am Weißen Main,
jedes Jahr kehr ich wieder zum Bierfest bei dir ein.
Wo zwei Flüsse sich treffen und werden zum Main,
wo die Landschaft so schön ist, die Luft klar und rein,
wo man Bier braut und Wurst macht, aus Gewürzen so fein,
wo der Frankenwald einlädt, ein Wandrer zu sein,
wo Freunde sich nah sind, auch wenn sie sonst fern,
das ist mein Kulmbach, da bin ich gern.
Kulmbach, Kulmbach, du Stadt am Weißen Main,
jedes Jahr kehr ich wieder zum Bierfest bei dir ein.
Kulmbach, Kulmbach, du Stadt am Weißen Main,
und ist auch kein Bierfest, kehr ich trotzdem gern hier ein.