Tag der Ersten Hilfe: Wie Sie im Notfall Leben retten können

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Foto: Hendrik Steffens
Foto: Hendrik Steffens

Ruhe bewahren, überlegt handeln und im besten Fall ein Menschenleben retten. Erste Hilfe ist eigentlich keine komplizierte Sache. Man muss vielleicht nur immer mal wieder daran erinnert werden, was im Notfall zu tun ist.

Christian Grebner ist Ersthelfer in seinem Betrieb, Anfang Juli hat er einem Fahrradfahrer, der im Strauer Torweg einen Herzinfarkt erlitten hatte, mit einer Herzdruckmassage wahrscheinlich das Leben gerettet.

Seine Ausbildung hat Grebner bei Benno Ruhs gemacht. Ruhs, 57 Jahre alt, seit elf Jahren Ausbilder Erste Hilfe beim BRK Kreisverband Kronach und seit vier Jahren hauptamtlich dort tätig, sagt: "Nicht wegschauen, sondern hinschauen, das ist das A und O". Sein Credo: Helfen kann jeder. Um einen Notruf abzusetzen und den Betroffenen zu beruhigen, mit ihm zu sprechen, dafür bedarf es keiner medizinischen Ausbildung. Eigentlich, sagt Ruhs, sei das schon das Wichtigste bei der Ersten Hilfe. "Alles andere ist situationsbedingt."

Bei starken Blutungen einen Druckverband anlegen, bei Bewusstlosen die Atmung kontrollieren, gegebenenfalls die stabile Seitenlage oder eine Herzdruckmassage anwenden - auch das kann ein Laie schaffen. Man muss sich nur trauen.
Fehler gibt es keine und selbst wenn es, wie bei einer Herzmassage üblich, zu Rippenbrüchen kommt, "der Ersthelfer kann dafür nicht belangt werden".

Am 1. April dieses Jahres fand eine Novellierung der Ausbildung zum Ersthelfer statt. Es wird jetzt nicht mehr so viel Wert auf Akkuratheit gelegt, dass beispielsweise der Arm bei der stabilen Seitenlage auch im rechten Winkel liegt, es geht jetzt pragmatischer zu. "Es kommt darauf an, das der Ersthelfer macht, was sein muss, nicht was schön aussieht", sagt Ruhs. Danach lässt sich beispielsweise die stabile Seitenlage auf eine Aktion reduzieren: Kopf nach unten, sodass der Mundwinkel der tiefste Punkt ist und keine Flüssigkeit in die Atemwege gelangen kann.

Bewusstsein, Atmung und Kreislauf - das sind die drei lebenswichtigen Funktionen. Ist der Patient nicht mehr ansprechbar, die Atmung aber noch vorhanden, bringt man den Betroffenen in die stabile Seitenlage und hält ihn warm. Auch im Sommer, sagt Ruhs. Selbst bei 28 Grad im Schatten kühlt der Körper nach einiger Zeit nämlich aus. Wenn der Betroffene nicht mehr atmet, hat eine Herzdruckmassage "absolute Priorität". Eine Beatmung muss nicht sein, eine kräftige, gleichmäßige Herzmassage ist wichtiger. Theoretisch erklären könne man eine Beatmung sowieso nicht, das müsse man dann schon üben, sagt Ruhs.

Was man erklären kann, ist die Herzmassage. Wer sich unsicher fühlt, kann das beim Notruf angeben und bekommt eine Anleitung. Telefon-Reanimation heißt das in der Leitstelle.

Und dann gibt es noch eine lebenswichtige Regel für die Ersthelfer selbst: "Nie", sagt Ruhs, "darf man sich Vorwürfe machen, wenn es trotz der Hilfe erfolglos war". Wie alle Rettungskräfte haben auch Ersthelfer die Möglichkeit, durch Notfallseelsorger betreut zu werden. Es sei schließlich nur menschlich, wenn man sich belastet fühle, sagt Ruhs. Man sollte nur eines im Kopf behalten: "Du kannst dein Möglichstes tun." Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Verhalten beim Verkehrsunfall

