13 US-Schüler zu Gast in Kulmbach

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Die 15-jährige Lisa Weith (links) bringt der amerikanischen Austauschschülerin Hannah Doyle aus Wisconsin ein paar Gitarrengriffe bei. Zum Fußball und zum Boxen begleitet Hannah ihre deutsche Gastgeberin auch. Fotos: Sonja Adam
Die 15-jährige Lisa Weith (links) bringt der amerikanischen Austauschschülerin Hannah Doyle aus Wisconsin ein paar Gitarrengriffe bei. Zum Fußball und zum Boxen begleitet Hannah ihre deutsche Gastgeberin auch. Fotos: Sonja Adam
Kleiner Gag zum Kaffee: Die Weiths haben "Amerikaner" besorgt. "Kenne ich nicht", sagt Hannah, probiert aber trotzdem.
Kleiner Gag zum Kaffee: Die Weiths haben "Amerikaner" besorgt. "Kenne ich nicht", sagt Hannah, probiert aber trotzdem.
 
Susi und Sigurd Weith mit der Amerikanerin Hannah aus Wisconsin und mit Tochter Lisa. Nicht im Bild Sohn Max.
Susi und Sigurd Weith mit der Amerikanerin Hannah aus Wisconsin und mit Tochter Lisa. Nicht im Bild Sohn Max.
 
OB Henry Schramm beim Empfang für die Austauschschüler.
OB Henry Schramm beim Empfang für die Austauschschüler.
 

13 amerikanische Schüler sind derzeit in Kulmbach. Am Programm des Pädagogischen Austauschdienstes nimmt auch Hannah Doyle aus Wisconsin teil. Sie wohnt bei Familie Weith in der Wolfskehle, die begeistert von ihrem Gast ist.

Hannah Doyle setzt sich an den Kaffeetisch und greift sich einen Teller. "Die musst du probieren. Das sind Amerikaner" - die ganze Familie lacht. Die Weiths haben extra für die amerikanische Austauschschülerin das zuckersüße Gebäck besorgt. Hannah zögert nicht lange, beißt herzhaft hinein. "Gut", lautet ihr Urteil. "Das Essen hier ist ganz anders", sagt sie. Auch Leberwurst hat sie schon probiert und ist hellauf begeistert. Am liebsten würde sie sie mit nach Hause nehmen. Und Rouladen mit Blaukraut und Klößen und Blaugesottene. "Heute Mittag haben wir uns ein Paar Bratwürste gekauft", erzählt Lisa Weith. Alles läuft total unkompliziert mit dem amerikanischen Gast.

"Schön an Hannah ist, dass sie alles mitmacht. Wir kochen schon deutsch, aber wenn sie etwas nicht mag, dann ist das auch kein Problem", erzählt Mutter Susi Weith. Deren Mann Sigurd ist ebenfalls voll des Lobes.
Neben "Gastschwester" Lisa (15) gibt es noch Lisas Bruder Max (16) in der Familie. Mit ihm versteht sich Hannah ebenfalls bestens. "Seitdem sie da ist, schlafe ich im Gästezimmer. Das kann man niemandem zumuten. Hannah hat mein Zimmer bekommen", sagt Lisa und ist ziemlich glücklich, dass sie mit der 17-Jährigen aus Wisconsin das große Los gezogen hat.

Gleich zum Public Viewing

Hannah hat in den wenigen Tagen, in denen sie in Kulmbach ist, mit Lisa schon ein paar Gitarrenakkorde gelernt - damit die beiden Mädels gemeinsam Musik machen können. "Normalerweise spiele ich Klavier. Aber ich kann jetzt schon den G-Akkord, den D-Akkord, eMoll 7 und den normalen e-Moll", berichtet Hannah stolz. In den nächsten Tagen geht sie mit Lisa Weith außerdem zum Box- und zum Fußballtraining. Fußball ist die Leidenschaft beider Mädchen. Deshalb waren sie auch gleich am ersten Tag beim Public Viewing mit von der Partie.
Dass sie ausländische Jugendliche aufnimmt, ist für die Familie, die in der Wolfskehle wohnt, ganz normal. Auch Austauschschüler aus Frankreich, aus Amerika und aus Kanada waren schon zu Gast. Inzwischen kommt eine Schülerin regelmäßig alle zwei Jahre. "Es ist natürlich schön, wenn man merkt, dass alles in Ordnung ist", sagt Susi Weith. "Ich habe erst zwei Mal per facetime zu Hause angerufen", gibt Hannah Doyle zu.

Voraussetzung: Sehr gute Noten

Nur Schüler, die mindestens zwei Jahre Deutsch und sehr gute Noten haben, können an dem Austausch teilnehmen. Sie müssen einen Deutsch-Wettbewerb auf Länderebene bestehen. Als "Preis" bekommen sie dann dem kompletten Aufenthalt bezahlt. In Kulmbach zeigt Gerd Beuthner den Jugendlichen die Stadt. Die haben allerdings eine Spezialität noch nicht probiert: Bier. Denn die Austauschschüler mussten vorab versichern, dass sie während ihres Deutschlandaufenthalts keinen Alkohol konsumieren werden. Auch nicht beim Altstadtfest...

Offiziell empfangen wurden die Austauschschüler im Rathaus. Dafür hatte sich Oberbürgermeister Henry Schramm viel Zeit genommen. Er wollte den jungen Amerikanern Rede und Antwort stehen - egal, welche Fragen sie auch stellten.

"Wo sehen Sie eigentlich Kulmbach in zehn Jahren", fragte einer der Austauschschüler. "Na, ich hoffe, dass Kulmbach in zehn Jahren noch leistungsfähiger ist und es uns gelingt, dass die Menschen nicht wegziehen", sagte der OB. Schramm erläuterte die Parteien, wobei er speziell über die Grünen ausgefragt wurde. Die Gäste wollten auch Persönliches wissen, etwa wo der Oberbürgermeister schon überall gewesen ist. "Ich war in Petersburg in Russland, in Brasilien, in China, in Israel, auch in Ägypten, Frankreich, Dänemark. Aber ich war noch nie in den USA", gab Schramm zu. "Aber da möchte ich mal hin."

Je nach Herkunft hatten die Amerikaner ganz eigene Kommentare für die Region übrig. "Hier ist alles so klein", sagte zum Beispiel Elizabeth Rosen aus New York, obwohl sie nicht aus N.Y. City, sondern vom Land kommt. Brian Johncox (16) aus Kentucky war schon einmal in Deutschland. Berlin, Frankfurt und München kennt er bereits. Er findet Kulmbach nicht zu klein. "Der Ort, aus dem ich komme, ist sogar noch ein bisschen kleiner. Aber es ist eine große Stadt in der Nähe", sagt Johncox.

"In den letzten Jahren war sogar schon einmal ein Schüler aus Alaska dabei", erinnert sich Lehrer Peter Prokisch (MGF), der versucht, den Schülern während ihres dreiwöchigen Aufenthalts ein differenziertes Bild von Deutschland zu vermitteln. Heuer kommen die Jugendlichen aus Pennsylvania, Wisconsin, Maine, Kentucky, North und South Carolina, Illinois, Texas, Conneticut, New York, Maryland und Kansas.

Noch bis 19. Juli bleiben sie in Deutschland. Und über eines freuen sie sich am meisten: Dass sie hier noch das WM-Finale erleben können.