Alt, schön, ungewohnt: Renaissancemusik in Grafengehaig

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Auf Instrumenten wie sie vor 400 Jahren gespielt wurden, gab das Ensemble Concerto Bassano um den Hofer Rene Jampen ein Konzert im Rahmen der Feiern zum Grafengehaiger Jubiläum. Foto: Klaus Klaschka
Auf Instrumenten wie sie vor 400 Jahren gespielt wurden, gab das Ensemble Concerto Bassano um den Hofer Rene Jampen ein Konzert im Rahmen der Feiern zum Grafengehaiger Jubiläum. Foto: Klaus Klaschka
Zur Eröffnung der Fotoausstellung kamen v. l. Volker Kirschenlohr, Pfarrerin Heidrun Hemme, Ulla Eckertz-Popp und Bürgermeister Werner Burger.
Zur Eröffnung der Fotoausstellung  kamen v. l. Volker Kirschenlohr, Pfarrerin Heidrun Hemme, Ulla Eckertz-Popp und Bürgermeister Werner Burger.
 
Der Philosophenweg und der Poststeig in der Flur um Grafengehaig
Der Philosophenweg und der Poststeig in der Flur um Grafengehaig
 

Musik aus vergangenen Jahrhunderten erklang in der Grafengehaiger Kirche.

Im Rahmen der 700-Jahr-Feiern Grafengehaigs spielte das Ensemle Concerto Bassano beim Kirchenkonzert Instrumentalmusik aus der Renaissance und dem Frühbarock, also aus der Zeit etwa von 1600 bis 1680. "Klanglich eher ungewohnt, aber doch schöne Musik", wie das auch Kirchenvorstandsmitglied Volker Kirschenlohr nach dem Konzert anmerkte.

Concerto Bassano spielte auf Nachbauten von Instrumenten aus dieser Zeit, die im Prinzip etwas grundtöniger, also schärfer und "schnarrender" klingen als ihre modernen Nachfolger. In der heutigen Musik gar nicht mehr zu hören ist der Zink, den die aus Marktredwitz stammende Dorothea Lieb meisterlich vorführte.


Ab und zu ein Kiekser

Eine leicht gebogene Blockflöte, oft mit Leder bezogen, die aber mit einem flachen Kesselmundstück wie dem eines Waldhorns gespielt wird - und oft störrisch wie ein Auto mit uralten Zündkerzen zu bedienen ist. Gelegentliche Kiekser sind damit ganz normal. Er klingt wie eine hohe Trompete, ist aber flinker zu spielen, da man nicht jeden Ton extra anstoßen muss.


Schnell verstimmt

Ebenfalls heute nicht mehr oft verwendet wird die Gambe (Yosuke Kurihara). Die Vorform des Cello hat sechs Saiten, meist auch Bünde wie eine Gitarre, klingt dezenter und schnarrender als ihr modernes Pendant; und man sagt ihr nach, dass sie sich schon verstimmt, wenn man nur eine Tür aufmacht.

Ebenso die Barockvioline (Anita Knöferle). Beide Streichinstrumente werden stilecht ohne Vibrato ganz "trocken" gestrichen.

Fast schon so wie ihre modernen Brüder klingen Posaunen aus der Renaissance (Yosuke Kurihara und Rene Jampen); vielleicht etwas schärfer durch ihre engeren Rohre beziehungsweise Züge und dem weniger ausladenden Trichter.

Nicht verändert hat sich das Cembalo, eine Vorform des Klaviers, bei dem die Saiten aber nicht mit befilzten Hämmern angeschlagen, sondern durch Springer über die Tasten gezupft werden. Allerdings hält es ähnlich wie die alten Streichinstrumente genauso schlecht die jeweilige Stimmung, so dass Florian Reuther sein Instrument zwischen den einzelnen Stücken nachstimmen musste.

Es war eine ganz andere musikalische Welt, in die Besucher des Konzerts in der Heilig-Geist-Kirche für eine gute Stunde eintauchen konnten. Mit selten zu hörenden Instrumenten und auch mit einer nicht mehr ganz so gewohnten Musik.

Sie ist polyphon: Jedes Instrument spielt Melodielinien, die miteinander korrespondieren, sich verändert nachahmen oder sie zeitversetzt wiederholen. "Dekoriert" werden die musikalischen Einfälle durch Läufe oder Triller um Töne und dergleichen mehr. Es gibt nicht nur eine Melodie im jetzt gewohnten Sinn, die weitere Instrumente nur harmonisch begleiten.


Streng polyphon

Zu hören waren in Grafengehaig Kompositionen von - mit Ausnahme von Girolamo Frescobaldi - heute eher unbekannten Meistern aus der Zeit vor Johann Sebastian Bach, der diese streng polyphone Musik schließlich zur absoluten Meisterschaft und damit auch zu ihren Ende brachte. Das Konzert war im Zusammenhang mit der Jubiläumsfeier Grafengehaigs ein gute Gelegenheit, Vergangenheit auch akustisch nachzuerleben.

Ebenfalls im Rahmen des Ortsjubiläums wurde nach dem Konzert im Gemeindehaus eine Ausstellung von Fotos aus dem früheren Grafengehaig eröffnet: Landschaften, Häuser und Menschen. Die Fotos hat die Fotografin Ulla Eckertz-Popp aus Eppenreuth aufgearbeitet und zusammengestellt. Die Ausstellung ist noch bis Jahresende zu sehen.