Warum ein Loch im Vorhang so wichtig ist

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Immer griffbereit und nach der Aufführung unsortiert: Hinter dem ersten Vorhang sammeln sich zahlreiche Requisiten und Utensilien der drei Stücke. Foto: Mariell Dörrschmidt
Immer griffbereit und nach der Aufführung unsortiert: Hinter dem ersten Vorhang sammeln sich zahlreiche Requisiten und Utensilien der drei Stücke.  Foto: Mariell Dörrschmidt

Nach der Aufführung von "Die kleine Hexe" hatten die Zuschauer die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken.

Wo gehen, stehen und laufen die Schauspieler? Welche Möglichkeiten bietet eine Freilichtbühne und welche Herausforderungen müssen gemeistert werden? Was verbirgt sich eigentlich hinter dem großen schwarzen Vorhang? In welchem Teil des Theatergeländes bereiten sich Schauspieler und Statisten auf ihren Auftritt vor? Diese und noch viele Fragen mehr beschäftigten am Sonntag nach der Premiere von "Die kleine Hexe" die Führungsteilnehmer.

Die kleine Hexe (Heidemarie Wellmann) und der Rabe Abraxas (Andreas Gräbe) laden jeweils am Ende der Aufführungen an allen drei Spieltagen des Kinderklassikers zu einer Entdeckungsreise hinter die Kulissen der Festspiele ein. Eine einmalige Gelegenheit, um echte Theaterluft schnuppern zu dürfen. Die Führung beginnt direkt
am Ort des Geschehens, der Bühne: "Es gibt zwei Auftrittsmöglichkeiten", erklärt Regisseurin Heidemarie Wellmann die beschränkten Möglichkeiten, die eine Freilichtbühne bietet. So schön das Ambiente auch sei, auf zusätzliche Effekte müsse man weitgehend verzichten: "Wir können nichts aus dem Bühnenboden schieben oder von der Decke regnen lassen", beschreibt sie genauer und schildert amüsiert die Tücken der Naturbühne. "Alles was man auf der Bühne an Requisiten oder Bühnenbild braucht, muss man auch wieder hinaustragen." Und das Hinaustragen, geschehe meist in Richtung des schwarzen Vorhangs.


Steiler Berg

"Der Berg ist aber ganz schön steil", erkennt ein kleiner Gast die Anhöhe und bewundert dabei die Statisten, die dort leichtfüßig ihre Auftritte starten oder beenden. Und um den Gästen zu zeigen, wie es hinter dem schwarzen Loch weiter gehe, nehmen die Führungsteilnehmer den steilen Berg in Kauf, unterhalten sich dabei angeregt mit Abraxas und spitzen dann zum ersten Mal hinter die Kulissen. "Hier stehen die Utensilien für alle drei Stücke bereit. Nach der Aufführung muss das alles erst wieder sortiert werden", weiß Wellmann genau und freut sich über die Reaktion eines kleines Jungen: "Ach das macht nichts. In meinem Zimmer sieht es viel schlimmer aus."

Und während manch einer Requisiten begutachtet oder den alten Wehrgang bestaunt, zeigt Heidemarie Wellmann das kleinste, aber wohl wichtigste Element des schwarzen Vorhangs: "Das ist das Kuck-Loch", zeigt sie auf ein kleines Löchlein im schweren Vorhang. Dieses sei dazu da, um vom Durchgang aus das Geschehen zu beobachten: "Damit wir keinen Einsatz verpassen und immer rechtzeitig auf der Bühne sind." Nach dem ersten schwarzen Vorhang folgt ein zweiter. Was sich wohl dahinter versteckt? "Hier warten die Statisten und können sich während der Aufführung umziehen", erklärt Wellmann und betont, dass der lange Weg gutes Zeitmanagement verlange: "Da muss man sich gut überlegen, dass man alles dabei hat." Denn der Weg endet nach dem Wehrgang lange nicht. Über die Wallbrücke bis ins Provianthaus müssen Schauspieler und Statisten nach der Aufführung laufen: "Der Bereich ist normalerweise nur für Führungen zugänglich."

Im Provianthaus angekommen dürfen sich die Gäste nach Herzenslust umschauen und zwischen Theaterschminke, Kostümen, Schauspielern und Statisten stöbern. Hier geben die Schauspieler auch noch ein paar Insiderinfos Preis: "Es bringt Unglück, wenn man auf der Bühne pfeift oder Kaugummi kaut."

Selbstverständlich bot sich auch Gelegenheit, um in lockerer Atmosphäre jede Menge Fragen zu ihren Abenteuern auf oder hinter der Bühne zu stellen.