Schritt 1 Durchatmen und versuchen sich zu sammeln.
Schritt 2
Warnblinkanlage einschalten. Eine Warnweste - die griffbereit liegen sollte - anziehen, bevor man aus dem Wagen steigt. Eventuell den Erste-Hilfe-Koffer mitnehmen. An schwer einsehbaren Unfallstellen, hinter einer Kurve beispielsweise, zuerst die Unfallstelle sichern - das Warndreieck aufstellen, bevor man sich um die Betroffenen kümmert.
Schritt 3 Vor dem Notruf einen Überblick über die Unfallstelle verschaffen. Wenn nötig, Betroffene aus dem Gefahrenbereich bringen. Starke Blutungen mit Verbänden stoppen, bedrohliche Situationen, wie etwa auslaufende Gefahrenstoffe, beseitigen beziehungsweise den Verletzten aus der Gefahrenzone herausbringen.
Auf der Autobahn kann es sinnvoll sein, für den Notruf eine Notrufsäule zu nutzen. Diese gibt den exakten Standort weiter - inklusive der Fahrtrichtung.
Schritt 4 Wenn man alleine ist, Leute ansprechen, aufmerksam machen. Ist keine Gefahr im Verzug, Verletzte liegen lassen, wo sie liegen. Atmung und Bewusstsein prüfen. Für Motorradfahrer gilt: rütteln und ansprechen, ist er bewusstlos, muss der Helm abgenommen werden.
Schritt 5 Die Unfallstelle nicht verlassen. Mit Verletzten, wenn bei Bewusstsein, reden, beruhigen, in ihrer Nähe bleiben.
Schritt 6 Umschauen, ob auch unverletzte Unfallbeteiligte Hilfe brauchen. Auch ein Schock kann zu Kreislaufversagen führen.


Verhalten im Kindernotfall

Schritt 1 Durchatmen und versuchen sich zu sammeln.
Schritt 2 Im Zweifelsfall auf Nummer sicher gehen, einen Arzt rufen: Ein Kind zeigt mitunter auf seinen Bauch, wenn man fragt wo es weh tut, dabei hat es eine Mittelohrentzündung und vor Aufregung Bauchweh.
Schritt 3 Betreuung und Beruhigung sind bei Kindern noch wichtiger als bei Erwachsenen, je nach Alter schnellstmöglich Vertrauenspersonen rufen.
Schritt 4 Hat das Kind etwas verschluckt, kann aber noch selbst atmen und ist noch bei Bewusstsein, den Notruf rufen, beruhigen, versuchen zu kühlen, von außen oder wenn noch voll bei Sinnen, einen Eiswürfel in den Mund geben. Gegebenenfalls zwischen den Schulterblättern auf den Rücken schlagen.
Schritt 5 Hat das Kind etwas verschluckt und bereits Atembeschwerden, das Kind von hinten umfassen und kräftig aber nicht zu fest auf den Oberbauch drücken. Bei Kleinkindern nur auf den Thorax drücken und dabei immer den Kopf fixieren.
Schritt 6 Nie selbst zum Krankenhaus zu fahren, immer den Notruf wählen. Zum einen sind die Beteiligten selbst aufgeregt und würden so auch fahren und womöglich steht man noch im Stau. In der Regel ist ein Rettungswagen in acht bis zehn Minuten vor Ort. Zum anderen ist das Krankenhaus nicht auf einen Kindernotfall vorbereitet, die gerufenen Rettungskräfte hingegen wissen genau, in welche Klinik das Kind am besten gebracht wird, können eventuell einen Hubschrauber anfordern.


Verhalten bei Infarkt und Schlaganfall

Herzinfarkte sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Vor Krebserkrankungen und Schlaganfällen.
Symptome erkennen
Beim Herzinfarkt können das nicht nur brennende, stechende Brustschmerzen sein, die in den linken Arm ausstrahlen, sondern auch vermeintlich untypische Anzeichen, wie Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, plötzliche Kraftlosigkeit und Unruhe.
Bei einem Schlaganfall kann, neben Lähmungserscheinungen, hängenden Mundwinkel und verwaschener Aussprache, auch ein Anzeichen sein, dass jemand plötzlich verwirrt, desorientiert ist, schlagartig unerklärliche Sachen macht, ohne körperliche Auffälligkeiten zu zeigen. Ruhs erzählt von einem Fall, als der Betroffene plötzlich seine Schuhe anziehen wollte, um Holz für den Kamin zu holen. Weder gab es einen Kamin, noch hatte er Schuhe an.
Schritt 2 Vor allem beim Schlaganfall muss der Notruf sofort abgesetzt werden. Das Zeitfenster, um Folgeschäden gering zu halten, ist sehr kurz.
Schritt 3 Beruhigend auf den Betroffenen eingehen, auch wenn dieser scheinbar verwirrt wirkt, nicht mehr reden kann, so kann er dennoch alles um ihn herum mitbekommen.
Schritt 4 Den Betroffenen am besten an Ort und Stelle hinlegen, keine weiten Wege womöglich ins Schlafzimmer gehen.
Schritt 5 Bei Atemstillstand Herzdruckmassage. Kräftig und gleichmäßig. Eine Beatmung ist nicht zwingend nötig, viel wichtiger ist die Herzdruckmassage. ag