Mit einem neuen Konzept wollen Silvia und Aleksandar Nikolov neu durchstarten: Die "Kesselstuben" waren gestern, "Konoba" ist die Zukunft.
Dieses "K"-Wort mögen Silvia und Aleksandar Nikolov nicht mehr hören. "Wir müssen die Kesselstuben aus den Köpfen der Leute rausbringen", sagt die 52-jährige Pächterin. Die Bierkneipe mit Stammtischen, Schafkopfrunden und Fußballfans, die auf Sky Bundesligaspiele oder Champions League anschauen, wird es nicht mehr geben. Für das Gasthaus in der Hans-Herold-Straße haben sich die Wirtsleute ein neues Konzept ausgedacht: Sie wollen als Speiselokal mit kroatischer Küche neu durchstarten.
Nicht tragfähig
Rückblende:
Vor zwei Jahren sind Silvia und Sascha Nikolov in den "Kesselstuben" angetreten und wollten das Konzept der Vorgänger fortführen. Sie setzten wie die Familie Stöcker auf Vereine, Stammtische und Dämmerschöppler. Ein Bierlokal mit fränkischer Küche und Mittagstisch am Sonntag sollte es werden. Das hat nicht funktioniert.
Ende Mai gaben die Wirtsleute entnervt auf. Unter dem Motto "Wir verabschieden uns von den Kesselstuben" veranstalteten sie ein Abschiedsessen. "Wir haben gemerkt, dass Bierkneipe mit fränkischer Küche leider kein tragfähiges Konzept ist. Da zahlt man drauf", meint Silvia Nikolov.
Viele haben Sky zu Hause
Ihr Mann, ein gebürtiger Kroate, der schon seit 26 Jahren in Kulmbach lebt, sieht es genauso: "Nur vom Bier kannst du nicht leben. Da schaffst du den Umsatz nicht. Außerdem fühlen sich Gäste, die essen wollen, in so einer Kneipe nicht wohl." Überdies hätten sich die Rahmenbedingungen geändert. Sascha Nikolovs Analyse: "Viele Fußballfans haben selbst Sky und schauen zu Hause. Das Rauchverbot spielt eine Rolle, und Biertrinken und Autofahren passt heute nicht mehr zusammen."
Eine Sicht der Dinge, die der Kulmbacher Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands unterschreiben kann. "Die rein bierorientierte Gastronomie wird es künftig sehr schwer haben", sagt Stephan Ertl. Mit Vereinen, Stammtischen und Kartenspielern erreiche man nicht mehr den Umsatz, "dass es sich rentiert". Ohne Küche, ohne Speisenangebot könne man nicht überleben.
Verbraucherverhalten verändert
Die Kulmbacher Brauerei betrachtet die Neuausrichtung des Lokals nicht als unüblichen Vorgang. "Märkte entwickeln sich beständig weiter. So führt ein verändertes Verbraucherverhalten auch in der Gastronomie dazu, die jeweils individuelle Situation vor Ort zu überprüfen und das Konzept beziehungsweise Angebot für das eigene Haus gegebenenfalls weiterzuentwickeln oder auch grundsätzlich zu verändern beziehungsweise mit veränderten Angeboten darauf zu antworten", so Unternehmenssprecherin Helga Metzel.
Silvia Nikolov, die aus der Kulmbacher Bratwurstdynastie Eichenhüller stammt, und ihr Mann ziehen die Konsequenz: "Es muss ein kompletter Schnitt gemacht werden." Eine Ahnung davon, wie es gehen soll, haben sie im Januar bekommen. Mehr zufällig. "Damals haben wir kroatische Gerichte angeboten", berichtet Sascha Nikolov. Seine Mutter Mirjana habe gekocht, und die Klassiker wie Cevapcici, Rasnici und die anderen Grillgerichte, die jeder Kroatienurlauber liebt, seien "super angekommen".
"Bereicherung für Kulmbach"
Die Idee war geboren. "Wir machen ein kroatisches Speiselokal. Das ist eine Bereicherung für Kulmbach und die Region. Kroatische Küche gibt es weit und breit nicht. Die nächsten Kroaten sind in Bayreuth oder Bamberg", so das Ehepaar Nikolov, das ab Samstag auch bei der Bierwoche voll gefordert ist: "Den Bratwurststand Eichenhüller beim Bierfest gibt's schon fast 60 Jahre. Die Tradition setzen wir fort."
Danach ist Urlaub angesagt - natürlich in Kroatien. Auftanken für die neue Aufgabe, denn am 1. September findet die Neueröffnung statt. Mit eigenem kroatischen Koch. Ein Konzept, dem auch der Experte Erfolgschancen einräumt. Ertl: "Das kann laufen."
Was "Konoba" bedeutet
Und der Name? Wieder ein "K"-Wort - "Konoba". Ein Fantasiebegriff? Nein, sagt der 46-jährige Kulmbacher Kroate, der es wissen muss: "Konoba ist in Kroatien ein feststehender Ausdruck und bedeutet so viel wie: gemütliches, uriges Lokal. Dort, wo man am besten essen und trinken kann."