Wo bleibt der kalte Winter im Kreis Kronach?

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Sonne, blauer Himmel und zweistellige Plusgrade: Der Winter mutet diesmal eher wie Frühling an. Das Foto entstand an der Festung Rosenberg. Foto: Vanessa Schneider
Sonne, blauer Himmel und zweistellige Plusgrade: Der Winter mutet diesmal eher wie Frühling an. Das Foto entstand an der Festung Rosenberg. Foto: Vanessa Schneider

Der Frost lässt im Kreis Kronach auf sich warten. Doch was bedeutet das für die Landwirte, den Wald und die Tiere? Schicken Sie uns Ihre schönsten Bilder vom milden Winter an redaktion.kronach@infranken.de.

Die Maulwürfe graben sich durch die Gärten, die Vögel zwitschern und die Sonne scheint vom blauen Himmel. Dicke Mäntel und Handschuhe brauchen bei angenehmen Plusgraden keiner. Der Winter zeigt sich von seiner frühlingshaften Seite.


Keine Vegetationsruhe

Ungewöhnlich, aber nicht unbedenklich, findet das der Kreisobmann Erwin Schwarz. Der Landwirt macht sich noch keine Sorgen. "Das milde Wetter ist in erster Linie nicht schädlich für die Natur", erklärt er. Allerdings hätten die Pflanzen gerade keine "Vegetationsruhe". Das bedeutet, dass der Raps und Wintergerste wachsen, sie aber im Boden keine Nährstoffe mehr finden. Im Boden sei einfach nichts mehr vorhanden.

Damit die Ernte in diesem Jahr gelingt, wäre aus seiner Sicht Dauerfrost wichtig. Eine Woche tiefste Temperaturen müsste es da schon geben, damit der Boden aufgelockert wird: Das Wasser gefriert im Boden und dehnt sich aus. Damit werde der zusammengestoßene Boden gesprengt. "Das lockert die Bodenstruktur", erklärt Schwarz. Die Wurzeln haben somit mehr "Luft zum Wachsen".

Der Dezember war nicht nur zu trocken, sondern auch zu warm: 2,3 Grad Celsius lag die Temperatur über dem Mittelwert, erklärt Diplom-Meteorologe Christian Herold vom Deutsche Wetterdienst. Die Tiere im Stall haben keine Probleme mit den Temperaturen, weiß Erwin Schwarz. "Sie fühlen sich wohl."

Im Dezember gab es knapp 40 Sonnenstunden, die heiteren Tage im Januar sind da noch nicht einmal eingerechnet. Im Vergleich zum vorherigen Winter gab es da innerhalb von drei Monaten nur 67 Stunden Sonne. "Der Frost wird schon noch kommen", sagt Erwin Schwarz. Da ist sich auch Frank Stübinger sicher. "Der Winter wird vielleicht nicht mehr der längste, aber er kann noch kommen. Bisher ist alles im ganzen normalen Bereich", sagt der Pflanzenbauberater.

Spekulationen, was wäre, wenn der Winter durchgehend mild bleibt, möchte er nicht äußern. "Manchmal entscheidet sich das auch erst in den letzten Tagen. Auch im Frühling kann es nochmal gefrieren." Im Oberland habe es zumindest schon ein paar frostige Nächte gegeben.


Die Fichten haben es nicht leicht

Bisher sind ihm auch noch kein Pilzerkrankungen im Landkreis Kronach bekannt, die durch das Wetter begünstigt werden.

Die Fichten werden allerdings es dieses Jahr nicht leicht haben, weiß Forstdirektor Michael Schneider und warnt vor Borkenkäfern. "Sie fühlen sich bei diesem Wetter besonders wohl." Bei Frost würde sich die Population auf natürliche Weise verringern. "Da kommt etwas auf uns zu", sagt Schneider. Auch Wühlmäuse, Maulwürfe und Wildschweine haben dadurch einfacher, weiß Stübinger. Das könnte die Landwirtschaft und Wälder belasten, falls der Frost komplett ausbleibt.

Auch das Wild freut sich über das Wetter. Im Schnee sind ihre Spuren leichter für die Jäger zu erkennen, erklärt Stübinger. "Das Wild hat leichtes Spiel momentan." Doch mehr Wild bedeute auch mehr Schaden. Seit einigen Jahren steige die Population des Wildes stark an, weiß Schneider.

Doch nicht nur im Wald und auf den Feldern ist der frühlingshafte Winter spürbar, sondern auch in den Gärten. Der Igel wird sehr unruhige Tage haben, vermutet Schneider. "Er wird viel im Garten zu sehen sein." Der Igel hält normalerweise Winterschlaf. Ist es aber zu warm, ist er wach und sucht nach Futter.


Weniger Vögel in den Gärten

Am Dreikönigstag wurden die Vögel bundesweit gezählt. Obwohl die Auswertung noch läuft, wurden pro Standort durchschnittlich acht Prozent weniger Vögel als im Vorjahr beobachtet. Das teilte der Naturschutzbund mit, der vermutet, dass dies am Wetter lag. "Die Vögel kommen weniger zu den Vogelhäuschen im Garten, weil sie nicht so sehr auf das Futter angewiesen sind", erklärt Cordula Kelle-Dingel Kreisvorsitzende im Landesbund für Vogelschutz.

Genauere Zahlen werden erst in den kommenden Wochen bekannt. Doch auch Michael Schneider hat ähnlich Beobachtungen gemacht. Ihm ist außerdem aufgefallen, dass dieses Jahr weniger nordische Vögel in der Gegend sind. Einige Bussarde halten sich entlang der fränkischen Linie, die parallel zur B303 verläuft, von Marktrodach bis Himmelkron, zu sehen. Die Schwarzstörche sind schon sehr früh weggeflogen. "2013 war kein leichtes Jahr für sie." Durch die Niederschläge während der Pfingstzeit sei die Brut zerstört worden. "Sie sind schon sehr früh weggeflogen." Andere Zugvögel sind seinen Beobachtungen nach erst spät in den Süden aufgebrochen. Aber dageblieben sind sie nicht.

Wissen die Vögel mehr? Kommt doch noch der Frost? DWD-Diplom-Meteorologe Christian Herold erklärt, dass erst einmal mild bleibt. "In der nächsten Woche entscheidet sich's." Setzt sich die sibirische Kaltluft gegen das warme Atlantiktief durch, dann kommt er, der frostige Winter.


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