Computer und Tablets versus Brettspiel und Gedächtnistraining - womit spielen Kinder und Jugendliche heutzutage? Was ist sinnvoll und was weniger? Darüber haben wir in unserer Interview-Reihe mit dem Schulleiter der Montessori-Schule in Mitwitz, Matthias Schmidt gesprochen.
Was ist Ihrer Meinung der Spielzeugtrend des Jahres?Der moderne Spielzeugmarkt entfernt sich immer mehr von den uns bekannten Brettspielen oder dem Holzspielzeug und geht immer mehr in die Richtung von Video- und Computerspielen.
Kinder spielen heute ganz anders. Wie hat sich in den letzten Jahren das Spielverhalten verändert?Die Kinder und Jugendlichen spielen immer öfters alleine. Wenn man ein Computerspiel spielt, hat man zwar einen virtuellen Mitspieler, der aber kein echter Ansprechpartner ist, mit dem man Erfahrungen austauschen kann. Dadurch wird der Aufbau von Sozialkompetenzen verhindert und es kommt über kurz oder lang zu einer Vereinsamung des Kindes.
Ohne Computer und Handspiele geht nichts mehr, zumindest wenn Kinder im Schulalter sind.
Ist das gefährlich? Es wird immer wieder von Computerspielsucht geredet?Man kann schon erkennen, dass Kinder mit einem derartigen Spielverhalten (zum Beispiel Computerspielsucht) auch häufig andere Verhaltensauffälligkeiten aufweisen, wie Unruhe, lautes Auftreten, Aggressivität, was natürlich auch Folgen der mangelnden Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich (Vereinsamung) sind.
Welche Freizeitbeschäftigung kann Kinder und Jugendliche begeistern?Ich empfehle den Einsatz von Brettspielen. Wir, die Montessori-Schule Mitwitz, haben schon seit Jahren neben der Schachgruppe ein Spielezimmer geöffnet, in dem Jugendliche gemeinsam, auch unter Anleitung eines Pädagogen, verschiedene Brettspiele erkunden können.
Beim gemeinsamen Spielen trainieren sie automatisch ihre Sozialkompetenzen, denn die Schüler müssen, je nach Brettspiel, miteinander kommunizieren, aufeinander Rücksicht nehmen, vorausdenken und im Team agieren. Dies sind sogenannte "Social Skills", die innerhalb der Montessoripädagogik vermittelt und von der Arbeitswelt gefordert werden.
Also dienen Brettspiele auch zur spielerischen Einübung, der vorher im Unterricht erfahrenen Sozialkompetenzen. Weiterhin ist auch, nicht zuletzt durch Ergebnisse aus der neuesten Gehirnforschung, erwiesen, dass durch spielen, wie Schach spielen, das logische sowie auch das strategische Denken bei Kindern gefördert wird.
Gibt es Dinge, an denen man ein sinnvolles Spiel erkennt?Welches Spiel für welches Kind sinnvoll ist, muss individuell entschieden werden.
Jeder kennt seine Kinder und sollte sorgfältig prüfen, ob genau dieses Spiel das Richtige für das Kind ist. Man sollte beim Spielkauf vor allem die Interessen des Kindes miteinbeziehen und hinterfragen, ob ein Spiel den Bedürfnissen des Kindes entspricht.
Welches Spiel empfehlen Sie?Ich möchte mich jetzt hier nicht auf ein Spiel festlegen, es gibt viele Spiele, die Spaß machen und auf ihre Weise pädagogisch sinnvoll sind.
Sie vertreten die Montessoripädagogik - gibt es in dieser Pädagogik andere Spielarten oder andere Beschäftigungsideen als normalerweise?In der Montessoripädagogik erarbeiten die Kinder einzelne Lehrplaninhalte anhand von Montessorimaterialien, die weitgehend aus Holz hergestellt sind. Die Schüler kreieren spielerisch ihren eigenen Lernprozess.
Bei den Schülern wird durch das Montessorimaterial ein mehrkanaliges Lernen ermöglicht, das laut den neuesten Erkenntnissen aus der Pädagogik und der Gehirnforschung, ein langes Behalten des Erlernten verwirklicht. Die Kinder sollen sich als entdeckende Forscher sehen, die durch den experimentellen Umgang mit dem pädagogischen Material einen Zugang zu verschiedenen Lernwegen erhalten. Die gemeinsame Erforschung eines neuen Lerninhaltes in der Gruppe, dient natürlich wiederum zur Stärkung der Sozialkompetenz.
Welche Spielzeugklassiker haben denn, Ihrer Einschätzung nach, heute auch noch eine Chance, Kinder zu begeistern?Ich denke, dass Monopoly, Scotland Yard, aber auch das gute alte Schach- und Damespiel unsere Kinder heute noch in ihren Bann ziehen können.
Haben Sie selbst ein Lieblingsspiel- und spielen Sie manchmal?
Gelegentlich spiele auch ich Brettspiele, wie z.B. Monopoly oder Schach.
Das Gespräch führte Sonja Adam.