Viele Weihnachtswünsche im Karton

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Manfred Pauli zieht den Paketwagen zu seinem Caddy. Knapp 60 Kisten muss er diesmal einladen. Fotos: Vanessa Schneider
Manfred Pauli zieht den Paketwagen zu seinem Caddy. Knapp 60 Kisten muss er diesmal einladen. Fotos: Vanessa Schneider
Olga Aust übernimmt zur Weihnachtszeit Teilbezirke, um die Kollegen zu entlasten.
Olga Aust übernimmt zur Weihnachtszeit Teilbezirke, um die Kollegen zu entlasten.
 
 
Sarah Gehring erhält von Manfred Pauli das letzte Weihnachtsgeschenk, das ihr noch gefehlt hat.
Sarah Gehring erhält von Manfred Pauli das letzte Weihnachtsgeschenk, das ihr noch gefehlt hat.
 
Auch Briefe und Karten hat der Zusteller dabei, doch die Pakete überwiegen derzeit, weiß Manferd Pauli.
Auch Briefe und Karten hat der Zusteller dabei, doch die Pakete überwiegen derzeit, weiß Manferd Pauli.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Viele bestellen die Geschenke übers Internet. Deshalb haben Paketzusteller so viel zu tun wie nie - und trotzdem sind sie gut gelaunt.

Manfred Pauli drückt auf den Klingelknopf. Ein großes Paket steht vor ihm, einen Stapel Briefe hält er in der Hand. "Die Post ist da. Ein Paket für Sie", sagt der Zusteller in Richtung der Sprechanlage und die Tür summt.
Derzeit hat der Tüschnitzer alle Hände voll zu tun. Es sind nur noch wenige Tage bis Heiligabend. Mit einem Klick bestellen viele die gewünschten Bücher, Kalender und Kleidungsstücke übers Internet. Für Zusteller wie Manfred Pauli bedeutet das: Stress.

"An Weihnachten haben wir etwa ein Drittel mehr Pakete", sagt Pauli. Nach Angaben von DHL werden bundesweit etwa 3,3 Millionen Paketsendungen täglich zugestellt. Vor Weihnachten erwartet das Unternehmen bis zu acht Millionen Sendungen.


Entlastung zur Weihnachtszeit

Deshalb werden die regulären Zusteller in der Adventszeit durch Hilfskräfte entlastet.
Eine von ihnen ist Olga Aust, sie übernimmt einzelne Teilbezirke. "Direkt vor Weihnachten gibt es dann eine rote Zipfelmütze und rote Handschuhe", sagt sie und hievt die teils sehr schweren Kisten in ihren Caddy. In der Industriestraße in Kronach werden die Pakete gegen acht Uhr am Morgen aus dem sächsischen Neumark geliefert.

Nun, gegen 9.30 Uhr, bekommen die Johannisthaler ihre Päckchen. Über 50 Kisten verschiedener Größen hat Pauli in seinem Fahrzeug. Kartons mit vielen Weihnachtswünschen. "Man denkt immer die Ortschaften sind klein, aber sie entwickeln sich zum Elefanten."

Er läuft mit schnellem Schritt zum nächsten Haus und setzt derweil seine Kapuze auf. Pauli muss aufpassen, dass er nicht hinfällt. Es ist rutschig geworden. Es regnet und die Kälte zieht durch die Kleidung hindurch. Blaue Flecken und Prellungen habe er sich schon zugezogen bei der Arbeit. Gebrochen habe er sich dagegen noch nie etwas. Dieses Jahr haben er und seine Kollegen Glück. Die Weihnachtszustellung läuft diesmal ohne Schnee und Blitzeis ab. Pauli winkt einer Frau zu, die mit ihrem Auto an dem Postwagen vorbeifahren möchte. Auch für sie hat Pauli etwas. "Es ist von Vorteil, wenn man die Autos seiner Kunden kennt", erklärt er und übergibt ihr das Päckchen. "Das ist das letzte Weihnachtsgeschenk, das mir noch gefehlt hat", verrät Sarah Gehring und steigt mitsamt des Pakets wieder ins Auto. Auch Paulis Tour geht weiter.


Streit in den Familien

Seit fast zwei Jahren ist er für Johannisthal zuständig und kennt die meisten seiner Kunden. Er weiß genau, zu wem er die Päckchen nicht bringen braucht, wenn der eigentliche Empfänger nicht zu Hause ist. Familien- und Nachbarstreitereien hat er in mehr als 40 Jahren als Zusteller einige miterlebt. Es gibt Menschen, die nicht einmal für ihre Familienangehörigen ein Päckchen annehmen. "Wenn man so etwas einmal gesagt bekommt, dann merkt man sich das meistens", sagt Pauli. Auch an Weihnachten gibt es keine Ausnahmen.

Manche erzählen ihm auch ihre Sorgen, besonders an so "sentimentalen Festen, wie Weihnachten", sagt Pauli. Er muss sich konzentrieren, damit er nichts vergisst.

Die Pakete im Kofferraum sind nach einem System geordnet, damit er nicht immer alle herausholen muss, wenn er ein Bestimmtes sucht. Die Briefe werden zwar vorsortiert, doch auch hier muss Pauli genau hinsehen, damit er am Ende nicht nochmal die Route abfahren muss.

Viele Briefe sind mit goldenen Buchstaben beschriftet oder mit Sternchen versehen. "Jetzt kommen viele Weihnachtskarten." Die Pakete allerdings überwiegen. "Früher waren das wesentlich weniger. Zu Zeiten der DDR gab es meist Dresdner Stollen oder Schnaps", sagt Pauli. Die Buchstaben auf den Kartons verraten, dass sich heute Bücher, Elektrogeräte und Kleidungsstücke in den Sendungen verstecken.

Pauli selbst bestellt seine Geschenke nicht im Internet. "Höchstens vielleicht meine Frau", sagt er und steigt wieder aus seinem Auto aus. Manuela Herbst kommt ihm schon entgegen gelaufen. Einige Minuten vorher hatte er ihr ein paar Päckchen übergeben. Ihre Kinder bestellen viel im Internet, hat sie verraten. Nun drückt sie Pauli ein kleines Geschenk in die Hand: "Frohe Weihnachten!" Pauli freut sich und nimmt die Lebkuchen entgegen. Kleinere Geschenke, wie dieses, dürfe er annehmen. Geldgeschenke dagegen nicht.

Es wird kälter, Pauli hat wenig Zeit zum Verschnaufen. Zig Pakete stapeln sich in seinem Wagen. Noch bis zur Dunkelheit ist Pauli an diesem Tag unterwegs. Schließlich müssen alle Pakete schnellstmöglichst ausgeliefert werden. All das hilft aber nichts, wenn die Kunden zu spät bestellen.

Wie die Auslieferung wohl am Heiligabend sein wird? Er lacht - "Ich kann mir gut vorstellen, dass da manche schon warten."