Die Experten der Firma Sitec aus Hummendorf rüsten Konsulate, Banken, Botschaftsgebäude und andere öffentliche Gebäude mit Sicherheitstechnik aus.
Wenn Udo Hofmann (53) von der Firma Sitec in Hummendorf aus seinem Berufsleben erzählt, dann nimmt er den Zuhörer mit auf eine Weltreise. In den kuriosesten Ländern war er schon - und dort in Gebieten, wo man nie hinkommt. Und doch bleibt meist wenig Zeit, um Land und Leute zu erleben. "Wenn wir Aufmaß irgendwo machen, haben wir eineinhalb Tage Arbeit, fahren dann gleich wieder zurück. Aber wenn es sich ergibt, dann schaue ich schon mal raus am Abend, manchmal auch in Gebiete, wo man nicht unterwegs sein sollte oder in Hinterhöfe", erzählt Hofmann und ist froh, dass bislang immer alles gut verlaufen ist.
Er erzählt von einem gigantischen Projekt in Eriwan in Armenien. Dort wird die gesamte Deutsche Botschaft mit einem Wall umgeben und erdbebensicher gemacht. Die Fima Sitec stattet die Botschaft mit hoch sicheren Türanlagen und Schleusen aus. Auch ein Visa-Schalter ist vorgesehen.
Was so lapidar klingt, ist ein echtes Giga-Projekt. Denn in der Botschaft muss ein eigener Durchsuchungsbereich installiert werden mit stabilen Toren, mit Innen- und Außenbereichen, um Fahrzeugdurchsuchungen machen zu können. Das bedeutet: Die Fahrzeuge fahren in die Schleuse, dann geht ein Tor zu - und erst wenn das Fahrzeug als sicher eingestuft wird, kann es auf das Botschaftsgelände fahren. Das Projekt wird sich das ganze Jahr hinziehen, denn es ist in verschiedene Bauabschnitte geteilt. "Ich war schon einmal vor Ort. Das war wirklich alles sehr sauber und die Leute waren sehr freundlich", berichtet Hofmann.
Doch es gibt auch andere Projekte: In Indien ist er fast verzweifelt. "Die Deutschen sind ja immer ein bisschen übergenau, aber in Indien ist die Mentalität schwierig, um mit den Leuten zusammenzuarbeiten", erzählt Hofmann. Da wird munter drauf los betoniert - und hinterher schlagen die Arbeiter mühevoll die Ungenauigkeiten mit dem Hämmerchen ab. "Und dann ist es schon komisch, dass die Inder immer den Kopf schütteln und ja sagen. Da muss man sich auch erst dran gewöhnen", erzählt Hoffmann. Außerdem wurde er in Indien einmal auf einer Brücke verhaftet. "Angeblich durfte man nicht auf die Brücke, aber dann haben wir den Polizisten 15 Euro gegeben und wir wurden begnadigt", berichtet Hofmann und könnte über seine Alltagsarbeit eigentlich ein Buch schreiben.
Es gibt auch Gebiete, in denen Ausschreibungen kurzfristig gestoppt werden. "In Kabul kann man zurzeit nicht arbeiten, das ist zu gefährlich", sagt Hofmann. "Vergangenes Jahr war ein Monteur vor Ort in Kairo, als die Unruhen ausgebrochen sind. Aber der Botschaftsbereich war nicht betroffen", erzählt Hofmann.
Personenschleusen
Doch nicht nur im Ausland weiß man deutsche Sicherheitstechnik zu schätzen. Derzeit werden zahlreiche deutsche Gerichte und Justizgebäude mit der Sitec-Technik nachgerüstet. Denn natürlich gehören auch Personenschleusen sowie Schleusen mit Metalldetektoren zum Produktportfolio. "Wir arbeiten aktuell am Zentraljustizgebäude in Hof, haben auch schon das Zentraljustizgebäude in Würzburg ausgestattet", erklärt Pressesprecherin Katja Müller-Detsch. Natürlich sind diese Aufträge eine Reaktion auf die tödlichen Schüsse im Dachauer Gericht auf einen Staatsanwalt. "In Nordrhein-Westfalen wurden von Sitec schon mehr als 50 Gerichte ausgestattet. "Es muss immer erst etwas passieren, aber die Ausstattungswelle ist schon wieder rückläufig", sagt Müller-Detsch. Deshalb könne man von einem Schleusen-Boom für Gerichte nicht sprechen. Denn in den kleineren Gerichten verzichtet man noch immer darauf oder setzt mobile Lösungen ein. Bei den großen Schleusen sind immer Beschusssicherheit und Feuerhemmung ein Thema.
Es gibt die unterschiedlichsten Anforderungen. So werden aus Entfernungen zwischen einem halbem Meter und zehn Metern Glas und Sicherheitseinrichtungen beschossen - mit Büchsen, Pistolen und Faustfeuerwaffen. Zum Einsatz kommen die verschiedensten Geschosse - Kegelspitzköpfe, Flachkopfgeschosse, Stahlhartkern-Geschosse, Spitzkopfgeschosse, Rundkopfgeschosse, Weichkern-Geschosse mit Stahlpene trator sowie Vollmantel-Geschosse aus Stahl oder Kupfer.
Bei Sitec gibt es einen eigenen Austellungsraum, wo Kunden sich anschauen können, wie beschussfest die verschiedenen Materalien sind. Die Geschwindigkeiten der Geschosse reichen bis zu 950 Meter pro Sekunde - und auch gezielt auf die Schwachstellen wie Nähte oder Falzungen wird gezielt.
Banktheke schießt hoch
Sitec-Geschäftsführer Olaf Clausen kennt mit seinen 58 Jahren schon viele Trends und Strömungen. Er ist sich bewusst, dass er den schlimmsten Verbrechern immer einen Schritt voraus sein muss - und neuerdings spielen auch Sprengstoffanschläge eine immer wichtigere Rolle. Besonders stolz ist Clausen auf die Banktheke, die mit einem gewaltigen Knall auf Knopfdruck in Sekundenbruchteilen ein Fenster zwischen dem Kunden und der Kassiererin hochschießt. "Es ist unheimlich spannend, immer wieder neue Lösungen zu finden, denn oft weiß der Kunde gar nicht, was er sucht", so Clausen. Die meisten der Sitec-Arbeiter kommen aus der Region. "Aber wir können immer gute Verkäufer brauchen. Denn die müssen auch fachlich etwas von unseren Produkten verstehen - und die sind natürlich speziell", sagt der Geschäftsführer.
Übernahmequote ist hoch
Bislang hat Sitec noch keinen Fachkräftemangel, und natürlich bildet Sitec auch selbst aus: Konstruktionsmechaniker, Elektroniker für Betriebstechnik, Konstrukteur im Bereich Stahl- und Metallbautechnik und Industriekaufleute. "Unsere Übernahmequote liegt bei fast 100 Prozent", kann Clausen garantieren und ist sich der Tatsache bewusst, dass es immer schwieriger wird, gute Kräfte zu finden.
Bei Sitec kommt hinzu, dass sich die Leute im Botschaftsbereich bewegen. "Wir werden vom Verfassungsschutz überprüft. Unsere Leute brauchen auch Führungszeugnisse. Aber wir erfahren nicht, was bei den Überprüfungen rauskommt", erklärt Clausen. Doch wenn die Monteure in die sicherheitsrelevanten Bereiche vorgelassen werden, scheinen die Ergebnisse in Ordnung zu sein.
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