Das Kronacher Lehrschwimmbecken an der Realschule I ist seit einigen Wochen geschlossen, weil es auf Schimmelbefall untersucht wurde. Die Vereine, die dieses Becken für die Ausbildung nutzen, machen sich sorgen. Sie stemmen sich gegen Stimmen, die von einer dauerhaften Schließung sprechen.
Eva-Maria von Nordheim graut es vor dem Gedanken, dass eines Tages das Lehrschwimmbecken in der Realschule I Geschichte sein könnte. Die Fachübungsleiterin des Schwimmvereins Kronach macht darum ebenso wie Kreisvorsitzender Richard Bär von der DLRG mobil gegen Andeutungen "aus Elternkreisen", dass die Schule wohl auch ohne das kleine Becken leben könnte. Dieses ist nun schon einige Wochen wegen Untersuchungen auf Schimmel geschlossen.
"Wir tun alles, damit die Kinder Schwimmen lernen, und dann kriegt man so einen Querschläger dazwischen", schimpft Richard Bär über Gedankengänge an eine dauerhafte Schließung des Bades in der RS I. Mit dem Crana Mare allein komme man bei der Ausbildung auf keinen grünen Zweig.
Ein Ausweichen - zum Beispiel nach Küps - mache dauerhaft weder für einen Verein noch für eine Kronacher Schule Sinn, sind sich die beiden Vereinsfunktionäre sicher.
"Sicheres Schwimmen heißt nicht ,Seepferdchen‘", betont Eva-Maria von Nordheim. Wie Richard Bär bestätigt, steige inzwischen die Zahl der Ertrunkenen in Deutschland - seiner Ansicht nach, weil immer mehr Kinder und Jugendliche keine fundierte Schwimmschule mehr erhalten. "Man muss die Couchpotatoes mal rausbringen. Auch ein Senior profitiert später davon, wenn er das Schwimmen in der Kindheit richtig gelernt hat. Und für mich gehört es zur Grundausbildung wie Schreiben, Rechnen oder Lesen", unterstreicht von Nordheim die Bedeutung dieses Gesundheitssports.
Crana Mare allein reicht nicht Was die Schulung des Nachwuchses, aber auch Erwachsener im Crana Mare angeht, sehen die beiden
Schwimm-Ausbilder kaum noch weitere Möglichkeiten. Der Belegungsplan ist voll, erwachsene Anfänger wollen sich nicht unbedingt vor allen Badegästen eine Blöße geben, die Badbesucher selbst wollen nicht durch den Ausbildungsbetrieb gestört werden, und im Freibad ist Schwimmunterricht aus Temperatur- wie Aufsichtsgründen - vor allem für Schulen - oft schwer durchführbar, sind sich Bär und von Nordheim sicher.
Um so widersinniger wäre es ihrer Ansicht nach, auf ein Lehrbecken zu verzichten, das unmittelbar neben einer Schule liegt. Kurze Wege, dadurch kaum Erkältungsgefahr, kein Zeitverlust für den Unterricht und noch dazu ein Ausschluss der Öffentlichkeit, diese Faktoren bilden in ihren Augen eine ideale Grundlage für die Schwimmstunden.
Langfristige Folgen berücksichtigen "Es wird gespart, gespart, gespart - und dann wird an
der falschen Stelle gespart", stellt von Nordheim fest. Beim Blick auf die Kosten müsse man nicht nur die Betriebs-, sondern auch die Volkswirtschaft berücksichtigen. Im Schwimmunterricht würden ja auch die Schwimmbadgäste von morgen mit der Freude am Baden vertraut gemacht. Und durch diesen Sport werde die Gesundheit gefördert.
Bär verweist auf das Paradebeispiel Teuschnitz. Dort habe man ein vergleichbares Lehrschwimmbecken, "und da sieht man, dass es auch anders geht", betont er. "Dieses Becken ist top."
Für die Ausbilder sei es zudem schwierig, sich zum Ablegen ihrer Prüfungen aufzuraffen, wenn sie dann keine Möglichkeit sähen, jemanden zu unterrichten. "Die Ausbildung ist das A und O - und zur Ausbildung brauche ich Bäder", untermauert Bär seine Ansicht, dass bloß Spaß- und Naturbäder nicht die Lösung sein können.
"Spaß- und Lehrbäder müssen nebeneinander bestehen."
Zukunft im Blick behalten So sieht er auch die Angelegenheit an der RS I. Dass es in der heutigen Zeit mitunter schwer sei, pubertierende Mädchen zum Schwimmen zu motivieren, sei ein allgemeines Phänomen. Aber, so Bär: "So ein Bad besteht nicht vier oder sechs Jahre, bis diese Schüler aus der Schule sind, sondern es besteht vielleicht 30 Jahre." Und in dieser Zeitspanne werde angesichts zunehmender motorischer Defizite und des steigenden Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen mancher noch froh sein, wenn eine fundierte Schwimmausbildung möglich ist.
Ich bin der Meinung, das der Schwimmunterricht in der RS-I auf alle Fälle bestehen bleiben muss.
Ich als ein Elternteil, finde es sehr wichtig das die Kinder von heute das Schwimmen lernen und auch die Ausdauer zum schwimmen geübt wird. Es wäre wirklich sehr schlimm, wenn man das Lehrschwimmbecken nicht weiter betreibt.
Jedes Kind sollte schwimmen lernen können.
Wie viele Generationen von Kindern haben wohl im Schwimmbecken der Realschule seit den 60er Jahren das Schwimmen gelernt. Als ich als sechsjähriger meine ersten Schwimmversuche dort machte, waren Kronach und der Landkreis in Sachen Hallenbädern ein weißer Fleck auf der Landkarte. In den Siebzigern begann dann ein wahrer Schwimmbadboom im Landkreis. Vierzig Jahre später hat sich die Situation wieder verschlechtert. Aus Kostengründen wurden Schwimmbäder geschlossen oder zu sehr witterungsabhängigen Naturbädern umgebaut. Eine echte Konstante für Schule und Verein blieb dabei immer das RS-I Lehrschwimmbecken. Zumal unser herrliches Crana-Mare möglichst immer für den öffentlichen Badebetrieb zur Verfügung stehen soll und Vereine dort nicht die Kapazitäten bekommen können, den sie bräuchten. Schon einmal wurde die RS-I Schwimmhalle, wenn auch vielleicht nicht umfassend genug, renoviert. Aber seitdem entstehen immer wieder unvorhersehbare (wirklich?) Reparaturphasen, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, die den Schulen und Vereinen aber große Probleme bereiten. Schade, dass man bei der gelungenen (Total?)Sanierung der RS-I vor einigen Jahren den Sportbereich komplett außen vor ließ. Seit vielen Jahren weiß man, dass die Schule dringend eine zweite Sporthalle bräuchte, denn bisher muss der Sportunterricht zwangsläufig zu einem großen Anteil in der Schwimmhalle stattfinden. Es wäre aber schade, wenn diese zweite Sporthalle irgendwann auf Kosten des Lehrschwimmbeckens entstehen würde, denn es darf bezweifelt werden, dass irgendwo Ersatz geschaffen würde.