Sie ist gegen Betrüger gewappnet

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Durch einen Spiegel hat Ingrid Nadler ihr Kerzenhaus genau im Blick. Ladendiebe haben keine Chance. Foto: Marian Hamacher
Durch einen Spiegel hat Ingrid Nadler ihr Kerzenhaus genau im Blick. Ladendiebe haben keine Chance. Foto: Marian Hamacher

Wer Ingrid Nadler um ihr Geld bringen möchte, ist bei ihr an der falschen Adresse. Vor Trickbetrügern ist sie durch regelmäßiges Zeitungslesen gewarnt. Und fremde Kunden in ihrem Kerzenhaus nimmt sie genau unter die Lupe.

Für Ingrid Nadler ist es ein Rätsel, wie Leute auf Trickbetrüger reinfallen können. "Ich lese regelmäßig in der Zeitung, wie Leute überlistet wurden", berichtet die Kronacherin. Wer nach einer telefonischen Aufforderung eine höhere Summe Geld bei der Bank abhebt und zur Abholung zu Hause bereithält, sei selber schuld. Nadler selbst hat noch nie einen Anruf von vermeintlichen Enkeln bekommen, die sich finanziell in einer Notlage befinden. Als Inhaberin des gleichnamigen Kerzenhauses in Kronach wurde sie allerdings mehrmals mit anderen Arten von Betrug konfrontiert.

Vertauschte Preisschilder

"Einmal wurden bei den Taufkerzen die Deckel mit den Preisauszeichnungen vertauscht", erinnert sie sich. Beim Kassieren hatte sie sich über den günstigen Preis gewundert. Meist habe sie die Kerzen in rosa und blau im Sortiment, deswegen konnte sie schnell feststellen, dass die Deckel vertauscht worden waren. "Seitdem klebe ich die Deckel am Rest der Verpackung fest."

Auch ist Nadler ein Fall in Erinnerung geblieben, bei dem ein Kunde Parfüm geklaut und die Verpackung im Regal zurückgelassen hat. "Den Diebstahl habe ich zu spät bemerkt", sagt die Seniorin. Anders war es, als zwei Mädchen versucht hatten, ein Deo zu stehlen. Sie hatte eines der Mädchen noch mit der Flasche in der Hand gesehen und dann die Beule in der Manteltasche registriert. "Ich habe die Mädchen rausgeschmissen."

Bis 1998 hatte Nadler außerdem ein Kiosk beim Krankenhaus. "Manchmal wollten Leute zwei Zeitschriften zum Preis von einer kaufen und haben die eine Zeitung deshalb in die andere gelegt", erinnert sie sich. Beim Kassieren sei ihr der Betrugsversuch dann aufgefallen.

Der Blick in den Spiegel

Wer es darauf anlegt, zu stehlen, schafft es der Einschätzung der Seniorin nach auch ein- bis zweimal. "Ich habe schon Diebe erwischt, bei den Zigaretten hinter der Verkaufstheke kann aber keiner tricksen", sagt sie und lacht.

Wenn Leute in ihrem Geschäft sind, die sie nicht kennt, sieht sie genau hin und fragt, ob sie helfen kann. Außerdem hat sie einen Spiegel hinter der Theke angebracht, mit dem sie einen Großteil der Verkaufsfläche überblicken kann. "Bemerkt habe ich schon lange nichts mehr, aber man steckt ja nicht drin."

