Wähler-Check: Meine Herren, gehen Sie wählen?

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Karl-Josef Dicker: Wählen ist keine Selbstverständlichkeit. Fotos: Jan Koch
Karl-Josef Dicker: Wählen ist keine Selbstverständlichkeit. Fotos: Jan Koch
Anjo Ditsche: Parteien müssen Jugendliche erreichen.
Anjo Ditsche: Parteien müssen Jugendliche erreichen.
 

Junge Leute haben keine Ahnung von Politik und noch weniger Interesse daran? Wir haben uns mit einem 17-Jährigen und einem 71-Jährigen unterhalten, wie sie zum Wählen stehen.

2013 ist Superwahljahr in Bayern: Zuerst die Landtags- und nur eine Woche darauf ist die Bundestagswahl. Wir haben in der Redaktion den 71-jährigen Karl-Josef Dicker und den 17-jährigen Anjo Ditsche gefragt, wie sie zur Wahl stehen.

Anjo Ditsche darf im September noch nicht wählen, dennoch hält er das Bürgerrecht für wichtig. Ähnlich wie Karl-Josef Dicker: "Es ist nicht selbstverständlich, dass man wählen darf. Es gibt genügend Länder, in denen man gar nicht oder nur eine Partei oder eine Person wählen darf." Gänzlich zufrieden ist der 17-jährige Ditsche allerdings nicht: "Die Politik ist im Wandel. Viele Parteien müssen sich der jüngeren Wählerschaft zuwenden, verstehen es aber noch nicht, auf die Interessen der Jugend einzugehen." Lediglich die Piraten machen das in seinen Augen.
Auf junges Personal zu setzen und einen Schwerpunkt auf das Thema Internet zu legen, sei eine gute Idee, "um jüngere Menschen zu erreichen". Generell sei das Thema Internet wichtig, "auch Ältere werden nicht darum herumkommen".

Wählen schon ab 16 Jahren?

Karl-Josef Dicker ist 54 Jahre älter als sein Gegenüber und betont ebenfalls, dass man nicht stehen bleiben dürfe. Was die Piraten anbelangt, ist er jedoch skeptisch. "Wenn ich weiß, dass mich nicht viele Leute wählen und ich dadurch als Partei nicht in der Verantwortung stehe, kann ich leicht Sprüche machen." Wahlversprechen sind für ihn ohnehin ein großes Problem, die auch an der hohen Quote an Nichtwählern bei den zurückliegenden Wahlen schuld seien. Eine Ausrede, nicht wählen zu gehen, dürfe das nicht sein. Anjo Ditsche ergänzt:"Ich denke, dass ist weit verbreitet in der Gesellschaft, das sind nicht nur die Jungen." Viele Leute seien zu bequem, um sich aktiv zu beteiligen. Es liege allerdings nicht nur an den Menschen, dass das Bild der Politiker oftmals schlecht ist. Nicht über Argumente, sondern über Unwesentliches werde berichtet. "Die Medien sollen die Politik kontrollieren, aber die Medienvertreter sollten sich fragen, ob es wichtig ist, wie sich Herrn Wulffs Frau in der Öffentlichkeit benimmt."

Nichtwähler hin oder her - von einer Wahlpflicht halten sowohl Karl-Josef Dicker als auch Anjo Ditsche nichts. "In vielen totalitären Staaten besteht Wahlpflicht", sagt Dicker, mit einer Demokratie habe das aber nichts zu tun. Zu seiner Meinung steht der 71-Jährige, selbst wenn bei einer Wahl mehr Menschen zu Hause blieben als ihre Stimme abzugeben. "Eine Wahl ist gültig, auch wenn nur noch 35 Prozent zur Wahl gehen, aber die Verantwortlichen müssen sich dann die Frage stellen, wie es so weit kommen konnte." Auch Anjo Ditsche betont: "Das ist eine freie Entscheidung eines jeden Menschen."

Aus freien Stücken würden beide nicht darauf verzichten. "Man darf dieses Recht nicht verachten", appelliert Dicker. Man müsse sich mit politischen Themen auseinandersetzen und dann eine Entscheidung treffen.
Übrigens: Auch beim Wahlalter sind sich Dicker und Ditsche einig. Jünger als 18 Jahre sollte man nicht sein, bevor man wählen darf. Das sagt ein 17-Jähriger, der im Superwahljahr 2013 noch zusehen muss.

Veranstaltung: Die Kronacher Kolpingsfamilie veranstaltet am Donnerstag, 18. Juli, ab 19 Uhr im Café Kitsch einen Diskussionsabendzu den anstehenden Wahlen. Dem Motto des Abends "Kandidaten an der WählBar" folgend, sollen alle Landtags- und Bundestagskandidaten der Parteien anwesend sein.