Weißer Ring präsentiert Film gegen Cybermobbing

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Rund 100 Leute besuchten die Filmpremiere am Kronacher Frankenwald-Gymnasium. Foto: Jan Koch
Rund 100 Leute besuchten die Filmpremiere am Kronacher Frankenwald-Gymnasium. Foto: Jan Koch
Alfons Hrubesch, Weißer Ring
Alfons Hrubesch, Weißer Ring
 

Alfons Hrubesch, Leiter des Weißen Rings für die Kreise Kronach und Lichtenfels, hat am Montag seinen neuen Film "Escape the Fate - Nimm dein Schicksal in die Hand" vorgestellt. Er handelt von Mobbing im Internet.

Am Montagabend war es wieder soweit. Alfons Hrubesch, Chef des Weißen Rings Kronach/Lichtenfels, präsentierte seinen neuen Film "Escape the Fate - Nimm dein Schicksal in die Hand". Wobei das nicht ganz stimmt, zumindest würde er das so nie sagen: Viele Ehrenamtliche haben ihm dabei geholfen, ohne deren Einsatz der Film nicht möglich gewesen sei, betont Hrubesch. Er sei ihnen dankbar, denn der Film behandelt ein Thema, das ihm unter den Fingernägeln brenne, wegen der Brutalität, "unter der die Opfer unheimlich leiden müssen": Cybermobbing.


Die 15-jährige Isabell (gespielt von Susan Zander, die das Lichtenfelser Meranier-Gymnasium besucht) ist ein beliebtes Mädchen, sie hat allerdings ein Problem: Ihr neuer Freund Felix ist Aileens Ex-Freund. Und die ist deshalb richtig sauer auf Isabell, bringt andere hinter sich - gemeinsam schmieden sie einen Plan: Sie wollen Isabell fertig machen.

"Schaut euch die Schlampe an"

Unweit der Schule stürzt Isabell vom Rad, was einer ihrer Lehrer sieht und das Mädchen mit seinem Auto nach Hause fährt. Beim Einsteigen fotografiert sie einer von Isabelles Mitschülern aus dem Hinterhalt - die Mobbing-Geschichte nimmt ihren Lauf: Die Clique um Aileen knackt Isabells Seite in einem sozialen Netzwerk und stellt das Foto online. Im dazugehörigen Text legen sie Isabell in den Mund, dass sie in ihren Lehrer verliebt sei und Sex mit ihm wolle.

Die Geschichte macht schnell die Runde. In der Schule zeigen Isabells vermeintliche Freunde mit dem Finger auf sie. "Schaut euch die eklige Schlampe an", sagt eine von ihnen. Felix möchte mit Isabell nichts mehr zu tun haben und der zum Pädophilen abgestempelte Lehrer wird beurlaubt. Doch nur scheinbar ist Isabell am Ende. Sie wehrt sich, indem sie zur Polizei geht, die am Ende des Films auch in der Schule auftaucht.
Schön, dass zum Schluss des Films Jörg Ziercke, Präsident des Deutschen Bundeskriminalamts, zu Wort kommt und neben den Gefahren des Internets auch dessen Vorzüge betont.

Es bringt Menschen zusammen - was früher Lichtjahre entfernt schien, ist heute nur ein Klick weit weg. Allerdings hat es nebst dubiosen Angeboten für Potenzmittel auch seine dunkle Seite: Wo der direkte Blick in die Augen wegfällt, fallen oft sämtliche Hemmungen. Menschen beschimpfen sich wegen Nichtigkeiten, die Zündschnur ist bei vielen extrem kurz. Dass auch Mobbing, manchmal mehr, manchmal weniger schlimm, an der Tagesordnung ist, ist spätestens seit vergangenem Jahr bekannt.

Es gibt einen Ausweg

Seitdem ist Amanda Todds Name der Inbegriff von Cybermobbing. In einem Youtube-Video erzählt die Kanadierin ihre Geschichte, notiert auf 74 Karteikarten. Wie ein Foto von ihren Brüsten, das sie selbst geschossen hatte, im Internet publik wurde. Wie ihre Freunde sie als Schlampe brandmarkten und schlugen. Wie sie die Schule wechselte, doch das Gerede ihr vorauseilte. Wie sie versuchte, sich umzubringen. Einen Monat nachdem sie das Video gedreht hatte, war sie tot. Selbstmord. Das Youtube-Video ist ein verstörendes Dokument.

Das ist "Escape the Fate" nicht. Der Film ist sicherlich auch nicht perfekt. Den Schauspielern merkt man an, dass sie keine Profis sind, die Musik verdeutlicht oft zu sehr, was den Zuschauer gleich erwartet. Perfektion, dabei geht es bei dem Projekt aber gar nicht, denn er hat dem Youtube-Video von Amanda Todd eines voraus. Er zeigt den Opfern von Cybermobbing, dass der Ausweg nicht sein muss, sich umzubringen, sondern dass sie sich wehren können. Auch wenn es schwer ist. Opfer müssen nicht auf immer Opfer bleiben.

Ab 13. September können Interessierte die DVD beim Weißen Ring bestellen. "Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn der Film vorgeführt wird", sagte Hrubesch. Ob es den Film auch online via Stream geben wird, stehe noch nicht fest.