Arbeitsmarkt-Integration ist Herausforderung

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Ein Flüchtling aus Syrien sitzt Anfang November in der Erstaufnahmestelle in Suhl in einem Büro der Agentur für Arbeit neben zwei Sachbearbeitern. Auch für die Kulmbacher Agentur und das Jobcenter wird die Integration der Flüchtlinge eine große Herausforderung sein. Foto: dpa
Ein Flüchtling aus Syrien sitzt Anfang November in der Erstaufnahmestelle in Suhl in einem Büro der Agentur für Arbeit neben zwei Sachbearbeitern. Auch für die Kulmbacher Agentur und das Jobcenter wird die Integration der Flüchtlinge eine große Herausforderung sein. Foto: dpa

Wie viele Flüchtlinge in den nächsten Jahren nach Kulmbach kommen, weiß keiner. Diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, erfordert viel Geduld, wie Jobcenter-Leiter Norbert Halbhuber im Kreisausschuss mitteilt.

Es sind erfreuliche Zahlen: Die Arbeitslosenquote hat im Oktober im Landkreis Kulmbach mit 3,7 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist auf ein Rekordniveau gestiegen. "Das ist eine tolle Entwicklung", sagte Landrat Klaus Peter Söllner (FW), der in der gestrigen Sitzung des Kreisausschusses aber deutlich machte, dass die Arbeitswelt vor einer gewaltigen Herausforderung steht. "Der Zuzug der Flüchtlinge wird uns im schulischen Bereich wie auch auf dem Arbeitsmarkt fordern." Es müsse das Ziel sein, Asylsuchende zu integrieren.


In Zeiten des Fachkräftemangels

Laut Söllner sind derzeit im Landkreis 603 Menschen in dezentralen Häusern und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Die Zahl der Balkan-Flüchtlinge nehme ab, viele Syrer, die eine gute Aussicht auf ein Bleiberecht hätten, blieben. Mit Blick auf den Fachkräftemangel biete sich für die Wirtschaft eine große Chance. "Wenn es gelingt, die Asylsuchenden für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, wäre das eine positive Sache."
Dass gerade die Jobcenter vor einer gewaltigen Herausforderung stehen, machte der Leiter des Kulmbacher Jobcenters, Norbert Halbhuber, deutlich. Nur wenige Neuankömmlinge würden gleich auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Statistisch gesehen würden nach einem Jahr nur acht Prozent, nach fünf Jahren 50 Prozent und nach zehn Jahren 60 Prozent integriert. "Wir brauchen Geduld", forderte Halbhuber, nach dessen Worten gerade die Sprache der Schlüssel zur Integration ist.
Die diesjährige Flüchtlingswelle hat sich nach seinen Worten in der Arbeitsmarktstatistik nicht niedergeschlagen. "Bei uns landen die Leute erst, wenn ein Asylantrag anerkannt ist."


Prognose nicht möglich

Wie groß die Zahl derer wird, die 2016 Leistungen beziehen werden, sei auch für den Landkreis Kulmbach nicht einzuschätzen. Bundesweit werde 2016 mit einem Anstieg von 118 000 bis 158 000 arbeitslosen Flüchtlingen gerechnet sowie mit 388 000 bis 429 000 Zugängen in der Grundsicherung.


Viele sind ohne Qualifikation

Was Halbhuber Sorgen bereitet? "81 Prozent der Flüchtlinge sind ohne Qualifikation", sagt der Leiter des Jobcenters, der aber auch positive Ansätze sieht: "Die Tatsache, dass das Durchschnittsalter der Flüchtlinge niedrig ist, macht Mut, in die Qualifikation zu investieren."