Streit um Schützenhaus-Gaststätte: "Gut bürgerlich" statt Partyfeeling

2 Min
Durch den Lärm bei nächtlichen Sonderveranstaltungen fühlte sich ein Anwohner belästigt und zielte vor Gericht auf eine Nutzungsuntersagung für das Schützenhaus ab - man fand einen Kompromiss. Foto: Anna-Lena Deuerling
Durch den Lärm bei nächtlichen Sonderveranstaltungen fühlte sich ein Anwohner belästigt und zielte vor Gericht auf eine Nutzungsuntersagung für das Schützenhaus ab - man fand einen Kompromiss. Foto: Anna-Lena Deuerling

Im Rechtsstreit um das "Schützenhaus" hat man einen Kompromiss mit dem Nachbarn gefunden. Für die Pächter eine gute Lösung, die dennoch schmerzt.

Für Corinna Himmel, Pächterin der Traditionsgaststätte "Schützenhaus" und ihre Kolleginnen sind die "diskothekenähnlichen Veranstaltungen" mit Sicherheit jetzt schon das Unwort des Jahres 2018. Denn genau mit diesen beschäftigte sich das Verwaltungsgericht in Bayreuth im Januar, nachdem ein Anwohner aus dem Umfeld des Schützenhauses Klage eingereicht hatte. Durch den Lärm bei nächtlichen Sonderveranstaltungen fühlte sich der Kläger belästigt und zielte auf eine Nutzungsuntersagung für das Schützenhaus ab.

"Wir sind zufrieden - es hätte wesentlich schlechter für uns ausgehen können", sagt Himmel zwei Monate später. Denn vor Gericht konnten sich der Kläger, die Vertreter des Landratsamtes (für den Freistaat Bayern, an den die Klage offiziell gerichtet war) wie auch die verpachtende Schützengesellschaft Kronach auf einen Kompromiss einigen. Künftig soll es im Jahr maximal sechs diskothekenartige Veranstaltungen in der Gaststätte geben - dazu kommen jährlich sechs Faschingsveranstaltungen.


"Völlig unnötig"


Was nach einer Kürzung oder Einschränkung klingen mag, verändere im Grunde nicht viel am Status Quo, erklärt Schützenmeister Frank Jungkunz. "Der Kompromiss vor Gericht hat keine wesentlichen Verschlechterungen mit sich gebracht", sagt er. Die einzelnen Veranstaltungen, die von den Pächtern für das Jahr geplant gewesen seien, könnten auch weiterhin stattfinden. "Das Verfahren war völlig unnötig."

Denn - und da sind sich die Schützengesellschaft und die Pächter der Gaststätte einig - niemand wolle aus einer Gaststätte mit Veranstaltungssaal eine Diskothek machen. "Wir als Hausherren wollen nicht alle zwei Wochen eine Partyveranstaltung - das gibt nur Ärger", sagt Jungkunz deutlich. Aber es sollen ab und zu Veranstaltungen möglich sein - im zulässigen Rahmen, über den man sich auch mit dem Landratsamt einig sei.


Auch Sandra Wenzig betont: "Wir wollen hier anwohnerfreundliche Veranstaltungen." Gemeinsam mit Corinna Himmel, Regina Fleischmann und Irmgard Kittel hat sie zum 1.Oktober 2017 das Kronacher Schützenhaus übernommen. Im Gespräch betont Wenzig, wie wichtig regelmäßige Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Ü30-Party, für ihr Geschäft seien. "Hat man eine größere Veranstaltung im Monat, kann man sich erst mal über Wasser halten", fügt Wenzig an. Zweifel und Existenzängste sind keine Fremdworte für die Pächterinnen. Im vergangenen Jahr haben die vier langjährigen Angestellten der Gaststätte selbst die Leitung in die Hand genommen. "Wir haben noch wenig Erfahrung, da verschaffen einem diese Partys finanziell einfach ein bisschen Luft."
Gaststätten wie das Schützenhaus bräuchten diese größeren Veranstaltungen zum Überleben, bestätigt auch Frank Jungkunz. "Wir wollen Leben in der Immobilie und natürlich auch, dass der Wirt seine Existenz halten kann." Er ist sich sicher: "Wenn die Klage durchgegangen wäre, hätten wir faktisch zusperren können".

Die Schützengesellschaft hatte mit dem gleichen Mann bereits vor drei Jahren erfolgreich einen Vergleich zum damals umstrittenen Freischießen-Betrieb geschlossen. Zu einem weiteren laufenden Verfahren um den Festbetrieb, bei dem ein weiterer Anwohner geklagt hatte, wollte sich Jungkunz nicht äußern.


Bürgerliche Gemütlichkeit

Himmel, Wenzig und ihre Kolleginnen wollen sich jetzt vorrangig auf den Gaststättenbetrieb konzentrieren. Ihr Ziel: Die Traditionsgaststätte wieder richtig mit Leben füllen. Dabei setzen sie ganz klar auf bürgerliche Gemütlichkeit statt Discofeeling. Kleinere Veranstaltungen wie fränkische Abende oder Wirtshaussingen stehen dafür im Kalender.

Beibehalten wolle man die Ü30-Partys, die sich bewährt und mittlerweile bei den Kronachern etabliert haben. Gerne würde man noch mehr für jüngeres Publikum machen - was im Rahmen der sechs erlaubten Veranstaltungen eng werde. Das sei auch ein Grund, weshalb die Einschränkung der Veranstaltung am Ende schon schmerzt. Zumindest ein Termin sei allerdings schon fest eingeplant: eine sogenannte "Silent Disco", also "Stille Disko", bei der die Besucher die Musik nur über Kopfhörer hören. Ein kleiner Seitenhieb in Richtung der Anwohner? Die Betreiberinnen schweigen und grinsen.