Die ursprünglich so verängstigten Tiere "haben sich toll entwickelt. Klar, wenn sie abgeholt werden, ist die Angst erstmal wieder da, aber die gewöhnen sich sehr schnell ein. Bisher habe ich noch von niemandem wieder etwas gehört - das ist immer das beste Zeichen", erzählt die Tierschützerin glücklich.
Erstmeldung vom 27. Juli 2023: "Um sich geschnappt und gebissen": Acht Hunde ausgesetzt - mehrtägige Rettungsaktion
Das Tierheim Kulmbach kümmert sich aktuell um acht kleine Hunde. Bereits am Sonntag (23. Juli 2023) hat Tierheimleitung Angelika Enzmann von den Tieren erfahren, die sich zu diesem Zeitpunkt in einem eingezäunten Areal um einen Hochbehälter zwischen Mangersreuth und Forstlahm befanden. "Als ich dort eintraf, waren schon eine Streife und Passanten vor Ort", erzählt die Tierheimleitung. Letztere haben wohl das Bellen der Hunde vernommen, woraufhin die Polizei und das Tierheim kontaktiert wurden. Die Rettungsaktion gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Währenddessen macht das Schicksal von Hündin Elli das Tierheim Kulmbach "traurig und glücklich zugleich".
"Wir haben das eingezäunte Gelände dann betreten." Von den acht Hunden konnten jedoch nur drei gesichert werden. "Die anderen sind direkt abgehauen", erzählt Enzmann. Die Tiere seien verängstigt gewesen und hätten durch Löcher im Zaun das Weite gesucht. Die Hunde wurden im Anschluss an der B85 gesichtet, von wo aus sie von Passanten wieder in Richtung Hochbehälter getrieben wurden. "Einer ist vor Angst wieder in den eingezäunten Bereich gerannt, wo wir ihn sichern konnten", sagt die Leitung des Tierheims in Kulmbach. "Die Hunde kannten die Löcher im Zaun und sind da rein- und rausgerannt, weshalb wir davon ausgehen, dass sie sich schon länger dort aufgehalten haben." Abends ging dann eine erneute Meldung ein: Zwei kleine, schwarze Hunde seien am Hochwasserbehälter zu sehen gewesen. "Wir sind dann nochmal hingefahren und haben eine Futter- und Wasserstelle eingerichtet." Währenddessen sei einer der Hunde sogar auf die Tierschützer*innen zugerannt - "als er gemerkt hat, dass da Menschen sind, ist er aber wieder auf und davon."
Noch Sonntagnacht (23. Juli 2023) folgte ein Anruf: "Passanten konnten einen der Hunde einfangen. Der wurde mir dann noch in der Nacht gebracht." Am darauffolgenden Morgen machte sich erneut ein Rettungstrupp auf den Weg in Richtung Hochbehälter. "Ich hab schon von Weitem gesehen, dass da ein kleines, schwarzes, wuscheliges Wesen liegt." Der Hund hatte wohl geschlafen. Als dieser jedoch den Tierschutztrupp bemerkte, sei er aufgewacht und wieder abgehauen: "Eine Person hat es aber geschafft, sich drauf zuschmeißen." Der Hund habe um sich geschnappt und gebissen. "Die Tiere hatten einfach alle furchtbare Angst." Damit konnten dann jedoch bereits sechs der Tiere eingefangen werden.
Letzter Hund "dank Kulmbacher Bratwürste" gesichert - katastrophaler Pflegezustand
"Zu diesem Zeitpunkt dachte ich eigentlich, wir hätten alle Hunde erwischt", erzählt die Tierheimleitung. Am Dienstag (25. Juli 2023) folgt jedoch erneut eine Sichtung: "Zwei Hunde saßen wieder am Hochbehälter." Ein Rettungsteam umstellte das eingezäunte Geländer und sicherte alle Löcher. "Die Tiere haben sich allerdings vor Panik beide unter dem Zaun durchgezwängt und sind wieder abgehauen." Deshalb griff man darauffolgend auf andere Rettungsmaßnahmen zurück. "Wir konnten zwei Lebendfallen organisieren, die direkt am Nachmittag aufgestellt wurden." Am Mittwochmorgen (26. Juli 2023) der erste Erfolg: Eine Passantin berichtete, dass einer der beiden fehlenden Hunde wohl in der Falle gelandet sei.
"Es war dann, Gott sei Dank, wirklich einer drin", den die Tierheimleitung mitsamt der Falle in Tierheim transportierte. "Ein Umsetzen vor Ort war zu riskant." Mit übrig gebliebenen Bratwürsten legte Enzmann eine Spur in die verbleibende Lebendfalle. "Schon gegen Mittag haben wir einen Anruf erhalten: Die Falle ist zu. Und tatsächlich, der letzte Hund konnte eingefangen werden - dank Kulmbacher Bratwürste!" Seitdem sitzen die acht Tiere im Tierheim Kulmbach. "Es sind definitiv jüngere Hunde dabei, aber auch ältere, die vielleicht zwischen fünf und acht Jahre alt sind. Kleine Hunde, vermutlich Mischlinge." Zwar seien alle halbwegs auf den Beinen, auch sei "keiner so wirklich abgemagert", allerdings sei der Pflegezustand katastrophal.
"Die Hunde sind massiv verfilzt, stinken und sind voller Ungeziefer. Bei einem krabbeln die Maden aus dem Fell und aus dem Anus", so die Tierheimleitung. Sechs unkastrierte Rüden sowie zwei Weibchen seien unter den Tieren - "allerdings noch junge Weibchen, es sind keine Muttertiere dabei, was sehr komisch ist." Das könne bedeuten, dass die Menschen, die die Tiere ausgesetzt haben, noch Hunde haben. "Aktuell haben wir allerdings keinen Anhaltspunkt, wo sie herkommen könnten. Wir tappen komplett im Dunkeln." Wie es mit den Tieren weitergehe, sei noch nicht sicher. "Erstmal werden sie geschoren, gewaschen und geimpft", ob und wann die Hunde jedoch vermittelt werden könnten, wisse man noch nicht. Solange muss allerdings auch das Tierheim die Kosten für die Hunde tragen. Wer das Tierheim unterstützen möchte, kann diesem unter dem Verwendungszweck 'Ausgesetzte Hunde' eine Spende zukommen lassen. Die Kontaktdaten finden sich auf der Website des Kulmbacher Tierheims.
In Nürnberg wurden die beiden Hunde "Kiko" und "Muffin" zusammen an einer Straße angebunden. "Muffin" ist bereits vermittelt, "Kiko" bleibt bisher allerdings im Tierheim zurück. Alle Nachrichten aus Kulmbach.