Zahlreiche Volksschulen im Landkreis Kronach werden ihre Bezeichnung ändern müssen. Der Begriff "Grundschule" soll künftig bestimmend sein. Die Meinungen darüber gehen auseinander.
Was heute noch "Volksschule" oder "Volksschule (Grundschule)" heißt, soll morgen eine "Grundschule" sein. Oder eine "Grundschule (Volksschule)". So zumindest sieht es die Regierung von Oberfranken. Sie möchte keinen Etikettenschwindel betreiben, da sich laut Gesetz - und einem entsprechenden Schreiben der Regierung an die Schulen - "aus der amtlichen Bezeichnung einer Schule die Schulart ergeben muss". Also drohen zahlreiche Namensänderungen.
Für Schulamtsdirektor Uwe Dörfer stellt die Umbenennung keinen großen Akt dar. Eigentlich sei sie sogar logisch. Die Volksschule gebe es faktisch ja nicht mehr, die Bezeichnung sei nur ein Überbleibsel aus Zeiten, als dort noch bis zur achten Jahrgangsstufe Unterricht gegeben worden sei. Heute gebe es an diesen Schulen nur noch die Klassenstufen eins bis vier - also seien es inzwischen eben Grundschulen. "Sie ist sinnvoll und logisch", stellt Dörfer zur geplanten Umbenennung klar. Im Fall der Mittelschulen - früher Hauptschulen - sei diese ja auch schon vollzogen worden.
Kosten sind "kein Drama" Dass sich der Leiter des Schulamts bei der Stadt Coburg, Klaus Anderlik, über die Pläne der Regierung und mögliche Folgekosten aufregt ("Da können pro Schule sehr schnell mehr als 1000 Euro zusammenkommen"), kann Dörfer nicht so recht nachvollziehen. "Klar hat es zur Folge, das Briefköpfe, Stempel oder Siegel geändert werden müssen.
Aber das ist für mich kein Drama", meint er, dass sich die Kosten in der Regel in einem überschaubaren Rahmen halten werden.
Die Kommunen und Schulen aus dem Kreis Kronach, von denen Dörfer schon eine Resonanz bekommen hat, haben sich seiner Aussage nach für die Bezeichnung Grundschule ausgesprochen. Der Schulamtsdirektor betont, dass die Kommunen durch eine Umfrage der Regierung auch aktiv in die Diskussion eingebunden würden.
Kosten summieren sich
Genau das tut der Vorsitzende des Gemeindetages und Bürgermeister von Weißenbrunn auf unsere Nachfrage. Und Egon Herrmann (SPD) teilt Dörfers Meinung überhaupt nicht. "Es entstehen auf alle Fälle Kosten", unterstreicht er. Seiner Ansicht nach unnötige Kosten. Auf die Vielzahl der Schulen hochgerechnet, würden sich da auch vermeintlich kleinere Beträge zu stolzen Summen addieren.
Was ihm aber besonders gegen den Strich geht, ist, dass die Kommunen als Sachaufwandsträger der Grundschulen wohl auf diesen Kosten sitzen bleiben werden. "Wenn die wollen, dass alles zur Grundschule wird, dann sollen sie es auch bezahlen!", hält er die Forderung der Regierung für ein Paradebeispiel zur Anwendung des Konexitäts prinzips. Kurz gesagt: Wer Kosten verursacht, soll sie auch tragen.
Aber Herrmann befürchtet schon jetzt: "Das machen sie ja nicht."
Alternative ohne Zukunft?
Auch von der Alternative, den Begriff Volksschule als Anhang in Klammern weiter führen zu dürfen, hält Herrmann wenig. "Wir werden das Thema erst noch im Gemeinderat behandeln. Wahrscheinlich werden wir die Schule Grundschule nennen - sonst fällt denen in ein paar Jahren bloß wieder ein, das ,Grundschule (Volksschule)‘ auch nicht geht", befürchtet er. "Und egal wie man es macht, man muss den Namen umstellen, weil Grundschule auf alle Fälle vorne stehen muss."
Vor allem ärgert sich Bürgermeister Herrmann darüber, dass man nicht früher in die Diskussion einbezogen wurde. "Das ist irgendwo am Grünen Tisch entschieden worden, und jetzt muss es hoppla mei flott gemacht werden."