Weißenbrunn stellt sich

4 Min
Das Anwesen "Grüner Straße 25" könnte abgerissen und erneuert werden. Foto: Lea Schreiber
Das Anwesen "Grüner Straße 25" könnte abgerissen und erneuert werden. Foto: Lea Schreiber

Die Unterkunftsfrage für Asylbewerber beschäftigt den Gemeinderat. Bürgermeister Herrmann tritt Bürgerbedenken entgegen. Das Anwesen "Grüner Straße 25" wird ans Landratsamt gemeldet. Die Gemeinde ist gegen ein Asylbewerberheim in Hummendorf.

Die für alle Seiten bestmögliche Unterbringung von Flüchtlingen beschäftigte den Weißenbrunner Gemeinderat, der wegen dieser Thematik außerplanmäßig zusammengekommen war. Das Landratsamt Kronach hatte um die Nennung möglicher Flächen oder Gebäude gebeten. Bürgermeister Egon Herr mann hätte dies einfach melden können, er wollte aber unbedingt das Gremium und damit auch die Bevölkerung mit einbeziehen. "Wir können nicht sagen: Wir nehmen in Deutschland Flüchtlinge auf, nur nicht bei uns."
In der Bürgerfragestunde am Beginn der Gemeinderatssitzung hatte Horst Licht eine große Besorgnis in der Hummendorfer Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Allerdings war er noch von deutlich höheren Asylbewerberzahlen (um die 70) ausgegangen. Wenn in Hummendorf eine Neubausiedlung als Asylbewerberunterkunft entstehe, bedeute dies für die Bevölkerung nichts Gutes.
An die Gemeinderäte appellierte der Bürger, eine Lösung zu finden, die dies verhindert. Er schlug vor, vorhandene Leerstände als Alternativen anzubieten.
Der steigende Zustrom von Flüchtlingen stelle alle Beteiligten Stellen vor immense Herausforderungen, so Bürgermeister Egon Herrmann. Der Freistaat Bayern habe nunmehr für die Errichtung neuer Gemeinschaftsunterkünfte einen mehrstelligen Millionenbetrag zur Verfügung gestellt, erklärte Bürgermeister Egon Herrmann. Hierfür werden jedoch geeignete Flächen benötigt. Das Landratsamt Kronach habe auf Bitte der Regierung von Oberfranken eine Abfrage bei den Landkreiskommunen veranlasst. Die Gemeinden würden darin dringend gebeten, geeignete Flächen zu melden, sowohl solche in gemeindlichem Besitz, aber auch solche in Privatbesitz. Aufgrund einer Sonderregelung dürfe auch in Gewerbegebieten oder im Außenbereich gebaut werden. Ein erbetener Aufruf an die Bevölkerung, mietbare Wohnungen zu melden, sei bereits im Mitteilungsblatt veröffentlicht worden, In Thonberg seien so schon fünf Flüchtlinge privat untergekommen.


"Sich solidarisch einbringen"

