Die vorangegangenen Teile unseres Test haben gezeigt, dass es gar nicht so einfach ist, die Besucher zum Mitsingen zu bewegen. Da der Organist auch die passende Lautstärke findet, harmonieren das Instrument und der engagierte Gesang der Gemeinde perfekt.
3. Lesungen Klar, deutlich und mit ausreichend Pausen lesen erst ein Mann, dann eine Frau aus der Apostelgeschichte und der Offenbarung des Johannes vor. Aus dem Evangelium wird später Grünbeck selbst vorlesen. Wie von ihm schon zu Beginn des Gottesdienstes angekündigt, handelt es sich dabei um eine Stelle, die sich auf das zentrale Thema der Messe bezieht: Liebt einander - auch wenn es manchmal schwer fällt.
4. Predigt
Grünbeck zuzuhören, fällt nicht schwer - was vor allem daran liegt, dass man gar nicht merkt, ob er seine etwa zehn Minuten lange Predigt vom Blatt abliest. Während dieser versucht er, die Gemeinde davon zu überzeugen, mehr Nächstenliebe zu zeigen. Dazu zählt er gleich mehrere Beispiele auf. Dadurch wirkt die Predigt etwas wiederholend. Allerdings: Der eine oder andere dürfte sich nach dem Gottesdienst sicher gefragt haben, ob er oft genug Verständnis für andere aufbringt.
5. Kommunion/Abendmahl
Die Kommunion wird in Form einer Wandelkommunion gereicht. Die Besucher verlassen also ihre Bänke und stellen sich vor dem Altarraum in zwei Reihen auf, um die Hostie in Empfang zu nehmen. Das begleitende Orgelspiel verleiht der Zeremonie zusätzliche Würde.
6. Segen
Bevor der Pastoralreferent seine Gemeinde in einen "gesegneten Sonntag und eine gute Woche" entlässt, schließt er die thematische Klammer des Gottesdienstes. Er wünsche allen, dass sie ein Stück von Jesu Liebe spüren, "die Sie dann auch verschwenderisch weitergeben können".
7. Ambiente
Die Kirche hat einen enormen Sanierungsbedarf: Die Fassade bröckelt, und in den unteren Bereichen der Wände ist der Innenputz feucht. Um das festzustellen, muss man aber schon sehr genau hinsehen. Der Laie staunt vielmehr über die prunkvolle Einrichtung. Denn sowohl die drei Altäre als auch die Kanzel sind goldverziert.
Die Kreuzwegbilder an den Wänden und die danebenstehenden Kerzen wirken beruhigend und sorgen für eine warme Ausstrahlung. Dafür, dass es in den kalten Monaten nicht nur bei einer emotionalen Wärme bleibt, soll bald eine neue Rohrheizung sorgen; angebracht an den denkmalgeschützten Fenstern.
8. Kirchenbänke
Wer in Windheim nach der Sanierung einen Gottesdienst besucht, wird auf einer nagelneuen Sitzbank Platz nehmen. Was gut so ist. Den rotgepolsterten Knie- und braungepolsterten Sitzbänken war nämlich deutlich anzusehen, dass sie schon etwas in die Jahre gekommen sind.
Am Komfort war dennoch wenig auszusetzen. Schließlich waren die Bänke nicht nur gepolstert, sondern der Abstand zwischen den Bänken so gewählt, dass auch große Menschen ausreichend Beinfreiheit hatten.
9. Beleuchtung Zwar hat die Kirche weiße Wände, sie kann durch die dunkle Holzdecke allerdings auch schnell etwas düster wirken. Da hilft es, dass von außen ausreichend Licht durch die hohen Fensterscheiben fallen kann - und damit auch die goldenen Altäre schön ausleuchtet.
10. Sinne
Kirchen vermitteln häufig ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit. Das konnte man von der St.-Nikolaus-Kirche auch schon vor der umfassenden Sanierung behaupten. Vor allem der Altarbereich in den Farben Gold, Blau und Rosa vermittelt eine gewisse Wohlfühlatmosphäre. So machte das Gotteshaus trotz der dunklen Holzdecke dann doch einen recht hellen Eindruck. Spannend wird daher, wie es nach den Bauarbeiten aussehen wird.
Warum ein Gottesdiensttest?
Wir wollen mit unserem Gottesdienst-Test die Kirchen ein wenig mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Unter Kirchgängern, Geistlichen und Lesern soll eine Diskussion darüber entstehen, was einen guten Gottesdienst ausmacht. Dieses in der Regel sonntägliche Treffen hat für evangelische wie katholische Christen ja bis heute eine große Bedeutung. Soll lebender Ausdruck des Christseins sein. Wir haben uns für eine Bewertung nach objektiven Kriterien theologische Hilfe geholt bei den Professoren Martin Stuflesser (Würzburg), er ist auch Berater der deutschen Bischofskonferenz, und Martin Nicol (Erlangen), der mit seinem Buch "Weg im Geheimnis" ein Plädoyer für den evangelischen Gottesdienst abgibt. Ergänzt werden objektive Kriterien um die subjektiven Eindrücke, die unsere Kollegen gewonnen haben.
Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos.