Sie alle bereuen diese Liebe nicht

2 Min
Nur der FCN: Vor dem Relegations-Rückspiel waren die Fans der "Glubberer" beim Rudelgucken auf dem Nürnberger Hauptmarkt noch optimistisch, dass sie in der kommenden Spielzeit über Tore in der Bundesliga jubeln dürfen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Nur der FCN: Vor dem Relegations-Rückspiel waren die Fans der "Glubberer" beim Rudelgucken auf dem Nürnberger Hauptmarkt noch optimistisch, dass sie in der kommenden Spielzeit über Tore in der Bundesliga jubeln dürfen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Zwar sind die Anhänger des 1. FC Nürnberg nach der vergebenen Relegation enttäuscht, sie trennen die beiden Spiele aber bewusst von der regulären Saison.

Gegangen ist niemand. Gefühlt zumindest. Mit beiden Händen recken die Club-Fans ihre roten Schals in den Nürnberger Nachthimmel - in den sie mit der verbliebenen Kraft ihrer Stimmbänder noch lautstark die wohl berühmteste aller Fußball-Hymnen singen: "You'll never walk alone". Es ist eine rote, tönende Wand. Ein Gänsehaut-Moment.

Wer die vorangegangenen 90 Minuten des Relegation-Rückspiels des 1. FC Nürnberg gegen Eintracht Frankfurt nicht mitbekommen haben sollte, könnte zu dem Schluss kommen, die "Glubberer" dürfen in der kommenden Saison Teams wie den FC Bayern München oder Borussia Dortmund empfangen. Dürfen sie nicht. Leider.


Zu viel Angst vor Frankfurt

Die Spieler von Trainer René Weiler müssen den besungenen Weg zwar auch zukünftig nicht alleine gehen, allerdings weiterhin in der 2. Bundesliga. "Es ist schad drum, aber wenn man sich die Gesamtsituation ansieht, ist es vielleicht besser so", sagt Alexander Fehn vom FCN-Fanclub "Notruf Windheim". "Ich spiele lieber in der 2. Liga oben mit, als in der Bundesliga Letzter zu sein." Auch einen Tag nach dem Ende aller Aufstiegshoffnungen klingt die Enttäuschung über das offensivschwache Spiel seines Lieblingsvereins noch mit. Seiner Meinung nach hätten die Nürnberger Spieler zu viel Angst vor den bundesligaerfahrenen Frankfurtern gehabt - was nicht nötig gewesen sei. "Im Grunde haben die ja erst nach dem Gegentor von Haris Seferovic angefangen, Fußball zu spielen", sagt der 38-Jährige. Er hätte sich gewünscht, dass sein Verein mit derselben Leidenschaft in die beiden Entscheidungsspiele gegangen wäre wie in die Partien in der Endphase der regulären Spielzeit.

Auch Uwe Burger vom "FCN-Fanclub Fischbachtal" hat Probleme, die defensive Ausrichtung der Mannschaft nachzuvollziehen. "Vor allem, da Frankfurt jetzt auch nicht die Bringer im Sturm hat", sagt der 35-Jährige, der in dieser Saison 20 bis 25 Spiele live im Stadion verfolgt hat. "Es ist einfach schade, dass wir uns zu sehr haben nach hinten reindrängen lassen." Schon ein Club-Tor hätte wohl gereicht, um Frankfurt aus der Reserve zu locken, vermutet er: "Dann hätte es Platz für Konter gegeben." Doch der Konjunktiv hat den Fußball-Gott bekanntlich noch nie interessiert. "Wenn meine Oma ein Bus wäre, dann könnte sie hupen", sagte Werder Bremens Legende Dieter Eilts einmal treffend auf die Hätte-Wäre-Wenn-Frage eines Journalisten.


Traurig und enttäuscht

So enttäuscht Burger über die leichtfertig liegen gelassene Aufstiegs-Chance auch ist, auf die zuvor gespielte Saison will er nichts kommen lassen. Im Norden des Landkreises herrscht eine ähnliche Sichtweise. "Man muss ja nur mal überlegen, wie die Spielzeit losgegangen ist", erinnert Uwe Witurka von den "Clubfans Frankenwald Nordhalben" an die 3:6-Klatsche am ersten Spieltag gegen den späteren Zweitliga-Meister SC Freiburg. "Letztlich war es eine gute Saison, die nur leider nicht gekrönt wurde."

Traurig und enttäuscht sei er über die Niederlage gegen Frankfurt, doch nach einer Nacht sehe er die Dinge schon wieder relativ sachlich. Technisch versierter seien die Gäste gewesen, die auch den Ball besser durch die eigenen Reihen hätten laufen lassen. Das müsse man neidlos anerkennen. "Bei uns ist die Klasse für die Bundesliga wohl einfach nicht ausreichend." Der 42-Jährige vermisste im Spiel des Clubs das spielerische Element. "Der Wille, das 1:0 zu machen, hat gefehlt", analysiert Witurka.

Seit er den Nordhalbener Fanclub 1993 mit gründete, hat Nürnberg bereits einige Male munter die Spielklasse gewechselt. Erfahrungen, die wohl helfen, die Niederlage vom Montag einzuordnen und sie verarbeiten zu können. "Als Clubberer bist du eben leidgeprüft", sagt Alexander Fehn. Doch auch die Niederlage gegen die Eintracht ändert nichts daran, dass für alle Fanclubs des Landkreises weiterhin das Motto gilt, dass die Ultras Nürnberg in der Rückrunde der Saison 2013/14 als Slogan ausgaben: "Ich bereue diese Liebe nicht". Das war am Montag nicht nur akustisch zu spüren.