Wallfahrten nach Marienweiher: Wer sorgt für die Sicherheit?

2 Min
In Wolfersgrün und auch in Wallenfels, hier im Bild, hat die Wallfahrt nach Marienweiher eine lange Tradition. Die Absicherungsposten, die mit Warnwesten voraus und hinterher laufen, dürfen rein rechtlich den Verkehr nicht regeln - das sorgt für Probleme. Foto: privat
In Wolfersgrün und auch in Wallenfels, hier im Bild, hat die Wallfahrt nach Marienweiher eine lange Tradition. Die Absicherungsposten, die mit Warnwesten voraus und hinterher laufen, dürfen rein rechtlich den Verkehr nicht regeln - das sorgt für Probleme.  Foto: privat

Viele Wallfahrer aus dem Landkreis haben ein Ziel: Marienweiher. Doch nun liefern Sicherheitsvorkehrungen mächtig Diskussionsstoff.

Morgens um 4.30 Uhr geht es in Wolfersgrün los. 26 Kilometer liegen vor den Wallfahrern. Ihr Ziel: Marienweiher im benachbarten Landkreis Kulmbach. Neben Feld- und Wanderwegen müssen die Wallfahrer auch Staats- und Bundesstraßen überqueren - nicht gerade ungefährlich. "Für uns ist das schwierigste Stück zwischen Hainersreuth und Enchenreuth. Dort müssen wir die Staatsstraße überqueren, die stark frequentiert ist", schildert Harald Gremer, Wallfahrtsführer von Wolfersgrün. Ohne Verkehrsregelung würde die Wallfahrt nicht auf den Feldweg in Richtung Buckenreuth kommen. Ähnliche Situation auch in Marktleugast. Abgesichert wurde die Wallfahrt in den letzten Jahren von sogenannten Absicherungsposten - Leute, die in Warnwesten voraus und hinterher liefen und dabei auch den Verkehr regelten. Doch das geht aus rechtlicher Sicht nicht mehr.


Vortrag über Sicherheitsvorkehrungen

Bei einem Vortrag für die Wallfahrtsführer im März wies das Landratsamt Kulmbach auf die Schwierigkeiten dieser Vorgehensweise hin. "Rein rechtlich dürfen demnach nur die Polizei, Feuerwehr und das THW die Verkehrsregelung übernehmen", erklärt Gremer. Sauer auf das Landratsamt ist Gremer nicht. Ganz im Gegenteil: "In ihren Möglichkeiten handeln sie immer für uns Wallfahrer. Aber sie haben halt auch ihre Vorschriften."

Wer jetzt denkt, ist doch kein Problem, da sollen die Wallfahrer einfach ihre eigene Feuerwehr mitnehmen, der irrt. So einfach ist das nicht: "Die Feuerwehren sind örtlich gebunden. Ein Einsatz außerhalb des Stadtgebietes ist schwierig", erklärt Gremer, der als Wallfahrtsführer für die komplette Organisation zuständig ist. "Die Feuerwehr ist der jeweiligen Gemeinde unterstellt, die für den Einzelfall entscheiden muss, ob das Potenzial da ist, um eine Wallfahrt abzusichern", erklärt Gerhard Anders, Pressesprecher der Polizeiinspektion Kronach.


Könnte die Polizei das stemmen?

Bei ihm habe sich seit dem Vortrag des Landratsamtes Kulmbach noch niemand zwecks einer Wallfahrtsabsicherung gemeldet. Im Raum Bad Staffelstein hat Gerhard Anders schon mitbekommen, dass Wallfahrten manchmal durch ein Dienstfahrzeug der Polizei abgesichert wurden. Doch das sei eine Ausnahme: "Personaltechnisch wäre die Absicherung von Wallfahrten durch die Polizei nicht stemmbar", stellt Anders klar.

Harald Gremer hat nun zuerst bei Bürgermeister Jens Korn (CSU) angefragt, ob die Wolfersgrüner Feuerwehr auch in anderen Ortschaften ihren Dienst verrichten darf. Von ihm hat er eine Zusage bekommen.


Auflagen sind nicht immer etwas Gutes

Jens Korn war anfangs verwundert über die Anfrage von Harald Gremer. "Die Wallfahrten sind bei uns eine alte Tradition. Dass man selbst bei so etwas solch bürokratische Hürden stellen muss", sagt er auf Nachfrage des FT. Er habe zwar ein hohes Verständnis für die Sicherheit. Doch man müsse sich immer fragen, ob das im richtigen Maß sei. "Und aus meiner Sicht ist es dabei nicht der Fall", macht Korn deutlich. Man brauche sich nicht zu wundern, wenn Ehrenamtliche solche Wallfahrten wegen den hohen Auflagen bald nicht mehr auf die Beine stellen können.

Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, reicht es laut Gremer jedoch nicht, nur den eigenen Bürgermeister ins Boot zu holen: "Auch die Bürgermeister der anderen Ortschaften, die durchquert werden, müssen zustimmen, dass die Wolfersgrüner Feuerwehr dort tätig werden darf", erläutert Gremer. Um das zu klären, ist der Wallfahrtsführer nun den Weg über das Kulmbacher Landratsamt gegangen, um nicht jede Gemeinde beziehungsweise Stadt einzeln abzufragen. Auf eine Anfrage des FT hat das Landratsamt Kulmbach bis jetzt noch nicht reagiert.


Keine alternativen Routen

"Wir haben auch schon nach Alternativen gesucht, um nur auf Gemeindeverbindungsstraßen und Waldwegen zu laufen. Aber wir haben nichts gefunden. Auch Ortskundige konnten uns da nicht weiterhelfen", meint Harald Gremer.

Und dabei hätten es die Wolfersgrüner noch relativ einfach: "Es gibt andere Wallfahrten aus dem Süden, die noch gefährlichere Straßen überqueren müssen, die noch höher frequentiert werden."

Nach dem Vortrag des Landratsamtes Kulmbach wurde das Thema von den Wallfahrern heiß diskutiert. "Von ,Wir ignorieren das' bis ,Was ist, wenn etwas passiert', war alles dabei", sagt Gremer. Er wolle nun versuchen, alles so rechtssicher wie möglich zu gestalten, damit die Wallfahrt am 21. Mai reibungslos stattfinden kann.