Teuschnitz steht immer wieder auf

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Der Großbrand im Jahr 1929 zerstörte 69 Häuser, 37 Scheunen und sämtliche Nebengebäude. Das Feuer hinterließ ein Bild des Grauens: Brüllendes, Vieh, weinende Frauen und Kinder, Männer am Rande der Erschöpfung, Tote und Verletzte. Repros: Alexamder Grahl
Der Großbrand im Jahr 1929 zerstörte 69 Häuser, 37 Scheunen und sämtliche Nebengebäude. Das Feuer hinterließ ein Bild des Grauens: Brüllendes, Vieh, weinende Frauen und Kinder, Männer am Rande der Erschöpfung, Tote und Verletzte. Repros: Alexamder Grahl
Johann Georg Zenk, von 1709 bis 1725 Pfarrer in Teuschnitz, machte in den Pfarrmatrikeln beim Großbrand am 21. Juni 1711 nachstehende Eintragung (siehe Text).
Johann Georg Zenk, von 1709 bis 1725 Pfarrer in Teuschnitz, machte in den Pfarrmatrikeln beim Großbrand am 21. Juni 1711 nachstehende Eintragung (siehe Text).
 
Nahezu 400 Menschen wurden in Teuschnitz durch die Brandkatastrophe vor 91 Jahren obdachlos. Es bot sich ein Bild wie Jahre später nach den Luftangriffen im Krieg.
Nahezu 400 Menschen wurden in Teuschnitz durch die Brandkatastrophe vor 91 Jahren obdachlos. Es bot sich ein Bild wie Jahre später nach den Luftangriffen im Krieg.
 

Erschütternde Aufzeichnungen lassen erahnen, welches Elend die Brandkatastrophen bei den Teuschnitzern hinterlassen haben.

Die Dramaturgie des Schicksals geht weiter über die Jahre hinweg von 1711 bis 1933. Johann Georg Zenk, von 1709 bis 1725 Pfarrer zu Teuschnitz, machte in den Pfarrmatrikeln folgende Eintragung: "Festzuhalten war das furchtbare Unglück, das sich unter mir, Georg Zenk, p. T. Seelsorger, hier ereignete: Am 21. Juni 1711 brachen die Flammen aus Unachtsamkeit der Dienerin eines Italieners aus, so dass die ganze Stadt zur traurigen Leichenbrandstätte wurde und nichts übrig blieb als das Pfarrhaus und die Kirche mit ihren Türmen; auf der anderen Seite verbrannten auch die Pferdeställe. Drei Menschen kamen in den Flammen um, mehrere Personen erlitten einen Schock; das Schauspiel war zu grässlich und am anderen Tag musste ich Brot an die Bettelnden verteilen; Gott möge das Elend abwenden, es ist nicht zu beschreiben."

In der Folgezeit ereigneten sich immer wieder schlimme Brandkatastrophen im Ort:

1848: Am 12. September brach in einer Scheune infolge von Brandstiftung erneut Feuer aus, dem weitere fünf Scheunen zum Opfer fielen. Die Brandstifter wurden zunächst zum Tode verurteilt, später zu "Kettenhaft" begnadigt. 1859: Ein Blitzschlag am 30. Mai verursachte einige Beschädigungen am Kirchturm, der später abgetragen werden musste.

1867: Am 1. September wurden in der Langen Gasse sieben Wohnhäuser und einige Scheunen ein Raub der Flammen. 1874: In der Weiden Gasse vernichtete am 18. Dezember um 2 Uhr früh ein Brand acht Häuser. 1894: Auf ungeklärte Weise brach am 5. Dezember abends um halb acht Uhr ein Feuer in der Straße nach Nordhalben aus. Betroffen waren vier Wohnhäuser mit Scheunen. 1899: In diesem Jahr waren zwei Brände zu verzeichnen. In der Nacht des 14. Oktobers brannten zwei Scheunen ab. Am 13. Dezember wurden drei Häuser in der Weiden Gasse eingeäschert. Höchstwahrscheinlich ist beim Kuhkalben vergessen worden, das Licht zu löschen. Kuh und Kalb sowie etliches Kleinvieh sind mitverbrannt.

1909: Am Georgstag (23.4.) brannte das "Gasthaus zum Rathaus" ab.

Aus dem Jahr 1929 wird berichtet: Wo mit Hilfe mildtätiger Menschen das letzte Haus von neuem errichtet worden war, setzte am 1. September "blindwütend die freie Tochter der Natur zu neuem Vernichtungskampfe an". Gegen 1.30 Uhr brach in einer Scheune in der Hinteren Straße Feuer aus. Mit rasender Geschwindigkeit griffen die Flammen um sich und hatten bald die gesamte Front der Oberen Straße erfasst. Ein kräftiger Wind trug die Flammen in die Hintere Straße, Mittlere Straße, Lange Straße, und nach kaum einer halben Stunde war das ganze obere Stadtviertel ein grauenhaftes Feuermeer. Die Feuerwehren der gesamten Umgebung waren im Einsatz. Drei Stunden lang wütete das Feuer und erst nach siebenstündiger Löscharbeit konnte dem rasenden Element Einhalt geboten werden.

Ein Bild des Grauens

Dem Betrachter bot sich ein Bild des Grauens. Überall brennende und verkohlte Haufen, auf den Straßen Fuhrwerke mit den wenigen Habseligkeiten der Betroffenen beladen, weinende, bekümmerte Frauen, blasse Kindergesichter, abgearbeitete Männer, verletzte Feuerwehrleute. Im Teuschnitzgrund westlich der Stadt war der Sammelplatz des Elends. Brüllendes Vieh wurde auf einen Haufen zusammengetrieben, Menschen schleppten ihre Habseligkeiten an den rettenden Ort. Das gesamte Gebiet war von dem flammenden Licht magisch beleuchtet. 69 Häuser, 37 Scheunen und viele Nebengebäude waren zerstört. 100 Familien, nahezu 400 Personen wurden obdachlos. Die Geschädigten waren nur zum Teil versichert; viele von ihnen gehörten überhaupt keiner Versicherung an. Eintreffende Spenden versuchten die große Not der Bevölkerung wenigstens etwas zu lindern.

Im Brandbericht aus dem Jahr 1933 heißt es: "Am 26.3. dieses Jahres brach um 3 Uhr nachmittags erneut ein Brand aus; diesmal im südöstlichen Teil der Stadt. Im wilden Durcheinander irrten die Leute kopflos auf Straßen und Plätzen umher. Wie gewöhnlich bei solchen Fällen schleppten sie gerade die wert- und nutzlosesten Dinge aus ihren Häusern." Anzumerken wäre noch, dass die damalige Presse versuchte, den Brand den Kommunisten in die Schuhe zu schieben. Auch die Schäden dieses Brandes wurden von der Bevölkerung in aufopfernder Weise wieder behoben.

Die Bürger von Teuschnitz resignierten trotz allen Unheils nicht. Sie schickten sich immer wieder an, ihre Stadt wie ein Phönix aus der Asche im neuen Glanze auferstehen zu lassen, was Teuschnitz den Beinamen eines "Phönix des Frankenwaldes" einbrachte.