Die Stadt Kupferberg hat das ehemalige Jugendheim gekauft. Darüber ärgert sich Alfred Weber. Der Schreiner wirft der Stadt zudem vor, keine Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen. Der Bürgermeister sieht die Angelegenheit etwas anders.
Sowohl die Stadt als auch der Schreiner Alfred Weber wollten das ehemalige Jugendheim in Kupferberg kaufen. Am Ende entschied sich der Besitzer des Gebäudes, die katholische Kirchengemeinde St.Vitus, für die Stadt als Käufer. Die will dort ihren Bauhof an zentraler Stelle unterbringen. Eine Scheune nebenan gehört bereits der Kommune und soll als Maschinenhalle dienen.
Die Stadtentwicklung voranzubringen und die Maßgabe, den Bauhof endlich zu erneuern und ihm und den Mitarbeitern eine vernünftige Unterkunft zur Verfügung zustellen, nennt Bürgermeister Hans Joachim Hösch (CSU) als Gründe für den Erwerb der Immobilie. Das könne Alfred Weber auch verstehen und letztendlich akzeptiere er die Entscheidung der Kirche. Dennoch schwankt seine Stimmung zwischen Wut und Resignation.
Für den Schreiner wäre das ehemalige Jugendheim der perfekte Ort, um den engen Räumlichkeiten seines Betriebes im Goßweg zu entkommen. "Wir haben zwar Platz für die Produktion, aber kaum Ausstellungsfläche. Die ist für den Kunden jedoch sehr wichtig", erklärt Weber und fügt an: "Mit dem Jugendheim hätten wir unsere Existenz für die nächsten zehn Jahr sichern können."
Deshalb hat er jetzt einen offenen Brief verfasst, um die Öffentlichkeit über das Verkaufsverfahren und mutmaßliche Fehlentwicklungen in der Stadt zu informieren. Darin erhebt er einen umfassenden Vorwurf: Die Stadt stelle seit Jahren keine Gewerbeflächen für Firmen zu Verfügung. Nach der Ansicht von Alfred Weber konkurriere die Stadt auf Grund dieses Mangels mit den ortsansässigen Firmen um geeignete Flächen.
Zudem versuche er schon seit der Firmengründung 1995 erfolglos ein weiteres Grundstück zu bekommen. Marco Weber bekräftigt die Argumente seines Vaters: "Es kommen auch keine neuen Firmen nach Kupferberg, weil zu wenig Flächen ausgeschrieben sind. In Mischgebieten kommen oft Lärmschutz-Auflagen hinzu, die das Bauen sehr teuer machen."
Stadt weist Vorwürfe zurück Solche Vorwürfe weißt Bürgermeister Hösch zurück. Es sei richtig, dass es innerhalb des Ortes keine reinen Gewerbeflächen gebe, sondern lediglich Mischgebiete. Es gebe aber genügend solcher Gebiete am Ortsrand, die habe Alfred Weber aber nie gewollt, erklärt das Stadtoberhaupt und fügt an: "Die Stadt muss sich um ihre eigenen Interessen und die aller Bürger kümmern.
Und nicht um die eines Einzelnen." Die Drohung von Schreiner Weber, Kupferberg zu verlassen, wenn es keine für ihn geeigneten Flächen gibt, kommentiert Hösch so: "Reisende muss man ziehen lassen."
Beim Jugendheim spielte der Kaufpreis wohl nur eine untergeordnete Rolle. Im Juli hatte Alfred Weber vom Verkauf erfahren. Daraufhin habe er Bürgermeister Hans Joachim Hösch (CSU) angerufen. Dieser habe ihn von den Schäden an dem Haus, wie defekte Wasserleitungen und Schimmel, berichtet.
Preis war nicht entscheidend Als Weber gegenüber dem Bürgermeister dennoch seine Kaufabsichten bekräftigte, habe das Stadtoberhaupt plötzlich umgeschwenkt. Die Sache sei sowieso schon in trocknen Tüchern und die Stadt werde das Gebäude kaufen, erinnert sich Weber. Hösch hingegen wirft dem Handwerker vor, nicht das Gespräch gesucht zu haben.
Trotz der Ansage vom Bürgermeister habe Weber im Juli mit der Kirchenverwaltung gesprochen. Die sei sehr froh über sein Interesse gewesen, denn es gebe noch keinen Käufer.
"Trotz der großen Schäden habe ich ein Startangebot über 16.000 Euro abgegeben", sagt Weber. Im Oktober rief Pater Alard Maliszewski bei ihm an. "Er wollte meinen Höchstpreis wissen. Ich habe auf 20.000 Euro erhöht", sagt Weber. Anfang November kam dann überraschend ein Brief, in dem ihm die Kirchenverwaltung den Verkauf an die Stadt mitteilte. Den Kaufpreis für das Jugendheim will Bürgermeister Hösch nicht verraten. Aus dem Pfarramt wollte auf Nachfrage der BR niemand zu dem Fall etwas sagen. Nur so viel: Im Pfarrbrief im Dezember wolle man sich zu dem Verkauf äußern.
Dennoch geht aus einem Schreiben des Pfarramtes an Alfred Weber eine Begründung hervor.
Dort heißt es: "Ausschlaggebend war letztlich nicht alleine der Kaufpreis, sondern auch die Unterstützung, die die Kirchengemeinde in der Vergangenheit durch die Stadt Kupferberg erfahren hat und auch für die Zukunft erwartet."
Alfred Weber betont, dass er nicht nachtreten wolle, sondern die Öffentlichkeit auf die Probleme, die er als Handwerker in Kupferberg hat, hinweisen will. Sein Sohn Marco verstehe auch nicht, warum die Bauhöfe in vielen Gemeinden am Ortsrand untergebracht sind, nur nicht in Kupferberg.