Teuschnitz und das "gefräßige Element"

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Dieses Foto dokumentiert die Folgen der Brandkatastrophe von 1911 in Teuschnitz. Repros: Alexander Grahl
Dieses Foto dokumentiert die Folgen der Brandkatastrophe von 1911 in Teuschnitz.  Repros: Alexander Grahl
Alte Ortsansicht von Teuschnitz: um 1700
Alte Ortsansicht von Teuschnitz: um 1700
 

Teuschnitz ist immer wieder von Feuersbrünsten heimgesucht worden. Eine dieser Brandkatastrophen ereignete sich am 14. Mai 1911.

"Das auf stolzer Bergeshöh im Herzen des Frankenwaldes gelegene Städtchen Teuschnitz, welches als Amtssitz des ehemaligen Fürstbistums Bamberg auf eine nicht uninteressante Vergangenheit zurückblicken kann, wurde am 14. Mai 1911 von einer furchtbaren Brandkatastrophe heimgesucht", heißt es in einem Geschichtsbuch über den oberen Frankenwald und die Rennsteigregion.

Der Autor berichtet weiter: "Es war Sonntag und der Hauptgottesdienst eben beendigt, als das Feuer ausbrach und sich, durch den heftigen Wind fortgetragen, mit rapider Schnelligkeit ausbreitete. Als man gegen Abend endlich des Feuers Herr wurde, hatte das gefräßige Ele-ment 33 Wohnhäuser, 11 Scheunen und etwa 20 Nebengebäude eingeäschert."

Dieses über Teuschnitz hereingebrochene Brandunglück erinnert an drei ähnliche Katastrophen, welche die Unglückschronik der Stadt verzeichnet. Die erste große Feuersbrunst liegt bereits Jahrhunderte zurück. Die Geschichte berichtet, dass Teuschnitz am 13. August 1616 infolge Brandstiftung in unglaublich kurzer Zeit bis auf die Pfarrkirche und das Schulhaus niederbrannte. Der damalige Kronacher Stadtschreiber verewigte das traurige Ereignis im Stadtbuch durch folgenden Eintrag: "Den 13. August 1616 zu Stadt Teuschnitz ein unverse-hen schreckliche Brunst entstanden und die Stadt als auch Amtshaus und alles zu Aschen geleget bis auf Kirchen und Schulhaus, das Feuer um 3 Uhr mittags angangen und um 4 Uhr schon verbrennet gewesen."

Die Kunde von der Vernichtung des damals zum Fürstentum Bamberg gehörenden Städtchens drang erst anderen Tages nach Bamberg und der Landesfürst, Bischof Gottlieb von Aschhausen, erhielt die Nachricht vom Brand, als er gerade beim Mittagessen saß. Kurz entschlossen ließ er gleich anspannen, um nach der Unglücksstätte zu reisen. Er kam an jenem Abend noch bis Lichtenfels und am folgenden Tag erschien er unvermutet an der Brandstätte. Er tröstete nicht nur mit Worten, sondern er bemühte sich auch werktätig zu helfen, indem er Lebensmittel und Kleidungsstücke herbeischaffen und Geld austeilen ließ. Das zum Wiederaufbau benötigte Holz durfte aus den fürstlichen Wäldern genommen werden.

Und noch ein schwerer Schicksalsschlag geht in die Annalen von Teuschnitz ein. Am 7. Juni 1632, während der Belagerung Kronachs, wurde Teuschnitz von den Schweden überfallen, geplündert und die ganze Stadt, samt Amtshaus, Kirche, Pfarrhaus und Rathaus, "jämmerlich in Asche gelegt".

Nicht minder schrecklich war das dritte Brandunglück, das über Teuschnitz in der Nacht zum 4. Juni 1844 hereinbrach, als die Bewohner bereits schliefen. Sämtliche Häuser mit Ausnahme der Kirche, des Schulhauses und des alten Schlosses brannten nieder. Das Feuer griff mit solch schrecklicher Schnelligkeit um sich, dass selbst die beiden Feuerspritzen der Stadt mit verbrannten. Viel Vieh, insbesondere Schafe und Schweine, wurden ein Raub der Flammen. Es war seit hundert Jahren in Teuschnitz kein nennenswerter Brand mehr vorgefallen, was zur Folge hatte, dass kein Einwohner gegen Brandschaden versichert war. Der Schaden war des-halb umso empfindlicher. Die Hilfstätigkeit für die Abgebrannten setzte alsbald von allen Seiten ein. Geld, Lebensmittel, Kleidungsstücke wurden aus der näheren und entfernteren Umgebung reichlich gespendet.

Im Jahr 1911 schreibt der Chronist: "Nun wurde Teuschnitz zum vierten Mal durch eine Feuersbrunst schwer geschädigt. Wenn auch diesmal das Unglück groß ist, mag es den Einwohnern ein Trost sein (ein schwacher), dass die vorhergegangenen, eben geschilderten Brandkatastrophen, noch viel schwerer und größer waren, als die gegenwärtige. Die bereits begonnene Hilfstätigkeit wird gewiss dazu beitragen, dass bald neues Leben aus den Ruinen blüht und die geschlagenen Wunden möglichst bald vernarben."