Zafer Yalap ist vor 38 Jahren als Sohn eines Gastarbeiters von der Türkei nach Kronach gekommen. Trotz mangelnder Deutschkenntnisse hat er nie aufgegeben.
Seinen ersten Schultag in der Gottfried-Neukam-Mittelschule in Kronach wird Zafer Yalap nie vergessen. "Ich kam ins Klassenzimmer und alle haben gelacht. Ich war der einzige Ausländer", erzählt er. Ende der 70er Jahre holte sein Vater, der in Deutschland als Gastarbeiter tätig war, den 14-Jährigen und seine zwei Brüder von Anatolien nach Deutschland. "Es war eine sehr schwierige Zeit. Ich konnte kein Wort Deutsch", erklärt Yalap. Nach dem Unterricht sei er oft zu seinen Eltern gegangen und habe gefleht, dass sie wieder zurück in die Türkei gehen.
Sport war der einzige Lichtblick während seiner Schulzeit. "Beim Fußball brauchst du keine Sprache. Das ist die beste Integration."
Nach der Schule zum Hilfsarbeiter im Sägewerk
Nach nicht einmal zwei Jahren machte Zafer Yalap seinen Schulabschluss und fing direkt danach als Hilfsarbeiter in einem Sägewerk in Hummendorf an. "Ich wollte schnell Geld verdienen, um wieder zurück in die Türkei zu können", sagt er. Nach vier Jahren wechselte er zur Dr. Schneider-Unternehmensgruppe nach Neuses und sammelte erste Erfahrungen im Bedienen von Spritzmaschinen für Kunststoffteile.
Im September 1991 eröffnete er dann seinen eigenen Döner-Imbiss in Kronach. Selbstständig zu arbeiten, war immer das Ziel des 52-Jährigen. "Wo ich her komme, da sind alle Geschäftsleute." Zusätzlich zum Imbiss eröffnete er mit seinem Bruder ein Restaurant in Marktrodach. "Über den Tag war wenig los im Restaurant, deswegen haben wir uns überlegt, was wir tagsüber noch machen könnten", erzählt Yalap. Da fast die ganze Familie bei Dr. Schneider gearbeitet hat, hatten alle Erfahrung mit dem Spritzen von Kunststoffteilen. Yalap gründete mit seinem Bruder und Schwager eine eigene Firma - "Yalap und Yüce Kunststofftechnik".
Um größere Aufträge annehmen zu können, kauften sie eine Lagerhalle in Küps. Gemeinsam mit Yalaps Frau arbeiteten sie einen Auftrag nach dem anderen ab. "Ich habe bei sehr vielen Firmen angerufen und nach Aufträgen gefragt. Das hat sich mit der Zeit rumgesprochen und wurde immer mehr."
Weg in die Selbstständigkeit
Nachdem sich der Umsatz nach mehreren Krisen 2010 verdoppelte, beschloss der 52-Jährige, sein Unternehmen zu vergrößern. Aus Zufall stieß er auf die Räumlichkeiten eines insolventen Möbelherstellers in Sonnefeld. Zafer Yalap, der in Unterrodach wohnt, war es wichtig, in der Region zu bleiben. "Mir gefällt es hier einfach", sagt Yalap mit seinem türkisch-fränkischen Akzent.
Wo einst Sofas und Sessel produziert wurden, spritzt Yalap nun Kunststoffteile. Nicht nur das: Er lässt auch von einem Teil seiner 58 Mitarbeiter Bauteile von Automobilzulieferern montieren oder verpackt für Firmen aus der Lebensmittelbranche deren Produkte - ein klassischer Industriedienstleister. Sein ganzer Stolz, das merkt man im Gespräch immer wieder, sind seine beiden Töchter und seine Frau. "Meine Familie stand bei jedem meiner Schritte hinter mir. Sie haben mir den Rücken freigehalten. Da habe ich wirklich Glück", sagt er mit einem strahlendem Lächeln im Gesicht.
Bildung ist das Allerwichtigste
Eine seiner Töchter hat gerade ihr Abitur gemacht, die andere schreibt ihre Bachelorarbeit. "Ich wollte meinen Kindern immer ermöglichen, zu studieren. Bildung ist das Allerwichtigste." Er selbst hätte als junger Mann gerne studiert oder wenigstens eine Ausbildung gemacht. Das sei damals nicht möglich gewesen. Seine Deutschkenntnisse waren zu schlecht, das grämt ihn noch heute.
Wollte er als 14-jähriges Gastarbeiterkind so schnell wie möglich zurück in die Türkei, ist Franken in den letzten 38 Jahren zu seiner Heimat geworden. Vor dem Gebäude in Sonnefeld wehen eine türkische und eine fränkische Fahne nebeneinander im Wind. "Ich habe meine Arbeit und meine Familie hier. Ich wüsste nicht, was ich jetzt in der Türkei machen sollte."