Aures-Aus? Es hat gekracht

Es war die nächste Runde im Konflikt zwischen der Kulmbacher Baugenossenschaft und der früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Inge Aures. Am Montagabend fand die Vertreterversammlung in der Stadthalle statt. Auf der Tagesordnung stand ein brisanter Punkt: die Abberufung von Inge Aures und die ihres früheren Stellvertreters Dietmar Hofmann als Aufsichtsräte. Beantragt hatte diese der aktuelle Vorsitzende Gerhard Götz, dessen Plan allerdings nicht aufging: Die Abberufung von Inge Aures scheiterte, Dietmar Hofmann hatte schon vorab die Reißleine gezogen und seinen Rücktritt erklärt. "Nach den Ereignissen und vor allem nach den nicht enden wollenden, zum Teil öffentlichen Verlautbarungen rund um die Baugenossenschaft sehe ich keinerlei Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Vorstand Udo Petzold", heißt es in der Rücktrittserklärung, die Dietmar Hofmann bei Götz eingereicht hat.
Der Machtkampf
Der Machtkampf zwischen der BG und Inge Aures schwelt seit über einem Jahr und geht weiter. Ausgangspunkt war der Prüfbericht des Verbands Bayerischer Wohnungsbauunternehmen, der auf internen Konflikte verwiesen und festgestellt hatte, dass der Aufsichtsrat unter der Führung von Inge Aures die Leitungsbefugnis des Vorstands zu beachten habe - was in der Vergangenheit offenbar nicht immer der Fall war. Gerügt worden waren dabei auch Auftragsvergaben für Architekturleistungen an Aures' Ehemann Hans-Hermann Drenske.
Die Wirtschaftsprüfer hatten eine fachliche sowie personelle Aufstockung des Aufsichtsrats empfohlen, die bei einer virtuellen Vertreterversammlung im Jahr 2020 dann auch beschlossen wurde. Doch nicht nur das: Aures wurde im Nachgang auch als Vorsitzende abgewählt. Sie hat dagegen geklagt, ist vor Gericht gezogen und gescheitert. Eine Niederlage, die sie nicht hinnehmen will.
Rechtliche Fehler?
Ihr Rechtsanwalt Frank Stübinger hatte im Urteil des Landgerichts rechtliche Fehler ausgemacht und angekündigt, die Berufungseinlegung beim Oberlandesgericht Bamberg zu prüfen, auch weil eine Vertreterversammlung ohne physische Präsenz der Teilnehmer nicht möglich sei.
Am Montag krachte es nun in der Stadthalle. 33 Mitglieder stimmten in der Vertreterversammlung ab. Knapp 70 Prozent waren für die Abberufung von Aures, sagte gestern stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Bernd Schwemmlein. Die erforderlichen 75 Prozent seien nicht erreicht worden. Schwemmlein sprach von einer "Schlammschlacht", die es zwischen Inge Aures auf der einen und BG-Vorstand Udo Petzoldt sowie Aufsichtsratsvorsitzendem Gerhard Götz auf der anderen Seite in der Stadthalle gegeben habe.
"Eine demokratische Entscheidung"
Warum Aures überhaupt abberufen werden sollte? Wir wollten Gerhard Götz nach der Vertreterversammlung dazu befragen. Er war für eine Stellungnahme aber nicht zu erreichen. Bernd Schwemmlein machte deutlich, dass Aures ihren Pflichten nicht nachgekommen sei, weil sie an den Sitzungen des Aufsichtsrats meist nicht teilgenommen habe. Dass Aures ihren Posten behält, müsse man akzeptieren. "Es ist eine demokratische Entscheidung." Doch glücklich darüber sei die Mehrheit nicht. "Es hat am Ende auch zwei Vertreter gegeben, die Inge Aures noch einmal eindringlich darum gebeten haben, ihr Aufsichtsratsmandat freiwillig zurückzugeben."
Fast bis Mitternacht
Ob Aures dazu bereit ist? Wir haben von ihrem Rechtsanwalt Frank Stübinger gestern folgende Stellungnahme erhalten: "In einer fast bis Mitternacht dauernden Vertreterversammlung der Baugenossenschaft Kulmbach und Umgebung eG gelang es dem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Götz und dem Vorstand Udo Petzoldt nicht, die Vertreter davon zu überzeugen die unbequeme Aufsichtsrätin Inge Aures abzuberufen. Gerhard Götz wurde erst am 25. November 2020 in einem rechtlich umstrittenen Umlaufverfahren als Aufsichtsrat gewählt. Inge Aures hat zwischenzeitlich diese Wahl angefochten und Berufung zum Oberlandesgericht Bamberg eingelegt."
Der Konflikt zwischen Aures und der BG geht damit in eine weitere Runde.