Einmal pro Woche ziehen Georg Panzer und Horst Schütz los, um Kronachs Parkuhren und Parkautomaten zu leeren. Das kann schon mal länger dauern. Vor allem wenn mal wieder Ein-Cent-Stücke in der Mechanik hängen.
Früh morgens scheppert ein von zwei Männern geschobenes Wägelchen über das Kronacher Kopfsteinpflaster. Es wäre bedeutend leiser, wären die Räder des Wägelchens nicht aus Vollgummi. Irgendwie passt es jedoch, dass es nicht mehr auf dem Stand der Technik ist. Denn Georg Panzer und Horst Schütz brauchen es, um die 62 verbliebenen Parkuhren im Stadtgebiet zu leeren. Geräte, die ebenfalls nicht mehr gerade modern sind. 50 Cent rein, eine halbe Stunde abzählen - mehr können sie nicht. Die Parkgebühr per SMS bezahlen? Könnte die Parkuhr lachen, sie würde sich gar nicht mehr einbekommen.
Georg Panzer ist seit 23 Jahren mit dem Wägelchen unterwegs. Eigentlich ist er hauptamtlicher Gerätewart der Freiwilligen Feuerwehr Kronach, aber das Leeren der Parkuhren und -automaten gehört zu seinem Job. In zwei Monaten ist Schluss für ihn. Rente. Deswegen lernt er seinen Nachfolger, Horst Schütz, an, der ihn seit gut einem Monat auf der Tour begleitet. Ohnehin verlangt die Arbeit nach zwei Beteiligten - so soll verhindert werden, dass jemand einen Teil der Münzen in die eigenen Tasche wirtschaftet.
Alle zwei Wochen Nachdem die beiden das Wägelchen, das lediglich aus einem metallenen Schlauch und einem Kasten besteht, aus dem Rathaus geholt haben, geht's ohne viele Worte in die untere Stadt. Erste Haltestelle Klosterstraße. Jede Parkuhr und jeder Parkautomat wird alle zwei Wochen geleert - Panzer und Schütz machen bei einer Tour immer die Hälfte. Nur der Parkautomat an der Europabrücke wird wöchentlich geleert - und das sogar zweimal. Sonst würde die Kasse überquellen.
Zurück zur Parkuhr in der Klosterstraße: Georg Panzer steckt einen Schlüssel in die Vorderseite, zieht die Kasse heraus und schiebt den Stutzen des Schlauchs von rechts in die vorgesehene Arretierung der Kasse. Das erinnert ans Tanken während des Boxenstopps bei der Formel Eins. Ähnlich schnell geht es auch bei Horst Schütz und Georg Panzer. Kaum ist der Schlauch an der Kasse, klimpert schon das Kleingeld, das in der Box auf dem Wägelchen landet. Schnell zur nächsten Parkuhr. Probleme gibt es nur, sollte sich eine Münze in der Mechanik der Parkuhr verklemmen. Besonders schlimm wird es, wenn jemand 1-Cent-Stücke hineinwirft. "Und das kommt in der Woche mehrmals vor", sagt Georg Panzer vorwurfsvoll.
Ob er die Parkuhren vermissen wird? Nein, zum Hobby tauge die Arbeit nicht, sagt Panzer. "Wir müssen bei jedem Wetter raus. Im Winter ist es kalt und die Finger werden steif, das ist nicht so schön." Ohnehin verbindet ihn wenig Sentimentales mit den Parkuhren. Da dürfte es ihn kaum stören, dass die Tage der Parkuhr gezählt sind. Nicole Kramp, Abteilung Parkraumbewirtschaftung bei der Stadt, sagt, es sei nicht geplant, die Parkuhren abzuschaffen, solange sie funktionstüchtig sind. Die Betonung liegt auf "solange". Irgendwann wird es keine Ersatzteile mehr geben oder es ist schlicht billiger, komplett auf Parkautomaten zu setzen. Zehn gibt es davon ja schon.
Leerung von Hand Nach einer Dreiviertelstunde rumpelt das Wägelchen samt Schütz und Panzer zurück in Richtung Rathaus. Von dort aus geht es für die Männer weiter mit dem Auto zu den Parkautomaten. "Die Kassen mit dem Wägelchen zu transportieren, wäre schwierig", sagt Panzer und lacht. Schließlich wiegen sie ein paar Kilo. Die Automaten sind zwar etwas moderner, dennoch müssen die beiden sie von Hand leeren. Horst Schütz packt leere Kassen in den Kofferraum, Ersatzrollen für den Parkscheindrucker auf den Rücksitz - und los geht's. "Fahren wir zum Bahnhof?", fragt Schütz. "Nein, der ist beim nächsten Mal wieder dran, wir fahren jetzt in die Rosenau zum FT", sagt Panzer.
Der große Unterschied zu den Parkuhren ist, dass die Männer die Kassen der Automaten vollständig herausnehmen können und durch eine leere ersetzen können. Daneben achten die beiden darauf, dass genügend Papier im Drucker ist, die Mechanik des Münzeinwurf funktioniert und die Batterie in Ordnung ist. Zirka alle drei Monate müsse er die wechseln, bis auf "drei oder vier" Automaten, die mittels Solarmodul ihren eigenen Strom erzeugen. Gibt's jedoch Probleme mit der Elektronik, müsse ein Fachmann ran. Nach 30 Minuten sind sechs volle Kassen im Kofferraum, mit denen Schütz und Panzer zur Bank fahren. Dort liefern sie die Kassen ab und fahren zurück in die Obere Stadt. Ohne viele Worte, als würde ihre Tour nur ein paar Euro einbringen. Im Jahr sind es aber 180 000 Euro, die in der Stadtkasse landen.