"Tretminen" tau(ch)en auf

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Ein falscher Schritt und schon ist es passiert: Gerade wenn der Schnee verschwunden ist, liegen nach Angaben des Kronacher Ordnungsamts wieder deutlich mehr Hinterlassenschaften von Hunden auf den Gehwegen. Foto: Peter Förster/dpa
Ein falscher Schritt und schon ist es passiert: Gerade wenn der Schnee verschwunden ist, liegen nach Angaben des Kronacher Ordnungsamts wieder deutlich mehr Hinterlassenschaften von Hunden auf den Gehwegen. Foto: Peter Förster/dpa
Vier Beutelspender befüllt Johannes Fehn von der Aktionsgemeinschaft wöchentlich in Kronach. Foto: Corinna Igler/Archiv
Vier Beutelspender befüllt Johannes Fehn von der Aktionsgemeinschaft wöchentlich in Kronach. Foto: Corinna Igler/Archiv
 

Im Winter lässt die Moral offenbar nach, die Hinterlassenschaften von Hunden zu entsorgen - das kann teure Folgen haben.

Das böse Erwachen dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Wenn die Temperaturen wieder steigen und die Schneehöhe folgerichtig sinkt, kommt zum Vorschein, was die "weiße Pracht" versteckt hielt. "Gerade im Winter wird das Problem mit den vielen Hundehaufen mitten auf den Gehwegen richtig schlimm", sagt Petra Haider. "Offenbar sind viele Halter der Ansicht, dass der Schnee es verdeckt. Das ist alles schon der Wahnsinn."

Der 40-Jährigen reicht es inzwischen, regelmäßig die Schuhe ihrer drei Kinder oder die Räder an den Tretrollern reinigen zu müssen. Die Konsequenz: Fangen- oder Fußballspielen verboten. Die Gefahr auszurutschen, sei für ihre Kinder einfach zu groß. "Auch meine 85-jährige Nachbarin ist letztens mit ihrem Rollator durch einen Hundehaufen gefahren", sagt die Kronacherin erzürnt. "Es ist ja nicht zumutbar, dass sie das auch noch reinigen muss."


Bußgeld droht

Im Sommer sei die Situation in der Kronacher Innenstadt dagegen weniger dramatisch. "Da sind mehr Leute auf den Straßen unterwegs, und die Hundehalter fühlen sich dadurch wohl intensiver beobachtet als im Winter, wo es schon so früh dunkel wird", vermutet Haider.

Dieter Krapp vom Ordnungsamt der Stadt Kronach unterstützt ihre These. Gerade in den Wintermonaten nähmen es viele Halter nicht so ernst damit, die Hinterlassenschaften ihres vierbeinigen Freundes zu entsorgen. "Aber an der Vorschrift ändert sich auch im Winter nichts. Man muss den Hundekot trotzdem mitnehmen", warnt er. Alles andere sei eine Ordnungswidrigkeit. Zwischen 15 und 35 Euro Bußgeld droht Hundehaltern im Wiederholungsfall. "Da gilt es aber abzuwägen. Wir schießen natürlich nicht mit Kanonen auf Spatzen", relativiert Krapp. Komme es erstmals vor oder sei der Hundehalter gerade erst zugezogen, sei die Verwarnung meist ohne Bußgeld.

Das Ordnungsamt würde sogar mehr Fällen nachgehen können. Doch das werde ausgerechnet von Bürgern verhindert, die sich über die vielen "Tretminen" beschweren. "Wir brauchen Zeugen, die notfalls auch vor Gericht aussagen würden", sagt Krapp. "Aber es ist eher selten, dass sich dazu jemand bereit erklärt." Denn sollte ein Halter das Bußgeld anfechten, müsse alles juristisch vertretbar sein. "Ohne Zeugen, können wir daher nichts machen", so Krapp.

Viele Beschwerden habe es in den vergangenen Monaten allerdings nicht gegeben. Denn obwohl die "Wegwerf-Moral" in den Wintermonaten nachlasse, seien die Fälle seiner Meinung nach gefühlt zurückgegangen: "Wir werden es nie hundertprozentig in den Griff bekommen, aber es ist besser geworden."

Das dürfte auch an der Aktionsgemeinschaft Kronacher Geschäftsinhaber liegen. Vor rund 16 Jahren nahmen sich diese dem Problem an, indem sie zehn Beutelspender bestellten. 170 Euro legte die Aktionsgemeinschaft für jeden auf den virtuellen Ladentisch. Für den Inhalt sorgt seitdem die Kreisstadt, die rund 750 Euro pro Jahr für 30 Kartons mit den schwarzen Tütchen zahlt.


Mangelndes Interesse

Dafür, dass die Spender kontinuierlich befüllt werden, sorgen zehn ehrenamtliche Helfer. "Der Hersteller hat uns gesagt, dass es zwei Jahre dauert, ehe sich die Passanten daran gewöhnt haben - und so war es auch", erinnert sich Johannes Fehn. Der 50-Jährige war Mitgründer der Aktionsgemeinschaft und fand viele der Tüten anfangs öfter herausgerissen in der der Umgebung liegen. Noch heute kümmert er sich regelmäßig um vier der Halterungen. Vandalismus gebe es inzwischen kaum noch. Ein mangelndes Interesse, die Tüten zu benutzen, hingegen sehr wohl - jedenfalls im Winter. "Da wird wohl nach dem Motto gehandelt: ,Aus den Augen, aus dem Sinn.‘"

Anders sähe es bei Haltern aus, die mit ihrem Tier eine Hundeschule besuchten. "Für die ist es das Normalste der Welt, einen Kotbeutel mitzunehmen", sagt Fehn. Doch selbst wenn die Beutelspender einmal keinen Inhalt hätten, befreie dies die Hundebesitzer nicht davon, Kottüten bei sich zu tragen. "Das ist alles nur ein Service der Stadt", sagt Fehn. Es sei die Pflicht eines jeden Halters, ergänzt Krapp. Zu kaufen gebe es die Tüten schließlich günstig im Internet oder in Geschäften für Haustierbedarf.

Für Personen, die die Hinterlassenschaften ihrer Tiere dennoch unangetastet lassen, hat Petra Haider einen besonderen Wunsch: "Die sollten einfach mal in einen Haufen reintreten."