Dafür, dass die Fitness der Kinder und Jugendlichen im Allgemeinen abgenommen hat, gibt Sportlehrer Ralf Müller auch den Smartphones die Schuld. So wollen er und seine Kollegen die Schüler zu mehr Bewegung motivieren.
Das Ergebnis gibt Grund zur Sorge. Mehr als jedes siebte Kind im Alter von drei bis 17 Jahren in Deutschland ist übergewichtig, besagt die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Das Robert-Koch-Institut führt die Studie seit 2003 durch. Bis zur letzten Erhebung 2018 hat sich der Wert nicht verändert. Laut der Studie würden sich nur 29 Prozent der Jungen täglich bewegen, bei den Mädchen sind es 22 Prozent.
Mit dem Schulsport kann dem Übergewicht zumindest zum Teil entgegengewirkt werden. "Für jede Jahrgangsstufe stehen an allen Schularten zwei Stunden Basissport auf dem Stundenplan", weiß Sportlehrer Ralf Müller.
Für die fünften Klassen kommt, wenn es die Hallenkapazität zulässt, noch eine weitere Stunde dazu. "Hier im Schulzentrum teilen sich fünf Schulen eine Sporthalle, deswegen sind die Möglichkeiten nur sehr begrenzt", schildert der Realschullehrer die Situation. In diesem Jahr könne die zusätzliche Stunde für die Fünftklässler angeboten werden.
Mehr Nichtschwimmer
Aus Kapazitätsgründen kann auch der Schwimmunterricht nur begrenzt angeboten werden: "Die fünften und sechsten Klassen können leider nur zwei Wochen pro Schuljahr Schwimmeinheiten genießen. In den unteren Jahrgangsstufen gibt es immer mehr Nichtschwimmer."
Während der Schwimmunterricht nur begrenzt stattfinden kann, wird vor allem der Fußball an der Siegmund-Loewe-Schule gefördert. Die Kinder können sich vor dem Übertritt für die Fußballklasse anmelden. "Das Angebot wird auch von Mädchen angenommen, die in ihren Heimatorten nicht die Möglichkeit haben, im Verein zu spielen", berichtet Müller. Außerdem gebe es, je nach Kapazität und Nachfrage auch ein Wahlfachangebot. Hier können die Schüler sich beispielsweise beim Volleyball oder beim Turnen anmelden. "Das Wahlfachangebot wird nicht mehr von allen angenommen, viele betätigen sich zu wenig", beklagt Müller.
Generell hat die allgemeine Fitness der Schüler Müllers Einschätzung nach über die Jahre hinweg abgenommen. "In der Pubertät bewegen sich die Jugendlichen nicht mehr so gerne und melden sich dann auch weniger für Wahlfachangebote", sagt der Sportlehrer, der bereits seit 35 Jahren im Amt ist. Insgesamt würden auch weniger Jugendliche in ihrer Freizeit in Vereinen Sport machen und Wettkämpfe bestreiten. Das liegt seiner Meinung nach nicht nur daran, dass die Anzahl der Angebote abgenommen hat. "Computer und Smartphones führen dazu, dass viel Zeit verloren geht, die die Kinder früher draußen verbracht haben."
Mit dem Sportunterricht wollen Müller und seine Kollegen dieser Entwicklung aktiv entgegensteuern. "Bei uns gibt es im ersten Halbjahr immer eine Fitnessbenotung, bei der Kraft und Ausdauer im Fokus liegen", berichtet er. Ziel ist es, dass die Schüler dazu motiviert werden, in ihrer Freizeit zu trainieren. Die Noten können im Unterricht dann immer wieder verbessert werden. "Die Jugendlichen sehen, dass man sich verbessern kann, wenn man kontinuierlich an sich arbeitet. Das ist ein Erlebnis, das sie kaum kennen."