Der Palmsonntag ist der Tag, mit dem die Karwoche beginnt. In der Pfarrei St. Pankratius Steinberg haben Mitglieder des alten und neuen Pfarrgemeinderats gemäß einer alten Tradition hierfür Palmbüschel gebunden.
Ganze Berge an Palmkätzchen, Buchs, Heidelbeerzweigen und Osterglocken liegen auf aneinandergestellten Tischen im Steinberger Jugendheim. Elf tüchtige Frauen stehen darum herum. Die Arbeit geht ihnen an diesem Samstagnachmittag flink von der Hand. Sie nehmen jeweils eine Osterglocke und ordnen sie sorgsam mit den Palmkätzchen und dem Grün an. Die Stiele werden gekürzt. Anschließend umwickeln sie die Sträuße mit einem Band und binden sie damit fest zusammen.
150 Palmbüschel werden gebunden, so viele Osterglocken wurden bestellt. Das übrige Material haben die Frauen von zu Hause mitgebracht - je nachdem, was der heimische Garten hergab. Die Sträuße wurden am Sonntagmorgen an der Friedhofspforte zum Kauf angeboten. Die Erlöse kommen der Pfarrei zugute. Nach der Palmenweihe zogen die Gottesdienstbesucher in die Pfarrkirche. Auch das hat Tradition.
Seit rund 15 Jahren Wie lange in Steinberg schon Palmbüschel gebunden werden, wissen die Pfarrgemeinderätinnen nicht mehr genau. "Es dürften aber bestimmt schon 15 Jahre sein", überlegt Helene Müller aus Steinberg. Am Anfang habe man die Sträuße aber nicht so groß gebunden. Erst im Laufe der Zeit seien verschiedene Materialien dazu gekommen.
Angefertigt aus heimischen Palmzweigen, je nach Region in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Materialien, so stellt das Binden von Palmbuschen oder Palmbüscheln in vielen Orten im Landkreis ein wichtiges Symbol der Osterzeit dar. Auch der Steinberger Pfarrgemeinderat möchte dazu beitragen, dass dieses Brauchtum und seine Bedeutung erhalten bleiben.
Die Tradition soll an den Leidensweg Christi erinnern. Man gedenkt damit am Palmsonntag des Einzugs Jesu Christi auf einem Esel in Jerusalem. Zum Zeichen seines Königtums jubelte das Volk Jesus mit Palmwedeln zu und streute ihm Palmzweige auf den Weg. "Mit den Palmbüscheln drücken wir den damaligen Jubel der Menschen aus", erklärt Angelika Fischer, die "dienstälteste" Pfarrgemeinderätin in Steinberg.
Palmen wurden bereits im Altertum als heilige Bäume verehrt. Im Mittelmeerraum galten sie seit jeher als Sinnbild des Lebens und des Sieges, in Israel insbesondere auch als Symbol für die Unabhängigkeit und den siegreichen König. Von daher stellte der so gestaltete Einzug in Jerusalem auch für die Römer eine besondere Provokation dar. Buchs und Weide galten schon bei den alten Römern als heilkräftige Pflanzen.
Segen und Schutz Die geweihten Büschel nehmen die Gottesdienstbesucher mit nach Hause. Sie sollen Segen und Schutz für Haus und Hof bringen und es bis zum nächsten Palmsonntag vor Blitz und Feuersgefahr schützen. Viele stecken sie in ihren Wohnungen an ihr Wandkreuz beziehungsweise hinters Kruzifix. Angelika Fischer kennt noch aus ihrer Kindheit in Lahm den Brauch, dass die Büschel auf die Felder gesteckt werden. "In Lahm sind die Eigentümer mit großen Palmzweigen um ihre Felder gelaufen. Das war eine richtige kleine Prozession. Es wurde dabei gebetet. Der Büschel wurde dann in ein Eck des Getreidefelds gesteckt", erinnert sich die Eibenbergerin. Die Büschel sollten die Felder fruchtbar machen und das ganze Jahr über Unwetter, Hagelschlag und Unheil abwenden. Die Tradition sei für die Menschen damals sehr wichtig gewesen.
Alle Pfarrgemeinderatsmitglieder freuen sich, dass dieser Brauch auch in Steinberg schon so lange aufrechterhalten und alljährlich so gut angenommen wird. So sind es immerhin stolze 150 Büschel, die Jahr für Jahr den Besitzer wechseln. Das Palmbüschel-Binden empfinden die Helferinnen als schöne Gemeinschaftsaktion, bei der alle zusammen Hand anlegen.