Der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Richard Rauh, ärgert sich über seinen Kreisvorsitzenden Ralf Pohl wegen dessen Wortmeldung in der Kreistagssitzung. Pohl selbst fühlt sich falsch verstanden.
Als am Montag in der Kreistagssitzung über eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung für die Fraktionsvorsitzenden diskutiert wurde, kam es zu einer Situation, die es in den vergangenen Jahren unter dem SPD-Fraktionsvorsitz von Richard Rauh nicht gab. Während er eine Erhöhung mitgetragen hätte, vertrat sein Kreisvorsitzender Ralf Pohl eine andere Meinung und stellte damit seinen Fraktionsvorsitzenden quasi ins Abseits.
Im Gespräch mit Rauh wird schnell deutlich, dass es auch einige Tage nach diesem Vorfall noch kräftig in ihm rumort. Zeitweise lag die Wahrscheinlichkeit sogar sehr hoch, seine Funktion niederzulegen: "Am Montagabend hätte ich meine Hand für nichts ins Feuer gelegt."
Mittlerweile habe sich der Rauch zumindest etwas verflüchtigt.
Aber auch wenn er das Thema heute nicht mehr allzu hoch hängen will, beendet ist es für ihn keinesfalls - er sieht sich in seiner Funktion beschädigt: "Das war ein schmerzhafter Tritt gegen das Schienbein. Und dafür sage ich nicht auch noch danke. Das hat seine Spuren hinterlassen. Da kann man jetzt auch nicht wieder einfach so zur Tagesordnung übergehen."
Dass er nicht sofort zurückgetreten ist, hat in erster Linie damit zu tun, dass er laut eigenem Bekunden keine Schnellschüsse mag. Außerdem hätte dann der Eindruck entstehen können, die Entscheidung stünde auch in Zusammenhang mit der insgesamt ablehnenden Haltung des Gremiums gegenüber der Bezugserhöhung. Und das wollte er nicht.
Rauh betont, dass es letztlich nicht um seine Person gehe. "Wer mich kennt, weiß, dass ich andere Meinungen achte und sie respektiere. Ich bin auch nicht fehlerfrei, aber das war mehr als unglücklich.
Ich erwarte von jedem, der sein Mundwerk aufmacht, dass er vorher seinen Verstand einschaltet und sich Gedanken darüber macht, welche Wirkung das Ganze hat", betont Rauh.
In einer der nächsten Fraktionssitzungen will Rauh den Vorfall besprechen. Bis dahin will er sich "wohl überlegen", wie er darüber hinaus weiter verfahren wird.
Ralf Pohl zeigte sich von dieser Entwicklung völlig überrascht und konnte die Haltung Rauhs letztlich auch nicht nachvollziehen: "Ich sehe überhaupt keine extremen Meinungsunterschiede." Das Problem sei aus seiner Sicht gewesen, dass es im Vorfeld der Kreistagssitzung keine SPD-Fraktionssitzung gab: "Sonst wäre es anders gelaufen." Letztlich habe er in der Kreistagssitzung nur seine Bedenken "vorsichtig formuliert". Durch die Vertagung des Tagesordnungspunktes sieht er sich dann auch in seiner Haltung bestätigt.
Angesichts der Auswirkungen innerhalb der Partei sieht sich Pohl falsch verstanden und will "in Ruhe darüber reden". Immerhin sei das Ganze nicht gegen Rauh gerichtet gewesen. Dass dieser am Ende tatsächlich zurücktreten wird, kann sich Pohl nicht vorstellen. Vielmehr glaubt er an die Fortsetzung von Rauhs Engagement: "Davon gehe ich fest aus."