Stück, das unter die Haut geht

2 Min
Die Bäuerin Maigl (Gertrud Schubert), Retl (Simone Porzig), der Leitenbauer Michel (Günter Schülein), der Bauernbursche Hannla (Rüdiger Baierlipp) sowie der Stöhrschneider August (Dietmar Schneider) Foto: Heike Schülein
Die Bäuerin Maigl (Gertrud Schubert), Retl (Simone Porzig), der Leitenbauer Michel (Günter Schülein), der Bauernbursche Hannla (Rüdiger Baierlipp) sowie der Stöhrschneider August (Dietmar Schneider) Foto: Heike Schülein
Der Vorsitzende der Theatergruppe Steinberg, Norbert Schülein (rechts) überreichte eine Spende von 2000 Euro an Kirchenpfleger Christian Eidloth (dritter von links). Foto: Heike Schülein
Der Vorsitzende der Theatergruppe Steinberg, Norbert Schülein (rechts) überreichte eine Spende von 2000 Euro an Kirchenpfleger Christian Eidloth (dritter von links).  Foto: Heike Schülein
 
 
 
 
 

Ein emotional berührendes Schauspiel zeigte die Theatergruppe Steinberg. Der Dreiakter "Hinterm Schlehdorn" vom "Bauern Andres" bot "Theater pur" - zum Lachen und zum Weinen.

Der Vorhang schließt sich auf der Bühne der Kronachtalhalle. Ein außergewöhnliches Schauspiel fand seinen außergewöhnlichen Schluss - kein Happy End. Eine lastende Stille folgt. Dann spendet ein innig ergriffenes Publikum lang anhaltenden Applaus - Anerkennung für eine großartige schauspielerische Leistung der Theatergruppe Steinberg und für den Mut, in heutiger Zeit, unserer "Spaßgesellschaft", ein solches Stück zu zeigen.
Es ist relativ leicht, Menschen mit Komödien zum Lachen zu bringen. Richtig groß ist eine Inszenierung aber dann, wenn sie die Menschen derart berührt, dass sie lachen, weinen oder verstummen. Emotionen pur. Und Emotionen gab es bei den drei Aufführungen von "Hinterm Schlehdorn", die insgesamt fast 1000 Gäste in die Kronachtalhalle führten, zuhauf.


Ein Einödhof im Remschlitztal, kurz nach dem Ersten Weltkrieg: die Zeiten sind schlecht, das Geld ist knapp - auch für die tüchtigen und gottesfürchtigen Leiten-Bauersleute Michel und Maigl (Günter Schülein und Gertrud Schubert), die hier mit ihren zwei Töchtern Lies (Barbara Lang) und Retl (Simone Porzig) wohnen. In dieser so schwierigen Zeit spielt das Schauspiel "Hinterm Schlehdorn" von Andreas Bauer. Es ist auch die Geschichte einer unglücklichen Liebe zwischen Lies und Heinrich Kresse (Christian Eidloth), dem Sohn einer reichen Frankfurter Familie. Dass diese kein Happy End finden wird, wird den Zuschauern im Verlauf des letzten Teils des Dreiakters bewusst.

Das Stück lässt sich in keine "Schublade" stecken; gehört aber wohl eher in die Kategorie Drama. Trotzdem hat es auch lustige, humorvolle Details. Beispielsweise, als Retl (Simone Porzig) nach einem heftigen Streit mit ihrem Bräutigam in spe, Hannla (Rüdiger Baierlipp), die Tür so zuschlägt, dass eine Milchkanne vom Regal auf den Kopf des darunter sitzenden Stöhrschneiders August (Dietmar Schneider) fällt und er daraufhin - sicher ist sicher - das schwere Bügeleisen aus dem Regal lieber auf den Boden stellt.

"Hinterm Schlehdorn" ist ein Schaupiel - eines zum Nachdenken und zum Hineinversetzen in die damalige Zeit. Ein Schauspiel in all seinen Facetten, das zeigt, wie das Leben damals wirklich war: eine arme Bauersfamilie, die nicht verzweifelt, sondern das ihr vom Herrgott auferlegte schwere Schicksal annimmt. "Wir müssen unne Bündela bis zum End trouch, untergier döff me nier", sagt Maigl.

Der "Bauern Andres" hat sein Stück so geschrieben, wie die Leute damals gedacht und geredet haben. Und er war auch 1963, als das Stück zum ersten und bislang einzigen Mal in Steinberg aufgeführt wurde, sehr kritisch bei der Umsetzung. Gerade zu seinem 50. Todestag entschied sich das Ensemble bewusst für dieses Schauspiel. Und die begeisterten Reaktionen des Publikums gaben ihm Recht.

Dass die Aufführungen unter die Haut gingen, lag natürlich zum einen an dem Stück an sich. Es war aber auch gerade das eindringliche Spiel der Darsteller. Unter der Regie von Norbert Schülein, Gertrud Schubert und Michael Hammer bot das Ensemble niveauvolles Theater mit Leidenschaft und Hingabe.

Spende

Traditionsgemäß spielen die Akteure der Theatergruppe Steinberg für den guten Zweck. Der Überschuss aus dem Eintrittskartenverkauf der drei Aufführungen "Hinterm Schlehdorn" kommt der Katholischen Kirchenstiftung Steinberg zweckgebunden für zwei Projekte zugute.
Die Spende wurde vom Vorsitzenden der Theatergruppe, Norbert Schülein, am Ende der letzten Aufführung am Samstag übergeben. Seit 2001 hat die Gruppe durch die ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwendeten Reinerlöse der Veranstaltungen maßgeblich zur Verschönerung Steinbergs beigetragen. So erfolgte unter anderem das nächtliche Anstrahlen der beiden Kirchen auf Initiative und Kosten der Theatergruppe. Das Ensemble finanzierte hierfür nicht nur die Anlage, sondern trug auch die seitdem angefallenen Stromkosten.
Auch die Hälfte der nunmehrigen Spende soll für die zukünftigen Stromkosten verwendet werden.
Weitere 1000 Euro sind für die Baumaßnahmen im Steinberger Jugendheim gedacht, das insbesondere von der örtlichen katholischen Jugendgruppe sowie den Ministranten genutzt wird.
Eine weitere Spende überreichte Schülein dem Ehepaar Sybille Clauss-Eiberger und Michael Eiberger. Das Stuttgarter Ehepaar war am Samstag zusammen mit Pater Waldemar unter den Theatergästen. Am gestrigen Sonntag stellte es in der Pfarrkirche St. Pankratius Steinberg das Hilfsprojekt von Dr. Samuel Issmer für indische Kinder vor, dem nun ebenfalls eine Spende zugutekommt.