Im Landkreis Kronach gebe es einige Gemeinden, die bereits viele Flüchtlinge aufgenommen hätten. Da sollten sich auch die anderen solidarisch einbringen. Der Bürgermeister nahm die Befürchtungen aus der Bürgerschaft auf und bemühte sich, hier zu beruhigen. Sicher gebe es auch Probleme. Flüchtlinge seien aber keine Bevölkerungsgruppe, die Angst verdiene.
Das Programm der Staatsregierung biete auch für die Gemeinde selbst Möglichkeiten. So könnte das marode gemeindliche Gebäude Grüner Straße 25 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Über die Mietzahlungen der Regierung könnten die Kosten refinanziert werden und Weißenbrunn hätte danach ein nutzbares Gebäude, etwa für Sozialwohnungen. Mitbürger seien aufgerufen, selber Möglichkeiten bereitzustellen, dies sei der beste Weg, meinte Christian Höfner. Alexander Bauer würde gerne die Chance nutzen, Leerstände zu sanieren. Michael Bohl erinnerte an die 90er-Jahre. Damals habe er selbst Flüchtlinge in der Nachbarschaft gehabt, was gut funktioniert habe. Es seien vier leerstehende Gebäude im Gemeindegebiet, die zu kaufen wären. Auch hier könnten darin später Sozialwohnungen entstehen. Alle hätten etwas davon. Dieser Vorschlag fand große Zustimmung.
Manfred Sünkel wies darauf hin, dass Hummendorf wegen der schwierigen Infrastruktur mit nur einer Metzgerei vor Ort für Flüchtlinge und deren tägliches Leben nicht so geeignet wäre. Die Flüchtlinge seien sehr mobil, sei ihm mitgeteilt worden, erklärte Egon Herrmann. Der Rathauschef schlug vor, die Banken insgesamt mit ins Boot zu holen, weil diese viele leere Häuser nicht los würden. "Selbstverständlich wäre dezentrale Unterbringung ideal."
Nach dem Krieg seien auch die Flüchtlinge gekommen, sei immer wieder zu hören, gab Ralf Oßmann zu bedenken. Damals kamen Mittellose zu Menschen, denen es auch nicht gut ging. Heute kommen die Flüchtlinge in unser Wohlstandsland und erlebten, wie enorm gut es einem großen Teil der heimischen Bevölkerung gehe. "Wer weiß wie lange das gut tut!" Andere Länder in Europa reißen sich nicht darum. "Müssen wir hier mitmachen?", stellte er in Frage.
Heinz Roth brach eine Lanze für die Flüchtlinge. Er habe inzwischen einige kennen- und schätzengelernt. Diese Menschen seien schon weitgehend in Betrieben und er habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen. "Ich habe mittlerweile gute Erfahrungen gemacht." In Hummendorf würde wohl die Ortschaft überfordert, meinte Klaus Ruppert. Hier war angedacht, in einem Gewerbegebiet etwas zu bauen. Wären es nur 30 Personen, bleibe ein Rest des Geländes übrig. "Was soll dort noch hinkommen?", wenn die Gesamtnutzung fehle. "Wir in Hummendorf würden es uns mit einer generellen Ablehnung zu einfach machen", befand Stefan Lippert. Das Gewerbegebiet liege seit Jahren brach. Vielleicht für 20 Flüchtlinge könne etwas geschaffen werden. Das Gewerbegebiet in Hummendorf koste bislang nur Geld und es könnte etwas Nutzvolles entstehen, meinte Günther Oßwald. Im Sportverein habe er sehr gute Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht.
"Wenn etwas in Hummendorf entstehen solle, wäre eine Gesamtlösung besser, etwa die Schaffung eines Baugebietes insgesamt", könnte sich Herbert Spindler vorstellen. Auch könnte mancher Privatmann eine Lösung für sein unverkäufliches Haus finden. Er hätte es als Vorgabe gemacht, die Anlage in Hummendorf später als betreutes Wohnen nutzen zu können, erklärte Bürgermeister Egon Herrmann. 30 Flüchtlinge wären sicher zu verkraften. In Pressig funktioniere es sehr gut. Der Bürgermeister wandte sich gegen Vorbehalte hinsichtlich der Flüchtlinge. Man solle vom Guten im Menschen ausgehen. Wenn Hummendorf dagegen sei, mache dies aber keinen Sinn.
Einstimmig beschlossen wurde, das Gebäude Grüner Straße 25 zu melden. Das Angebot für eine Einrichtung in Hummendorf wurde mit 5:12 Stimmen abgelehnt. Bürgermeister Egon Herrmann soll mit dem Landratsamt zusätzliche Maßnahmen über privates Wohneigentum und die Banken absprechen.


Weißenbrunner Gemeinderatssplitter

Asylbeauftragte Die Gemeinde Weißenbrunn beschloss die Bestellung eines Asylbeauftragten. Dieser oder diese soll als Ansprechpartner den Flüchtlingen Unterstützung leisten und Ansprechpartner für ehrenamtliche Helfer sein. Es gebe auch Interessenten. Beate Witthauer würde diese Aufgabe übernehmen. "Wir werden sie unterstützen, wo es geht." Gesucht würden auch weitere Unterstützer, wobei einige sich schon einbringen.

Kindergarten Beim Kindergartenneubau in Hummendorf musste der Gemeinderat den Bedarf von 26 Plätzen und vier Notplätzen festlegen. Klaus Ruppert fiel auf, dass die Kostenschätzung seit dem Frühjahr bereits um 45 000 Euro höher geworden sei. rg