Themen landen im Stadtrat
Das glaubt auch Martin Pfadenhauer. Der 18-Jährige engagiert sich bereits seit eineinhalb Jahren bei den Grünen. "Ich will mitreden, mitwirken und etwas in der Stadt verändern", erklärt der Auszubildende seine Beweggründe, sich schon in jungen Jahren politisch einzubringen. Straßen, Fahrradwege - in Kronach gebe es noch viel zu verbessern. "Die Innenstadt sollte auch beruhigter und grüner werden."
Aus der Sicht von Martin Pfadenhauer ist es wichtig, dass die Jugendlichen ihre Wünsche künftig direkt im Rathaus vorbringen können und die Themen anschließend im Stadtrat diskutiert werden. Ob er sich selbst zur Wahl stellen wird? Da will sich der 18-Jährige noch nicht festlegen. "Ich habe im Herbst auch noch Zwischenprüfung, aber Interesse hätte ich auf jeden Fall schon."
Doch was halten die Erwachsenen eigentlich vom Jugendparlament? Wir haben auf unserer Facebook-Seite nachgefragt. "Ich finde es gut. Die Frage ist nur, wie weit die Ergebnisse dann auch angenommen werden", meint zum Beispiel Markus Kaiser. Yvonne Schirmer-Neumeister hätte auch gleich schon ein paar Vorschläge, wofür sich das Jugendparlament starkmachen soll:"Ein Mutter-Kind-Treff für die kleinere Generation mit Spielmöglichkeiten." Aber auch eine Fußball- oder Kletterhalle und ein Treffpunkt für Freunde von Online-Gamingspielen wäre aus ihrer Sicht sinnvoll.
Im Herbst wird gewählt
Die Idee eines Jugendparlaments kursiert schon seit zehn Jahren in der Kreisstadt, doch erst jetzt hat sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung auf die Rahmenbedingungen geeinigt. Dem Entschluss vorangegangen war eine Diskussion bezüglich Wahlalter und Wohnsitz der Mitglieder.
Beim passiven Wahlrecht, also dem Alter, das die Kandidaten fürs Jugendparlament haben müssen, hat sich das Gremium schließlich auf eine Spanne von 14 bis 18 Jahren geeinigt.
"Es gibt auch Zwölfjährige, die für ihr Alter schon sehr reif sind und sich engagieren wollen", argumentierte Martina Zwosta (Frauenliste). Die Mehrheit befand jedoch, dass der Altersunterschied unter den Mitgliedern nicht allzu groß sein soll, da "zwischen 14 und 21 schon Welten liegen". Wählen dürfen Jugendliche bereits ab 13 Jahren.
Wer sich zur Wahl im Herbst aufstellen lassen will, muss seinen Erstwohnsitz in Kronach haben. Nach den Sommerferien wird vor allem in den Schulen, Vereinen und dem Jugendzentrum für das Jugendparlament, das aus neun Mitgliedern bestehen soll, geworben.
Beschlüsse des Jugendparlaments sollen Bürgermeisterin Angela Hofmann vorgelegt werden und innerhalb von drei Monaten auf der Tagesordnung des Stadtrats landen. Auch über das Budget wurde diskutiert. "Ich halte 500 Euro für deutlich zu wenig", äußerte sich beispielsweise Jonas Geissler (CSU) und schlug stattdessen 2500 Euro vor. "Es geht auch darum, dass man den Jugendlichen ein Stück weit Vertrauen entgegenbringt. Wenn man sich junge Menschen wünscht, die sich für Politik begeistern, muss man auch alles dafür tun."
Letztlich einigte sich das Gremium jedoch auf ein monatliches Budget von 100 Euro - 1200 Euro pro Jahr - , das den jungen Leuten zur freien Verfügung steht. "Damit setzen wir einen Meilenstein für die Jugendbeteiligung", freut sich der Jugendbeauftragte der Stadt, Markus Oesterlein. Das Budget sei allerdings viel zu niedrig.
"Wenn wir eine gute Entwicklung sehen, erhöhen wir gerne", kündigte Heinz Hausmann (CSU) an. In dem Fall könnte das Kronacher Jugendparlament auch Vorbild für ähnliche Projekte im ganzen Landkreis sein.
Kommentar von FT-Redakteurin Sandra Hackenberg: Jetzt müssen die Erwachsenen zuhören
Während der Fridays-for-Future-Bewegung haben viele den Jugendlichen unterstellt, dass sie sich nur dann politisch engagieren, wenn sie eigentlich im Unterricht sitzen sollten.
Nun können sie beweisen, dass dem nicht so ist. 714 junge Leute zwischen 14 und 18 Jahren leben in Kronach und seinen Ortsteilen. Ihnen eine Stimme zu geben, war höchste Zeit. In anderen Städten haben Jugendparlamente schon einiges bewegen können. Ob das Projekt auch hier ein Erfolg wird, liegt nun in der Hand der jungen Kronacher.
Das Parlament ist eine große Chance, weil es den Jugendlichen eine Stimme gibt - und die Erwachsenen müssen zuhören. Wir freuen uns auf viele kreative Ideen und bleiben dran.