Toter Baum in Kronach mit Gedichten zum Leben erweckt

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Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege bestückten am Donnerstag einen Poesiebaum im Eingangsbereich der Frankenwaldklinik mit neuem Leben. Foto: Heike Schülein
Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege bestückten am Donnerstag einen Poesiebaum im Eingangsbereich der Frankenwaldklinik mit neuem Leben. Foto: Heike Schülein

Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege in Kronach erweckten einen toten Baum mit Gedichten zu neuem Leben.Poesiebaum in Kronach trägt wunderbare Frucht

Kleine poetische Kostbarkeiten flattern vor der Frankenwaldklinik im Wind. Auf grünem Papier einlaminiert wirken die Kurzgedichte besonders plastisch und lebendig. So strahlen sie - vom Sonnenlicht reflektiert - förmlich mit der Sonne um die Wette. Schon beim Schmücken des Poesiebaums im Eingangsbereich stößt die außergewöhnliche Aktion auf großen Zuspruch. Unwillkürlich wagt der Besucher beim Vorbeigehen schon mal den einen oder anderen "verstohlenen" Blick auf das stimmungsvolle Kunstwerk.

Die jungen Leute haben melancholische, aber auch fröhliche Gedanken zu ihrem oft harten Berufsalltag zu Papier gebracht, die sie nun an einem toten Baum anbringen. Mit jedem Gedicht wird der Baum nicht nur ein Stück lebendiger, sondern steigt auch die Neugierde der Besucher. Gerade die Bewegung der hängenden Gedichte und deren Reflexion sorgen dafür, dass der Baum meist sofort wahrgenommen und der Inhalt schnell erfasst wird.

In 17 Silben

In jeweils 17 Silben spiegeln die sehr persönlichen dreizeiligen Kurzgedichte Hoffnungen und Wünsche sowie Sorgen und Ängste der Berufsanfänger anrührend wider. Es sind Texte voller Wärme und Anteilnahme, mit denen sie ihren Gefühlen ein Ventil geben - wie beispielsweise "Du hast kein Lächeln - nur große Trauer in Dir - bald kommt die Sonne" (Katja Dressel), "Was Besonderes; Leben, Glauben und Hoffen - Die Krankenpflege" (Theresa Müller) oder "Lieben heißt Leben - Lebe jeden Augenblick - bevor es zerbricht" (Lorena Martin).
Die Schüler hatten es beim Schreiben genossen, einmal locker und in aller Gelassenheit - ohne Zeit- und Notendruck - ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Solche "Poesiebäume", die Ingo Cesaro schon in ganz Deutschland realisierte, sind ein Teil seines Konzepts. "Mir ist es wichtig, dass Ergebnisse den Schulraum verlassen, um sich in der Öffentlichkeit zu bewähren", betont er. Der "Poesiebaum" vor der Frankenwaldklinik soll die Besucher vor und nach dem Krankenhausbesuch durch Poesie "heiterer, lockerer und beschwingter" werden lassen. Der "neu erblühte" Baum soll gleichzeitig Ruhe, Kraft und Hoffnung schenken.

Im April fand an der Berufsfachschule für Krankenpflege wieder eine nachhaltige Literaturwerkstatt für dreizeilige Kurzgedichte in Haikuform statt. Es war der 50. Kurs mit Klassenleiterin Petra Engelhardt. Unter dem Motto "Mit Literatur über den Berg" stand auch in diesem Jahr dieses "Kreative Schreiben". Wie schon in den Literaturprojekten in den Jahren vorher schrieben die jungen Erwachsenen unter Anleitung von Ingo Cesaro Haiku, die dann als Plakatgedichte im Format A 3 - in der Galerie im Landratsamt aufgehängt - einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

Ersatz für die Blätter

Nun, rechtzeitig zum Tag der Offenen Tür der Frankenwaldklinik, wurde der tote - vom Stadtförster Ulrich Dautel bereit gestellte - Baum vor der Haupteingang der Klinik mit den Kurzgedichten im Format A 5 bestückt und so zum "Poesiebaum". Auf grünem Papier, sozusagen als Blatt-Ersatz, reflektieren die Blätter das Licht und verlocken die Besucher, das eine oder andere Gedicht zu lesen. Mit großer Begeisterung bestückten die Schüler den toten Baum mit ihren Haiku. Auch Matthias Lau, Leiter der Berufsfachschule, half mit, den einzelnen Blatt-Ersatz an den Ästen zu befestigen. Bereits 2012 war ein solches - damals vom Kurs 49 gestaltetes - "Kunstwerk" auf großes Interesse gestoßen. Und auch heuer können sich Besucher und Patienten bis in den Herbst hinein an der Poesie erfreuen.