Die Künstlerin Sharon Brach präsentiert eine Ausstellung in der Cuba Lounge. Sechs ihrer Bilder sind geklaut worden.
Eigentlich ist Sharon Fotografin. Und Tänzerin. Aber auch Grafikerin und Illus tratorin, Mutter und Lehrerin. Die zierliche Asiatin überlegt ein paar Sekunden, aber sie kann sich für keine Berufsbezeichnung entscheiden. Die 37-Jährige lacht und antwortet: "Ich bin Künstlerin!"
Gerade stellt sie Fotografien im Nebenraum der Kulmbacher Cuba Lounge, Obere Stadt 10, aus. Sharon faszinieren normale Menschen. Menschen, die etwas erlebt haben. "Das ist für mich Beauty", erklärt die Frau, die selbst sehr modebewusst ist. Beauty - das englische Wort für Schönheit. Wenn Sharon Gefühle ausdrückt, benutzt sie oft englische Wörter. In der Sprache fühlt sie sich sicher.
Deshalb unterrichtet sie auch Englisch im Kindergarten.
Sharon reiste um die Welt Sharon ist seit kurzem Deutsche, geboren ist sie auf den Philippinen, gelebt hat sie in New York und Los Angeles. Vielleicht hätte sie in Amerika eine große Karriere gemacht, doch sie entschied sich anders. Für ihre Familie. Für Kulmbach.
Mit ihrer großen Liebe Oliver ging sie vor neun Jahren nach Deutschland, in die Heimatstadt ihres Mannes. Das bereut sich kein bisschen. "Kulmbach ist toll. Ein Paradies zum Kinder erziehen", erklärt Sharon. Sie hat zwei Söhne, sieben und neun Jahre alt.
Doch sie sieht Kulmbach auch noch aus einem anderen Blickwinkel. Dem einer Künstlerin. "Kulmbach hat mich inspiriert." Das war nicht immer so. Zu Beginn ihrer Zeit in Kulmbach hatte sie keinen Blick dafür.
"Nach drei Jahren bin ich aufgewacht."
Ganz normale Menschen Sharon entdeckte die Schönheit der Natur, der Plassenburg und der Menschen. Sie nahm ihre Kamera und fotografierte. Für ihre Bilder will die Künstlerin kein aufgesetztes Lächeln, den perfekten Traurig-Blick oder 90-60-90-Körpermaße. "Wenn ich Menschen fotografiere, will ich wissen, wer sie sind", erklärt die Frau, die sich selbst SharonB nennt. Zwar fotografiert die 37-Jährige auch Models, aber sie versucht immer, ihnen echte Emotionen zu entlocken.
Fotografie ist für sie mehr als ein Hobby. Auf den Phi lippinen studierte sie Kunst mit Schwerpunkt Werbung. "Ich lernte alle Formen von Kunst kennen: Skulpturen, Layout, Grafik, Illustration und Fotografie." Sharons Studienfach war sehr teuer. Material und Stifte kosteten viel Geld. Für eine eigene Kamera reichte es nicht.
Sie lieh sich die Ausrüstung von Freunden oder versuchte, ihre Arbeit günstig zu produzieren. "Effekte, die wenig Geld kosten, sind kreativ."
Diese Einstellung hat Sharon noch immer. Auch den 66 Bildern ihrer Ausstellung in der Cuba Lounge hat sie diesen Charakter verliehen. "Es ist eine Niedrig-Budget-Ausstellung."
Sharon macht Karriere Sharon arbeitete schon früh an ihrer Karriere. Mit gerade einmal 17 Jahren war sie bei einem berühmten asiatischen Modemagazin als Mode-Assistentin beschäftigt. Für einen großen Design-Wettbewerb sollte sie das Thema wählen. Dies überforderte sie zunächst. "Ich weinte eine Woche lang. Es war eine so große Aufgabe." Sie entschied sich dafür, Mode an die Musik anzupassen. Das kam sehr gut an. Ich sammelte viele Kontakte in der Modewelt.
Sie zählt Furne Amato, einen bekannten Designer aus Dubai, zu ihren Freunden.
Nach ihrem Studium arbeitete Sharon auch als Designerin bei einem großen Jeans-Hersteller. Doch mit 23 Jahren hatte sie genug von der Branche. "Schluss mit Design. Ich musste immer machen, was den Leuten gefällt." Sie will ihre eigene Chefin sein. Sie zog nach New York.
Schon mit drei Jahren tanzte die quirlige Philippina, mit elf Jahren auch professionell. Dann entdeckte sie das Theater für sich. Im Amerika verdiente Sharon damit ihr Geld. Sie unterrichtete in verschiedenen amerikanischen Tanzschulen. Sie sang, schauspielerte und tanzte auf sämtlichen Bühnen in Nordamerika und Asien. Das Tanzen versucht sich auch bei ihren Fotoshootings einzubauen. "Es macht die Leute locker. Das hilft." Die fließenden Bewegungen sind wichtig in Sharons Kunst.
Sie transportiert gerne Geschichten in ihren Bildern und schießt Serien.
Eine davon, die auch in der Cuba Lounge ausgestellt ist, nennt die Fotografin "Whatever". Whatever hat im Englischen viele Bedeutungen. "Es kann Hoffnung, Wut - eigentlich alles ausdrücken. Das macht es spannend", erklärt Sharon ihre Idee.
Rätsel um den Diebstahl Noch bis Ende Dezember werden ihre Bilder an den grauen Wänden der Cuba Lounge hängen. Außer, sie werden geklaut. Von den 66 Bildern fehlen schon sechs Stück.
Eigentlich müsste Sharon das ärgern, doch die Asiatin lacht. "Ich finde das witzig. Anscheinend haben die Bilder jemandem sehr gut gefallen." Fünf der gestohlenen Bilder zeigen hübsche Frauen, eines jedoch ist eine Landschaftsaufnahme aus Kulmbach. Das findet sie besonders amüsant. "Warum klaut das jemand?"