Tausende Schüler im Landkreis Kronach bekommen am Dienstag ihr Jahreszeugnis. Für einige von ihnen ein schwarzer Tag. Das Gefühl der Ohnmacht, sagt Diplom-Psychologe Christian Krauß, lasse sich relativ leicht bekämpfen - durch eine Beratung.
Jetzt beginnt die Ferienzeit. Für die Schüler im Landkreis Kronach ein magischer Tag. Von Dienstag an sind es noch genau 43 Tage, bis die Schule wieder beginnt. Mehr geht nicht - zumindest an bayerischen Schulen. Einigen Schülern bedeutet das jedoch nichts. Denn ihr Zeugnis, das sie heute bekommen, ist ein Schlag in die Magengrube. Schwarz auf weiß sagt es: "Du hast versagt!" Der Tunnel vor ihnen erscheint finster und ohne Ausgang. Das Selbstwertgefühl ist bei null.
Christian Krauß, Psychologe und Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien von Diakonie und Caritas, erlebt das jedes Jahr: Pünktlich nach Pfingsten und zwischen Oktober und November steigt die Zahl der Schüler, die bei ihm und seinem Team Hilfe suchen. Heute, am Zeugnistag, werden es besonders viele sein - er kennt das schon und weiß, was sie durchgemacht haben.
"Das ist ein Teufelskreis: Der Schüler versucht, den Anforderungen zu genügen. Dadurch wächst die Anspannung, wodurch er schlechter lernt. Durch die schlechten Ergebnisse wächst die Anspannung erneut." Am Ende sind die Schüler verzweifelt.
Palette der Emotionen Krauß' Berufsstand kennt die ganze Palette menschlicher Emotionen: Schülern, die sich bei der Beratungsstelle melden, gehe es in der Regel "sehr schlecht". Deshalb ist der erste Schritt, die Schockstarre des Schülers zu lösen. "Es hilft schon, wenn man sich kompetente Hilfe sucht. Der Eindruck von Überwältigung lässt sich relativ schnell beseitigen", sagt Krauß. Dann helfe er den Schülern, wieder auf die Beine. "Durch eine fachlich geleitete Stressbewältigung." Im letzten Schritt wird das Zusammenspiel von Eltern und Kindern verbessert.
Alle sollen sich fragen, was sie an ihrem Stil ändern können, um die Ziele besser zu erreichen. "Am Ende sollte die Erkenntnis stehen, dass etwas nicht gut gelaufen ist, gleichzeitig aber auch die Frage, wie man daran etwas ändern kann", sagt Krauß.
Zunächst genüge allerdings ein bisschen Erste Hilfe für die Seele. So enttäuscht die Eltern auch von ihrem Kind sind: "Man bleibt in der Nähe seines Kindes, gerade wenn es Schwächen zeigt", rät Krauß. "Eltern sollten das Bemühen der Kinder stärker einordnen als deren Erfolg." Kinder brauchen Liebe, Anerkennung und Sicherheit - auch solche, die etwas älter sind.
Deshalb sollten sich die Kinder in den Sommerferien entspannen, "um Kraft für die nächste Leistungsperiode zu tanken".
Spannungen schon vor dem Zeugnis Schüler, die nicht wissen, wie sie sich helfen können, bei denen erste Versuche bereits gescheitert sind, und die keine Zuversicht mehr verspüren, sollten sich auf jeden Fall Hilfe suchen. "Ein schlechtes Zeugnis ist vor allem dort ein Thema, wo sich Eltern und Kinder ohnehin schon in einem Spannungsverhältnis befinden." Das müsse allerdings nicht so bleiben, sagt Christian Krauß, sein Team und er beraten kostenlos und vertraulich.
Infos zur Beratung Angebot: Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien (Klosterstraße 2, Kronach)
Kontakt: Unter der Telefonnummer 09261/93730 oder per Mail: info@eb-kronach.de
Anmeldung: Telefonisch von Montag bis Freitag
Ich stimme dem Schreiber den ersten Absatz betreffend vollkommen zu. Beim zweiten Absatz ist es allerdings etwas anders:
Es sollte wohl heißen: "Lehrjahre" sind keine Herrenjahre. "Leerjahre" wären reichlich überflüssig...
Wenn ich als Schüler weiß, dass schlechte Noten auf mich zukommen, dann weiß ich in der Regel auch, warum dies so sein wird. Vielleicht hätte sich so mancher Kandidat während des Schuljahres etwas mehr auf den Lernstoff konzentriert und das "chillen" ab und an hinten an gestellt.
Man wird den Eindruck einfach nicht los, dass es in der heutigen Zeit immer mehr in Richtung Freizeit und Vergnügungen geht, wobei die Mehrheit hier sicherlich nicht betroffen ist - wohl aber die, die später jammern.
Leerjahre, und hierzu rechne ich auch die Schulzeit, sind keine Herrenjahre - dieses alte Sprichwort gilt nach wie vor.
Ich frage mich, wie wir das alles vor 40 Jahren geschafft haben und zwar vollkommen ohne Beratung und dergleichen.