Trickbetrug: Die neuesten Maschen

Die Täter greifen zu immer raffinierteren Methoden, um ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Egal, ob sie vor der Haustür stehen oder den Kontakt via Telefon oder Internet suchen. Die Polizei hat die neuesten Betrugsmaschen zusammengestellt. Falsche Polizeibeamte Wiederholt meldeten sich zuletzt angebliche Polizei- und Kriminalbeamte bei älteren Bürgern mit erfundenen Geschichten. Dabei wird angegeben, dass es zu Festnahmen von Einbrechern in der Nähe gekommnen sei und bei den Tätern Unterlagen mit Daten der Angerufenen gefunden worden wären. Der Anrufer lenkt dabei das Gespräch geschickt auf die Ersparnisse, Konten und Wertgegenstände der potenziellen Opfer, die nun vermeintlich nicht mehr sicher sind. Immer wieder gelingt es den Betrügern, diese zur Übergabe ihrer Ersparnisse zu bringen. Die Polizei rät: Seien Sie misstrauisch bei Anrufen, die ihre finanzielle Situation betreffen. Geben Sie keine Auskunft und beenden Sie das Gespräch. Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen. Der Enkeltrick Die Täter nutzen die Arglosigkeit und Hilfsbereitschaft meist älterer Menschen aus, indem sie bei den Telefongesprächen geschickt ein Verwandtschaftsverhältnis vorgaukeln. Das passierte auch einer Seniorin im Raum Bamberg. Bei ihr meldete sich telefonisch ein Mann, der sich als ihr Enkel ausgab. Er behauptete, einen Verkehrsunfall gehabt zu haben und dringend 30 000 Euro für die Autoreparatur zu benötigen. Die Rentnerin willigte ein, ihrem "Enkel" einen fünfstelligen Betrag zu leihen, den ein Freund abholen sollte. Der Betrug flog auf, als die Seniorin ihren tatsächlichen Enkel anrief. Die Polizei rät: Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen bei Familienangehörigen Rücksprache. Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen. Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt. Falsche Microsoft-Mitarbeiter Mit der Behauptung, im Auftrag der Firma Microsoft anzurufen, bringen Betrüger ihre Opfer dazu, ihnen Zugriff auf ihren Computer zu gewähren. So gelingt es den Tätern, an das Geld der Angerufenen zu gelangen. Die meist gebrochen englisch sprechenden Betrüger drängen die Angerufenen unter dem Vorwand von Problemen auf deren Computer dazu, zur Behebung ein Programm herunterzuladen beziehungsweise den Fernzugriff für die Anrufer zu gestatten. Anschließend verursachen sie unterschiedliche Fehlermeldungen am Gerät des Opfers oder täuschen sie auf andere Weise über den Grund dann anstehender Tätigkeiten. Ziel der Täter ist es, die Angerufenen weiter zu verunsichern und zu Zahlungen zu bewegen. Hierfür ist auch die Drohung, den Computer zu sperren, keine Seltenheit. Erfahren die Betrüger die Bank- oder Kreditkartendaten, haben sie insbesondere über Onlinebanking ungehindert Zugriff auf das Geld ihrer Opfer. Die Polizei rät: Beenden Sie solche Telefonanrufe sofort. Gewähren Sie einem unbekannten Anrufer keinesfalls Zugriff auf Ihren Rechner. Wurde ein Schadprogramm installiert, sollte der Rechner sofort vom Netz getrennt werden. Bei ungewollten Geldtransaktionen kontaktieren Sie umgehend Ihre Bank. Gewinnversprechen Weil ihm ein Lotteriegewinn in Aussicht gestellt wurde, ging ein 64-Jähriger in Vorleistung, um angebliche Gebühren für den Geldtransfer zu begleichen. Eine Dame hatte ihn angerufen und zu einem Gewinn in Höhe von 49 900 Euro gratuliert. Jedoch sollte er für den Transfer 900 Euro vorstrecken. Hierzu kaufte der Mann sogenannte "Steam-Karten" und übermittelte die darauf genannten Aktivierungscodes telefonisch. Statt des Geldsegens erhielt er einen erneuten Anruf. Diesmal teilte ihm ein männlicher Anrufer mit, dass es sich um einen Irrtum handelte, der Gewinn belaufe sich auf 94 900 Euro. Nun sollte der Mann ein Computerprogramm installieren, das den Tätern den Zugang zu seinem Rechner und zu den Kontodaten ermöglicht hätte. Die Polizei rät: Seien Sie unbekannten Anrufern gegenüber misstrauisch. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. PayPal-Betrug Die Täter bringen ihre Opfer unter anderem in Verbindung mit Anzeigen von Online-Verkaufsplattformen dazu, Geld via PayPal zu überweisen. Hierbei soll der Käufer als Zahlungsmethode "Freunde und Familie" anklicken. Bei dieser Option fallen weder für den Geldversender noch für den Empfänger Gebühren an. Allerdings besteht kein Käuferschutz. Um glaubhafter zu wirken, senden die Betrüger den Opfern ein Bild ihres angeblichen Personalausweises zu. Auch diese Dokumente sind ergaunert. Das PayPal-Konto wird von den Tätern nur kurzfristig eingerichtet, das erhaltene Geld direkt an Dritte weitergeleitet und das Konto wieder gelöscht. Die bestellte Ware kommt nie an und die Summe wird von PayPal nicht zurückerstattet. Die Polizei warnt deshalb, die Zahlungsmethode "Freunde und Familie" bei persönlich unbekannten Leuten zu nutzen.

Haustürbetrug

Die Polizei warnt auch vor diversen Methoden des Haustürbetrugs. Dabei würden sich Diebe als falsche Handwerker, Amtspersonen oder Mitarbeiter der Stadtwerke in Wohnungen einschleichen. Ferner weist die Polizei darauf hin, dass sich Tathandlungen teilweise auch "vermischen". So kann ein geforderter Betrag bei einem Gewinnversprechen auch von einem angeblichen "Geldkurier" abgeholt werden. Oder ein falscher Polizeibeamter fordert sein Opfer auf, Kontodaten für einen Online-Betrug durchzugeben. Verwiesen wird zudem auf die zunehmenden Delikte im Bereich des Internets. Im Bereich des Online-Bankings und E-Mailverkehrs seien das besonders das "Phishing" sowie Viren und Trojaner. Genannt werden auch Bereiche wie Online-Dating, Sextortion oder Smart Living. Hier kommt es teilweise zur Erpressung, wenn zum Beispiel Geld gezahlt werden soll, um die Veröffentlichung zuvor übersandter Nacktbilder zu verhindern.

Näheres gibt es im Internet auf polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internetang