Von der Geburtstagsfeier bis auf den Fußballplatz: Gast setzt im Kreis Kronach Quarantäne-Welle in Gang

3 Min
Vom Vereinsheim in Welitsch aus kam die Quarantäne-Welle ins Rollen. Foto: Sandra Hackenberg
Vom Vereinsheim in Welitsch aus kam die Quarantäne-Welle ins Rollen.  Foto: Sandra Hackenberg

Ein Mann überträgt das Corona-Virus auf einer Geburtstagsfeier an andere. Die Quarantäne-Welle überrollt auch den Fußballplatz.

Auf dieses Präsent hätte das Geburtstagskind wohl gerne verzichtet: Ein 80-Jähriger aus Welitsch hat am vergangenen Freitag seinen Ehrentag im örtlichen Vereinsheim gefeiert. Doch einer der Gäste hatte neben Glückwünschen auch das Corona-Virus im Gepäck. Die Folge: Die gesamte Feiergesellschaft - 43 Personen inklusive dem Jubilar - müssen in Quarantäne. Doch bei dieser Zahl soll es nicht bleiben.

"Hier herrscht gerade totale Verunsicherung. Wir wissen ja nicht, ob sich jemand infiziert hat", schildert Johann Fahnert die Stimmung in dem kleinen Ort mit gerade einmal 350 Einwohnern. Er ist Jugendleiter bei der Volkstanzgruppe Welitsch, die gemeinsam mit den Motorradfreunden das Vereinsheim gegenüber der Feuerwehr unterhält. Eigentlich werden die Räume ausschließlich für interne Veranstaltungen und Versammlungen genutzt.

Dass die Geburtstagsfeier im Vereinsheim abgehalten wurde, war eine Ausnahme. So sollten die Sicherheitsabstände der 43 Teilnehmer untereinander sichergestellt werden. "Die Leute haben alle Mundschutz getragen und sich die Hände desinfiziert. Wir haben alles dokumentiert", versichert der Vorsitzende der Motorradgruppe Welitsch, Alexander Lucy.

Doch all diese Vorsichtsmaßnahmen können nicht verhindern, dass sich das Corona-Virus ausbreitet. Denn wie inzwischen klar ist, war ein Gast, der nicht aus dem Landkreis Kronach stammt, infiziert. Besagter Gast wurde am Montag positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die Vertreter vom Gesundheitsamt hätten auch das Vereinsheim inspiziert. "Aber sie hatten nichts zu beanstanden. Wir haben alle Vorschriften eingehalten."

Vom Fußballplatz in Quarantäne

Sofort seien alle Gäste informiert und in Quarantäne geschickt worden - da war das Rennen gegen das Virus jedoch bereits verloren: Eine Frau, die an der Geburtstagsfeier teilgenommen hat und inzwischen ebenfalls positiv getestet wurde, hat am vergangenen Samstag das Fußballspiel des TSV Ludwigsstadt gegen die zweite Mannschaft des FC Lichtenfels besucht. Nach Spielende ist sie in der Gaststätte, die vom TSV betrieben wird, eingekehrt.

Das Risiko ist groß, dass die Spielerin der Ludwigsstädter Damenmannschaft das Corona-Virus unwissentlich weiterverbreitet hat. "Die wenigsten haben direkt bei ihr am Tisch gesessen, aber sie alle wurden als Kontaktpersonen I eingestuft und müssen nun ebenfalls für 14 Tage in Quarantäne", berichtet der TSV-Vorsitzende Paul Pfeiffer, der auch anwesend war. Am Mittwoch hat er sich - genauso wie weitere 39 Personen, darunter die beiden Fußballmannschaften - testen lassen. "Da kann niemand was dafür. Wir haben alle Hygieneregeln, die derzeit für die bayerische Gastronomie gelten, eingehalten." Es sei gelüftet worden, die Gäste hätten sich alle die Hände desinfiziert und Masken getragen, wenn sie nicht an Tischen gesessen haben.

Bislang ist das Oberland von Infektionen weitestgehend verschont geblieben. "Es genügt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Jetzt ist bei uns eben auch mal ein Stück weit eine Bombe eingeschlagen." Doch, da ist sich Paul Pfeiffer sicher: "Das stehen wir auch zusammen durch." Der TSV-Vorsitzende steht derzeit mit einigen Betroffenen aus seinem Verein in Kontakt, Krankheitssymptome habe bislang noch niemand gezeigt. Nun hofft er, dass der Fall nicht noch größere Kreise zieht und die Infektionen nicht weiter ansteigen. "Es ist schön, dass wir mittlerweile wieder Sport machen und zusammensitzen können. Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft."

Solche Beispiele zeigen, dass das Virus keinesfalls unterschätzt werden darf, betont Ludwigsstadts Bürgermeister Timo Ehrhardt: "Ich habe das Gefühl, dass die Botschaft hier bei den Bürgern angekommen ist und jeder noch ein Stück weit sensibilisiert ist." Und auch wenn es nervig für die betroffenen ist: Vorsorglich alle Kontaktpersonen in Quarantäne zu schicken, sei besser als Nachsicht. "Aus meiner Sicht leistet die Behörde unter Führung des Landrates hier sehr gute Arbeit."

Weiterer Fall in der Grundschule

Inzwischen sind vier Gäste der Geburtstagsfeier positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Weitere Testergebnisse erwartet das Landratsamt am heutigen Donnerstag. Und auch an der Lucas-Cranach-Schule gibt es seit Mittwoch einen Fall: Ein Schüler der Klasse 4a ist nachweislich infiziert. Die gesamte Klasse sowie zusätzlich weitere 13 Schüler aus einer gemeinsamen Religionsklasse müssen sich ebenfalls in Quarantäne begeben und sich testen lassen.

Aktuell wird zudem geklärt, wie viele Lehrer von diesem Geschehen betroffen sind. Anlass für Einschränkungen gibt es laut Pressesprecher Alexander Löffler aktuell noch nicht. "Wir behalten die Entwicklung aber natürlich genau im Auge und warten ab, welche weiteren Ergebnisse die Tests bringen."

Infos:

Die Coronavirus-Pandemie nimmt erneut an Fahrt auf. Quer durch Deutschland entstehen regionale Corona-Hotspots. Wo sich die Neuinfektionen häufen, drohen Gegenmaßnahmen.

Ausschlaggebend ist die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Eine Häufung von mehr als 35 Fällen gilt laut einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern als kritisch. Bei einem Wert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche müssen die Landesregierungen und Kommunen neue Maßnahmen verhängen, zum Beispiel einen regionalen Lockdown.

Die aktuellen Informationen gibt es im Internet unter www.corona-katastrophenschutz.bayern.de/