Türkische Bürger in Kronach wütend über IS-Terror

2 Min
Imam Osman Avcidir, Safet Alkoyun, Zekeriya Karakus und Hasan Cil verfolgen in Tettau, was in ihrer Heimat, der Türkei, passiert. Fotos: V. Schadeck
Imam Osman Avcidir, Safet Alkoyun, Zekeriya Karakus und Hasan Cil verfolgen in Tettau, was in ihrer Heimat, der Türkei, passiert. Fotos: V. Schadeck
mam Osman Avcidir betet für den Frieden.
mam Osman Avcidir betet für den Frieden.
 
Hasan Dag
Hasan Dag
 

Im Landkreis Kronach leben mehrere Hundert Bürger mit türkischer Staatsbürgerschaft. Die anhaltenden terroristischen Aktionen durch die Terrormilizen der IS verfolgen sie in den Medien und halten sie für besorgniserregend.

Es ist Freitagnachmittag. Der türkisch islamische Verein Tettau lädt zum Freitagsgebet in die Moschee. Imam Osman Avcidir betet für die Menschen, die von den religiösen Eiferern und Fundamentalisten der IS verfolgt, gequält und getötet werden.

Die IS ist bei den türkischen Familien in der Region längst Thema im Alltag. Wut ist aus der Stimme des Vorsitzenden der türkischen Gemeinde in Tettau, Zekeriya Karakus, zu entnehmen, als er davon spricht, dass seine Religion von der IS missbraucht wird. Der Islam gestattet in keinem Fall, dass Menschen aufgrund ihrer Sprache, Religion oder Konfession getötet, gefoltert und unmenschlich behandelt werden.

Der Fall IS, so fährt sein Stellvertreter Safet Alkoyun fort, zeige aber auch, welche Fehler in der Vergangenheit begangen worden sind. In diesem Zusammenhang erinnert er an die Besetzung des Iraks im Jahre 2003.
Dieser Vorstoß habe die gesamte Region destabilisiert und den Boden für terroristische Organisationen wie die ISIS und ähnliche Formationen bereitet.

Jugendliche sind orientierungslos

Für die rund 110 Mitglieder der türkisch-islamischen Gemeinde in Tettau steht fest, dass dieses Problem nicht nur durch die Türkei zu lösen ist. Hier müssen alle Nato-Länder an einem Strang ziehen, so der Vorsitzende. Die Türkei habe schon jetzt über zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Nur wenn die IS ihren Terror über die syrisch-türkische Grenze ausweitet, könnte die Türkei auch militärisch aktiv werden.

Dass sich mittlerweile viele deutsche Jugendliche für die IS begeistern, begründen Safet Alkoyun und Zekeriya Karakus mit der Orientierungslosigkeit vieler Jugendlicher. "Es gab schon immer Leute, die krank sind. Durch den Einsatz moderner Medien hat die IS leichtes Spiel, solche für ihre Terrororganisation zu begeistern".
Dass in der Region um Kronach ähnliche Unruhen und Demonstrationen wie in Großstädten auftreten können, halten die beiden Männer für ausgeschlossen. "Wir leben hier in einer ruhigen Region, hier kennt jeder jeden und wir sind integriert!"

Einige Kilometer weiter, nämlich in Pressig, lebt Hasan Dag. Der 44-Jährige kam mit vier Jahren nach Deutschland. Er ist alevitischer Kurde. "Ich schlafe ein, wache auf und die Gedanken sind bei meinen Brüdern und Schwestern", sagt er.

Mehr Demos gegen Terror

Seine Gedanken sind bei den Verfolgten, bei den Kurden, bei den Turkmenen, bei den Jesiden und den Christen. "Ich habe es so satt, dass Menschen aufgrund ihrer Nationalität und Religion verfolgt werden!"

"Die Mitglieder der IS wollen ins Paradies und machen die Erde zur Hölle!", so Hasan Dag. Seiner Meinung nach müssten die Muslime viel mehr auf die Straßen gehen und gegen diese Terrororganisation demonstrieren. Sie sollten verstärkt in der Öffentlichkeit zeigen, dass die Machenschaften von IS nichts mit dem Islam gemein haben. "Ich mache das ja auch!" In diesem Zusammenhang spricht er davon, dass er sich als Muslime in jüngster Zeit in seiner Gastronomie öfter habe rechtfertigen müssen. Auch er spricht von einer notwendigen gemeinschaftlichen Lösung, in die auch autoritär geführte Staaten, wie Iran und Saudi-Arabien, involviert werden müssten. Und vor allem: Es müsse auch die Palästinenser- und Kurdenfrage gelöst werden. Denn nicht zuletzt das sei der Nährboden für die vielen Unruhen und für die IS.

Dag hofft, dass der Friedensprozess zwischen den Kurden und Türken in seinem Mutterland fortgeführt wird. Denn, wenn die Lage im Nahen Osten weiterhin so gärt, werden die Unruhen auf Europa und Deutschland übergehen, befürchtet er. "Auch wenn man es sich jetzt vielleicht nicht vorstellen kann."

Eine große Aufgabe von Erziehungsberechtigten sei, jede Art von radikalen Gedanken von unseren Jugendlichen fern zu halten.

Imam Osman Avcidir und seine Gläubigen werden weiterhin in der Moschee in Tettau für Frieden beten. Safet Alkoyun und Zekeriya Karakus wollen verstärkt darauf hinweisen, dass die Moslems nichts mit der IS zu tun haben. Sie setzten auf Verständigung, auf Austausch. Und, so Karakus: "Jeder ist eingeladen in die Moschee zu kommen und sich davon zu überzeugen, dass IS nicht die Stimme des Islams ist."