Die alte Klavierfabrik in Kronach steht vor dem Verkauf. Die dort probenden Bands fürchten um ihre Übungsräume.
Die alte Klavierfabrik neben dem Kronacher Schützenplatz hat ihre besten Tage lange hinter sich. Das Gebäude, das heute von einer Schreinerei sowie als Probenraum für etwa ein Dutzend Bands genutzt wird und zudem noch eine Wohnung beherbergt, sorgt dennoch im Internet für Aufsehen. Mit einer Petition richten sich mittlerweile über 220 Unterstützer gegen einen befürchteten Abriss.
"Die alte Klavierfabrik in Kronach bietet seit Jahren Proberäume für Bands von A bis Z. Musiker treffen sich hier, um sich auszutauschen, zu üben und ihrem Hobby nachzugehen. Fernab jeglicher Wohnbereiche stören sie niemanden und niemand stört sie. Eine wunderbare Einrichtung für alle", beschreibt Ron Liebold auf der Internetseite der Petition seine Sicht der Dinge. Der Musiker und Mieter fürchtet die Folgen eines Verkaufs der alten Klavierfabrik und ihres Areals durch die Stadt Kronach.
"Die Mietverträge werden zwar übernommen, allerdings ist mehr als fraglich, ob und wie lange die alte Klavierfabrik so bestehen bleibt", äußert Liebold als Initiator der an Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) gerichteten Petition im Internet seine Befürchtungen, ein "wichtiger Teil der Kronacher Geschichte" und ein Stück der Existenzmöglichkeiten heimischer Bands könnte verloren gehen. Darum macht er sich online stark für einen Erhalt des Gebäudes.
Dass ein Verkauf des Geländes neben dem Schützenplatz im Gespräch ist, bestätigt Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein auf Nachfrage unserer Zeitung. Bereits vor Jahren sei ein solcher Verkauf an die Schützengesellschaft Kronach vom Stadtrat grundsätzlich beschlossen worden.
"Derzeit laufen Verhandlungen mit der Schützengesellschaft Kronach über den Kauf und dessen Bedingungen", erklärt Beiergrößlein weiter. "Inwieweit die Schützengesellschaft bereits konkrete Vorstellungen zur Nutzung von Gebäude und Areal hat, ist uns nicht bekannt. Daher können wir zu der zukünftigen Nutzung durch die Bands derzeit nichts sagen."
Diese Situation hat Liebold dazu motiviert, die Online-Petition zu starten. "Wir haben lange um diesen Probenraum gekämpft. Ich würde mich später ärgern, wenn ich nichts gemacht hätte", betont Liebold auf unsere Nachfrage. In Kronach mangele es an vergleichbaren Räumlichkeiten - ganz unabhängig von der tollen Gemeinschaft, die sich zwischen den Bands in der Klavierfabrik mittlerweile entwickelt habe.
Erst spät informiert
Liebold ärgert besonders, dass die Informationen der Stadt über
die Verkaufsverhandlungen spät und spärlich geflossen seien. In diesem Stadium ist eine Unterschriftenaktion aus seiner Sicht das einzige, was noch einen Hoffnungsschimmer weckt. Wenn eine gewisse Zahl an Unterschriften erreicht wird, will man dem Bürgermeister die Petition übergeben.
Bei der Schützengesellschaft fiel Schützenmeister Frank Jungkunz aus allen Wolken, als er von der Online-Petition hörte. "Wir sprechen mit der Stadt über den Erwerb des Grundstücks", stellt er auf Nachfrage fest. Konkrete Vorhaben gebe es für diesen Bereich oder das Gebäude nicht. Es sei einfach ein an den Schützenplatz angrenzendes Areal, weshalb es für die Schützengesellschaft grundsätzlich interessant sei.
"Ich gehe davon aus, dass wir uns bei den Modalitäten einig werden", ist Jungkunz zuversichtlich, die Verhandlungen mit der Stadt zu einem erfolgreichen Abschluss führen zu können.
Und wie ist der Stand der Verhandlungen? "Es ist nicht so, dass wir noch bei Adam und Eva wären", erklärt der Schützenmeister, dass die beiden Parteien schon weit vorangekommen sind. Dass nun online gegen diesen Kauf mobil gemacht wird, kam für Jungkunz völlig überraschend: "Ich bin ein wenig sprachlos, dass gleich so ein Ding losbricht." Prinzipiell ist er fest davon überzeugt, dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn die Schützengesellschaft dieses Gebäude kauft, als dass zum Beispiel eine Supermarkt-Kette zugreift. "Wenn's ein anderer kauft, ist es weg", spekuliert Jungkunz.