Wärmestube hilft Obdachlosen in Kronach

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Andrea Harm leitet die Wärmestube des Diakonischen Werks in Kronach. Foto: Jan Koch
Andrea Harm leitet die Wärmestube des Diakonischen Werks in Kronach. Foto: Jan Koch

250.000 Menschen leben in Deutschland, ohne ein Zuhause zu haben. Auch im Landkreis Kronach gibt es sie. In der Wärmestube des Diakonischen Werks bekommen die Obdachlosen eine Mahlzeit und ein offenes Ohr - wenn sie es wollen.

Am Mittwoch, zum "Tag der Wohnungslosen", rücken jene Menschen in den Mittelpunkt, die am Rande der Gesellschaft stehen. 250.000 Obdachlose gibt es nach Schätzungen von Wohlfahrtsverbänden in Deutschland. In der Wärmestube des Diakonischen Werks in Kronach schauen ungefähr fünf von ihnen jeden Monat vorbei, wie Andrea Harm erzählt. "Im Winter sind es ein bisschen mehr." Dort bekommen sie zu essen und zu trinken, gratis. Wer heute die Wärmestube aufsucht, den erwarten dort eine klare Brühe, Semmelklöße mit Pilzen und Obst.

Übernachten können die Wohnungslosen in der Wärmestube allerdings nicht. Ein Mann aus Tschechien habe das vor einigen Jahren geflissentlich ignoriert, erzählt Harm. Eine Woche er im Garten des Gebäudes übernachtet - bis er wieder zurück zu seiner Frau gegangen sei, die er im Streit verlassen habe. Ein Ausnahmefall, betont Harm, alle anderen seien Durchreisende.
"Wir versuchen, alles möglich zu machen", sagt sie und erklärt, dass das mehr sei als zusätzliche Brote für die Reise. Geld zum Beispiel, das Wohnungslosen in Form von Sozialhilfe genauso zusteht wie allen anderen Bürgern. Pro Tag stehen einem Obdachlosen 12,73 Euro zu, die er bar ausgezahlt bekommt. Holt er sein Geld am Freitag ab, bekommt er den Satz für drei Tage - also 38,19 Euro. Das ist notwendig, denn ein Bankkonto wollen viele Obdachlose nicht, wenngleich jedem ein Guthabenkonto zusteht, das nicht überzogen werden kann.

Doch nicht nur Geld und eine Mahlzeit gibt es in der Wärmestube. "Bei uns können die Klienten auch ihre Post hinterlegen lassen", sagt Andrea Harm. Wichtig, auch wenn im Adressfeld auf dem Personalausweis "Ohne festen Wohnsitz" steht. Wer sesshaft werden will, dem versucht Harm ebenfalls zu helfen; sie ruft bei Behörden an und versucht, einen Platz in einem Wohnheim zu vermitteln.

Obdachlose sind meist männlich

Wer weiterhin auf der Straße leben möchte, dem kann sie zumindest eine heiße Dusche anbieten - und frische Unterwäsche. Die Nachfrage vor allem nach Letzterem sei unter den Obdachlosen hoch. Meist seien es Männer, die oft älter als 50 Jahre seien, die auf der Straße lebten. Weshalb kaum junge Menschen zu ihr in die Wärmestube kommen, darüber kann Harm lediglich mutmaßen. "Einige wollen plaudern", sagt sie, "aber die meisten sind recht zurückhaltend." Viele von ihnen würden sehr zurückgezogen leben.

"Man hat schon seine Klienten, die man öfter sieht. Es gibt aber auch Obdachlose, die kommen nur einmal im Jahr, manche kommen gar fünf oder sechs Jahre nicht und plötzlich sind sie wieder da." Immer, wenn sie in der Zeitung liest, dass ein Obdachloser in der Region stirbt, befürchtet sie, dass es einer von "ihren" ist. Dennoch: Frische Unterwäsche, Essen, ein wenig Geld - mehr kann auch Andrea Harm nicht für die Menschen tun, die nicht mehr Teil unserer Gesellschaft sein wollen oder können.